Wiedereröffnung der Paläontologischen Sammlung der Universität Tübingen

English abstract:

The University of Tübingen houses the oldest geological and paleontological faculty in Germany, founded in 1837 by Friedrich August Quenstedt. His untiring activity in the field, classroom and research laboratory, helped this youngest branch of the natural sciences to develop in leaps and bounds over the next decades. During this time he and his colleagues and acquaintances also built up one of the most significant paleontological collections in Europe, including a good number of Holotypes of fauna first described here.

Two of the editors of Steinkern had the honor of being invited to the reopening of this world-renowned collection and they report below about the event.

Now, under the direction of Prof. Dr. Boehme and thanks to the generous financial support from various sources and to the hard and dedicated work of a good number of volunteers and coworkers, the collection has been updated, refurbished, reorganized and reopened for the general public. Dr. Boehme gave particular thanks in her introduction to Dipl. Geol. Philipe Havlik, the new custodian of the collection and his colleague Dipl. Geol. Manuela Aiglstorfer. The rector gave the opening talk and other prominent speakers from political and other supporting or related institutes rounded off this part of the evening before the collection was officially opened for the first viewing.

The Geological Institute today has one of the largest faculties of its kind in Germany. The collection belongs now to the largest university collections in the world, housing an estimated 1 000 000 objects, including over 1500 original scientific publications. It’s no wonder that researchers from all over the world are to be met here at any time of year.

 

Wiedereröffnung der Paläontologischen Sammlung der Universität Tübingen

von Roger Furze und Thomas B. (alias Amaltheus)


Nach 18 monatiger Umbauphase wurde die Paläontologische Sammlung wieder eröffnet.

Dieses besondere Ereignis fand am Mittwochabend, den 02. November dieses Jahres im Hörsaal des Geologischen Instituts in der Sigwartstrasse statt. Zwei Steinkern-Mitglieder hatten die Ehre, dazu eingeladen zu sein, und wir möchten an dieser Stelle darüber berichten.

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Einges an Prominenz war zur Eröffnung geladen.

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Rektor Prof. Dr. Berndt Engler (Uni Tübingen)


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Prof. Dr. Madelaine Böhme


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Das symbolische Band wird durchschnitten ...

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Besichtigung durch die geladenen Besucher ...


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Das Rahmenprogramm war in jeder Hinsicht gelungen ....

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Friedrich August Quenstedt, der Begründer der paläontologische Sammlung
sowie der Geolog.-Paläontologischen Fakultät Tübingen.


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Teile des Arbeitszimmers von Friedrich August Quenstedt



Nach einen Grußwort von Rektor Prof. Dr. Berndt Engler sprach Theresia Bauer MdL, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg über die besondere Stellung der Universität Tübingen in der Forschungs-Landschaft Deutschlands und brachte Glückwünsche des Landes für die Neueröffnung mit.
Prof. Dr. Georg Zizka von der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung sprach dann, stellvertretend für den verhinderten General-Direktor des Instituts, über die fruchtbare Zusammenarbeit der zwei Institutionen. Anschließend erzählte Prof. Dr. Madelaine Böhme vom Fachbereich Geowissenschaften über den Werdegang des Neuaufbaus und bedankte sich bei den vielen Mitarbeitern, unterstützenden Kollegen und behördlichen Stellen. Sie erwähnte auch, wie beeindruckt sie von dem starken Interesse für die Themen Geologie und Paläontologie in der Bevölkerung im „Ländle“ war und hofft, dass dieses Interesse auch künftig zum Erfolg der Arbeit beitragen kann.
Zum Abschluss der Reihe gab Prof. Dr. Frank Westphal einen Eröffnungsvortrag zum Thema „Von der Petrefaktenkunde zur Paläontologie. Ein Bericht über das erste halbe Jahrhundert von Institut und Sammlung, sowie über die ungewöhnliche Persönlichkeit ihres Begründers Friedrich August Quenstedt.“
Darin erhalten waren informative und teils amüsante Anekdoten zur Entwicklung der genannten Fachrichtungen und zum Leben und Wirken Quenstedts:
Man könnte mit recht sagen, dass Friedrich August Quenstedt der „Vater“ der süddeutschen Paläontologie war. Er wurde im Jahre 1837 aus Berlin hierher als Professor für Mineralogie und Geognosie - wie es damals hieß - zum Mitarbeiter der philosophischen Fakultät berufen. In den folgenden Jahren gründete und leitete er die erste naturwissenschaftliche Fakultät Deutschlands und trug durch seinen unermüdlichen Einsatz in Feld und Stube, am Schreibtisch und Lehrpult maßgeblich zur Entwicklung der damaligen neuen wissenschaftlichen Gebiete der Geologie und Paläontologie bei. Parallel dazu baute er die paläontologischen Sammlung, die bei seiner Ankunft nur aus zwei „öden“ Vitrinen bestand, erst durch seine eigene Feldforschung und später zunehmend über ein Netzwerk von Kollegen und einheimische Sammler bald zu einer der bedeutendsten paläontologischen Sammlungen Europas, wenn nicht der ganzen Welt, aus. Die Sammlung hat heute noch große Bedeutung für die paläontologische Forschung, insbesondere wegen der großen Anzahl von Holotypen, die erstmals von Quenstedt und seinen damaligen Kollegen beschrieben und benannt worden sind und hier immer noch aufbewahrt werden.
 
Jetzt erstrahlt die Schausammlung in neuem Glanz. Unter der Leitung von Prof. Dr. Böhme und dank der für unsere Zeiten großzügigen finanziellen Unterstützung aus verschiedenen Quellen hat ein fähiges Team von Mitarbeitern und Freiwilligen die vor kurzem noch etwas verstaubte Sammlung viel attraktiver und auch für den Laien leicht überschaubar gemacht. Dr. Böhme sprach dafür in ihrer Ansprache einen besonderen Dank an Dipl. Geol. Philipe Havlik, Kustos der paläontologischen Sammlung, und seine Kollegin Dipl. Geol. Manuela Aiglstorfer aus.

Nach der Vortragsreihe schritt die Frau Ministerin im Begleitung von Rektor Engler und Prof. Dr. Georg Zizka (Senckenberg) zum Eröffnungsband, dessen feierliches Durchschneiden sie zu Dritt bewältigten. Danach durften die Anwesenden bei einem erfrischenden Imbiss und unter den schönen Klangen eines Jazz-Trios die neu eröffnete Sammlung besichtigen.
 
Die Sammlung ist jetzt wieder für die Öffentlichkeit von Montag bis Freitag von 9-17 Uhr zugänglich. Prof. Dr. Engler nannte das Ziel von 10.000 Besuchern im Jahr und wir können hier nur empfehlen, dass die geneigten Leser zu dieser Zahl durch ihr Erscheinen vor Ort beitragen.  

Website:

 



Sammlung des Geologischen Instistuts

Im Jahre 1837 übernahm F.A. Quenstedt den neu geschaffenen Lehrstuhl für Mineralogie und Geognosie an der Eberhard Karls Universität Tübingen.
Er begründete damit die noch junge Geologie als eigenständigen Wissenschaftszweig im Königreich Württemberg. (Quelle: Wikipedia).
Das war auch der Beginn der paläontologische Sammlung der Universität Tübingen.
Das Museum selber wurde später - im Jahr 1903 - eröffnet.
Der Fachbereich Geowissenschaften an der Eberhard Karls Universität Tübingen umfasst heute mehr als 25 Professuren aus den Bereichen der Geologie, Mineralogie, Geographie, Umweltnaturwissenschaften und Archäologie.
Er gehört somit zu den größten Fachbereichen seiner Art an deutschen Universitäten.
Im frei zugänglichen Museumsteil der Geolog.-Paläontolg. Sammlung werden derzeit auf 800 qm ca. 3000 Fundstücke (1000 mehr als früher) aus 500 Mio. Jahren Erdgeschichte der Öffentlichkeit präsentiert. Insgesamt umfasst die Paläontologische Sammlung der Universität Tübingen geschätzte 1.000.000 Objekte - darunter Belegmaterial zu über 1.500 wissenschaftlichen Publikationen.

Die Tübinger Sammlung gehört aufgrund ihres Umfangs und ihrer Exponate weltweit zu den größten Universitätssammlungen.

Von besonderem Wert sind die Abbildungsbelege zu den Werken von Friedrich August Quenstedt. Darüber hinaus finden sich Belegmaterialien u.a. zu Arbeiten von Auer, Branco, Broili, Bronn, E. und O. Fraas, Hauff, Heer, Hennig, v. Huene, Jaeger, Koken, Naef, Pompeckj, Schindewolf, Schlegelmilch, Seilacher, Westphal, Wiedmann und Zittel.

"Die Paläontologische Forschungs-, Lehr- und Schausammlung nimmt unter den Institutsmuseen auf den Gebieten Saurier und Ammoniten in Deutschland eine Spitzenstellung ein. So verfügt das Tübinger Institut über die deutschlandweit größte und bedeutendste Sammlung von Mosasauriern. Ausgestellt sind, zum Teil in weltweit einmaligen Stücken, unter anderem Fische, Schwimmsaurier und Krokodile des Jurameeres, Pflasterzahnechsen, Flugsaurier, montierte Skelette von Dinosauriern und anderen Landreptilien mit einer besonders wertvollen Kollektion säugerähnlicher Reptilien der Südkontinente, eiszeitliche Säugetiere aus Württemberg, ferner Ammoniten, Seelilien und andere wirbellose Tiere. Themendarstellungen zeigen Ausschnitte fossiler Meeresböden und behandeln Fragen der allgemeinen Paläontologie" (Quelle: Homepage Uni Tübingen).


Mein persönliches Fazit:
Seit einigen Jahren weht ein frischer Wind durch den Fachbereich Geowissenschaften und insbesondere durch die Palöntologische Sammlung. Das sieht man nicht nur, wenn man durch die überarbeiteten bzw. neu gestalteten (und entstaubten) Sammlungsräume geht. Das spürt man auch an der Offenheit und Freundlichkeit die man u.a. auch "Hobby-Sammlern" - wozu ich mich zähle - entgegen bringt. Wer sich für Fossilien interessiert - der sollte, wenn er in die Gegend von Tübingen kommt, unbedingt einen Abstecher in die paläontologische Sammlung machen. Es rentiert sich!
Wer zudem die Möglichkeit hat vom Kustos der Sammlung Philipe Havlik durch die Magazine geführt zu werden... dem werden die Augen übergehen angesichts der Schätze, die in den Magazinen noch "schlummern".

- Thomas B. alias Amaltheus -


Weitere Infos zum Institut und zur Sammlung findet man im Internet unter:


Institut:

http://www.paleo.uni-tuebingen.de/


Paläontologische Sammlung:

http://134.2.48.61/index.php?id=4


u. a. Sammlungs Rundgang:
 

Nun jedoch zu einigen Bildern, die nur einen kleinen Eindruck von der Sammlung vermitteln können:


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Eingang des Instituts (Quelle: Homepage des Instituts)


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Plan der einzelnen Räume (Quelle: Homepage des Instituts)



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Fischsaurier aus dem sog. Holzmadenschiefer im Treppenaufgang zur Dauerausstellung


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Einer der Fischsaurier im Detail


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Sog. Ammonitenpflaster aus dem "Schwäbischen Arietenkalk"


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Nochmals ... etwas größer ... .
Ein vergleichbares Stück findet sich nur noch im Löwentormuseum in Stuttgart.


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Der sog. Stratigraphie-Saal - ganz im Stil eines Naturalienkabinetts mit über 100 Jahre alten Orginal Vitrinen und Schränken. An der Wand befindet sich eine riesige Seelilienkolonie aus dem Lias Epsilon von Ohmenhausen.


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Stratigraphie-Saal mit der Riesen-Ammoniten-Wand im Hintergrund.

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Riesenammoniten aus dem Schwäbischen Jura, großteils aus dem sog. Arietenkalk, aber auch aus dem Dogger und Malm.


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Weitere Riesenammoniten aus dem Schwäbischen Jura. Darunter viele Orginale von F.A. Quenstedt.


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Mastodonsaurus-Schädel aus dem Keuper von Vellberg-Eschenau


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Fossilien aus der Kreide


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Braunjura-Ammoniten

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Schwarzjura-Ammoniten


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Schlotheimia aus dem Schwarz-Jura

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Pflanzenreste aus dem Keuper

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Ammoniten aus dem oberen Unter-Jura (unteres Toarcium)


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Ausschnitt aus einer riesigen Seelilienplatte mit Uintacrinus socialis
aus der Kreide von Kansas (USA)


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Eingang zum sog. Württemberg-Saal in dem vor allem Fossilien
aus klassischen Fundstellen Württembergs gezeigt werden.


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Zwei Höhlenbärenskelette aus der Erpfinger Bärenhöhle

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Braunjura Ammoniten

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Entrollte Braunjura-Ammoniten von der Schwäbischen Alb


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Meeresreptilien aus dem Mittleren Jura von England

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Schädel im Detail

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Wand mit diversen Schlangenhalssauriern unterschiedlicher Epochen.


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Meereskrokodile aus den Holzmadenschiefern

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Blick in den Raum mit den Krokodilen, Scheinkrokodilen und Flugsauriern


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Zwei jeweils ca. 6 m lange Mosasaurier aus der Kreide


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Historische Fischsaurierskelette

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3D erhaltener Fischsaurierschädel von ca. 1 m Länge


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Große und kleine Fischsaurerskelette u. Schädel füllen die Wände der Flure


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Dazwischen ein Exot aus dem Devon von Marokko: ein riesiger Fisch-Schädel von
ca. 1 m Länge


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Plateosaurier dürfen natürlich nicht fehlen. Im der Ausstellung sind
2 Skelette dieses "Schwäbischen Lindwurms" zu sehen.


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Im sog. Therapsiden-Saal

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