Das „Museum im Kräuterkasten“ in Albstadt-Ebingen

Anlässlich der Anfrage von Sönke Simonsen nach irisierenden Ammoniten habe ich mich erinnert, das Museum im Kräuterkasten in Ebingen einmal wieder aufzusuchen und dort nach denselben aus dem Braunen Jura zu schauen. Der Besuch ergab dann die Idee, das schöne Museum auf Steinkern.de vorzustellen.

 

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Abb. 1: Das Museum Kräuterkasten in Albstadt Ebingen. Das Gebäude aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts war ehemals herrschaftlicher Fruchtkasten und später Lagerhaus des Ebinger Kräuterhandelshauses Groz.

 

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Abb. 2: Höhlenfunde aus der Umgebung in der archäologischen Abteilung des Museums.


Das Museum ist Außenstelle des Staatlichen Museums für Naturkunde Stuttgart und Geopark Infostelle.

 

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Abb. 3: Attraktive Präsentation von Einzelstücken, anspruchsvolle grafische Gestaltung, viele Bilder und kurze Texte machen den Aufenthalt in der Sammlung für interessierte Besucher zu einem kurzweiligen Erlebnis.


Das Museum Kräuterkasten präsentiert in der geologischen Abteilung einen Überblick über Jurafossilien der Zollernalb und umliegender Regionen. Die thematische Auswahl der Exponate bildet auch die Forschungsschwerpunkte des Museums Stuttgart in der Region in und um die Zollernalb ab. So sind Fossilien aus dem Subfucaten-Oolith von Talheim bei Mössingen ausgestellt, welcher bei Erschließungsarbeiten für ein Baugebiet einmalig gut aufgeschlossen war.

 

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Abb. 4: Seltene Ammoniten aus dem Bajocium von Talheim bei Mössingen und Gosheim.

 

Der Macrocephalen-Oolith von Pfeffingen und dem Klingenbachtal ist gut vertreten. Hier fanden immer wieder bei Bauaufschlüssen und Erdrutschen umfangreiche Aufsammlungen und Profilaufnahmen statt.

 

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Abb. 5: Ammoniten aus dem Callovium aus Grabungen des Museums für Naturkunde Stuttgart von der Zollernalb.

 

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Abb. 6: Macrocephalites verus von Pfeffingen.

 

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Abb. 7: Ein wunderschöner Ammonit der Art Kepplerites keppleri.

 

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Abb. 8: Heteromorphe Ammoniten aus dem Macrocephalen-Oolith.

 

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Abb. 9: Irisierende Perlmuttschalenreste an Ammoniten aus dem Macrocephalen-Oolith von Pfeffingen.

 

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Abb. 10: Microconch mit Apophyse und faszinierend schillernden Schalenresten.

 

Die Lochenregion als klassisches Typusgebiet der Fauna der Weißjuraschwammriffe ist mit vielen Belegen gut sortiert im Kräuterkasten vertreten.

 

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Abb. 11: Typisch in der Lochenfauna des unteren Weißjura: das Lochenschwämmchen Sporadopyle obliqua.

 

Die Nusplinger Plattenkalke werden in schönen Beispielen dargestellt. In den letzten 25 Jahren fanden dort regelmäßig wissenschaftliche Grabungen statt und die neuen Erkenntnisse über diese einzigartige Fossillagerstätte der Schwäbischen Alb fanden ihren Niederschlag in zahlreichen Veröffentlichungen.

 

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Abb. 12: Nusplinger Fische.

 

13 Nusplingen in Ebingen

Abb. 13: Geosaurus suevicus mit Fenster – dieses ist nur bei besonderen Lichtverhältnissen zu sehen. ;-)

 

14 Nusplingen in Ebingen

Abb. 14: Trachyteuthis - ein schöner Tintenfisch aus den Nusplinger Plattenkalken.


Wohltuend auf Wesentliches reduziert sind die Texttafeln. Hier werden Aspekte der Forschungsgeschichte der Paläontologie der Zollernalb erklärt und der Schichtbau des Jura mit Bildern und Grafiken veranschaulicht.

 

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Abb. 15: Für mich das beeindruckendste Fossil der Sammlung: Ein Crussoliceras (Katroliceras) atavum aus der historischen Sammlung Johannes Binder von Ebingen.

 

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Abb. 16: Eine Ansicht des großen Crussoliceras atavum von schräg-seitlich, welche die typische Skulptur der Ventalseite zeigt.

 

Die Etiketten an den Fossilien sind weitgehend auf aktuellem Stand (wenn man berücksichtigt, dass das Museum nunmehr auch schon etwa 30 Jahre alt ist). Das kann genutzt werden um eigene Funde wie etwa die viegestaltigen Schwämme für den sammlerischen Hausgebrauch anhand der Exponate gut zu bestimmen.

 

17 Ebingen

Abb. 17: Schwämme von der Zollernalb.

 

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Abb. 18 (links oben): Pachyteichisma lamellosum, Tieringen.

Abb. 19 (rechts oben): Hyalotragos patella, Obernheim

Abb. 20 (unten): Cypellia prolifera, Weißjura gamma, Hochwanger Steige, Stiftung Sammlung W. Müller, 1978.

 

Die Sammlungen des Museums wurden immer wieder durch Stiftungen und Ankauf bereichert. Seit 1925 wurde in Ebingen ein Heimatmuseum eingerichtet. Im 2. Weltkrieg ging etliches durch einen Bombenangriff verloren. Das Museum Kräuterkasten ist seit 1986 mit der Sammlung Vor- und Frühgeschichte in Betrieb. Die Geologische Abteilung des Kräuterkastens wurde 1987 eröffnet.

Das Museum lädt geradezu dazu ein, sich mit der Betrachtung der Einzelstücke zu beschäftigen und vielleicht die einzelnen Themen daheim noch mehr zu vertiefen. Einiges an Literatur für Einsteiger kann im Kassenbereich bei der Aufsicht erworben werden.

 

21 Ebingen Aspidoceras schilleri

Abb. 21: Ein großes Aspidoceras schilleri von der Zollernalb.

 

22 Ebingen Rhabdocidaris1

Abb. 22: Ein seltener Seeigel der Gattung Rhabdocidaris aus dem mittleren Weißjura von Tieringen.

 

Da das Museum direkt an den Stadtkern angrenzt, ist es dort auch nett zu bummeln, Kulinarisches zu probieren, außerdem kann auch Kunst auf der Straße betrachtet werden.

 

23 Kunst in Ebingen Stier

Abb. 23: Ein urtümlicher Stier aus Jura-Kalkstein mitten in der Stadt.

 

24 Kunst in Ebingen

Abb. 24: Bunte Tänzerinnen bei einer Eisdiele.

 

25 Kunst in Ebingen Zeitungsleser

Abb. 25: ... beim Lesen einer Zeitung.

 

26 Kunst in Ebingen

Abb. 26: Eine Abbruchbrache neben dem Museum ist nicht nur ein entstehendes Biotop sondern auch ein Ort für spontane künstlerische Betätigung.

 

Ganz nebenbei waren dann am Wege auch noch Studien zur rezenten Ichnologie möglich:

 

27 Ichnologie Spuren in Vanilleeis Ebingen

Abb. 27: Ein Kapitel Spurenkunde: Beobachtung auf dem Weg zum Museum auf dem Asphalt: auf den Boden gefallenes Vanilleeis mit Spuren unbekannter Erzeuger. In Gedanken bei Dolf Seilacher: "Who done it?"

28 29

Abb. 28 und 29: Mögliche Erzeuger - Nachfolger der Saurier:

Der Linke ist zu klein und mag lieber Insekten fangen auf der Abbruchbrache beim Museum, welche der selbstständigen Renaturierung zustrebt.

Warum muss die Taube wohl die Füße im Wassergraben waschen? Der Erzeuger der Spuren ist somit identifiziert.

 

Adresse: Im Hof 19, 72458 Albstadt im alten Ortszentrum des Stadtteils Ebingen

Öffnungszeiten (Stand 8/2017): Mi., Sa., So. und an Feiertagen von 14 - 17 Uhr

Eintritt: 1,00 Euro, ermäßigt 0,50 Euro, Führungen: 40 Euro (pro Gruppe max. 25 Personen)

Weiterführende Informationen zum Museum:

http://www.albstadt.de/Museum-im-Kräuterkasten

 

Norbert Wannenmacher für Steinkern.de