Kurioses und Humor

"Lebende Fossilien": Quietschvergnügte Ostrakoden

Muschelkrebse sind seit dem Erdaltertum erhalten und spielen bekanntlich in der Mikropaläontologie eine wichtige Rolle als Leitfossilien. In Schlämmproben aus dem Lias bis zum Neogen habe ich immer wieder schöne Exemplare mit glänzend glatter, netzartig strukturierter oder teilweise bizarr anmutender Schalenoberfläche finden können, teilweise auch doppelklappig.


Um mich auf die Suche nach solchen Viecherln zu machen, habe ich vor etwa drei Wochen  ein wenig Material aus einem vor ungefähr 20 Jahren im Garten angelegten Sumpfloch, einem großen, eingegrabenen Mörtelkübel mit Wasser und einfacher Bepflanzung, entnommen: Trübes Wasser mit Blättern und Moos. Das große, wie die Bilder anhand der Lufteinschlüsse zeigen, alte Einweckglas mit knapp einem Liter der Probe ließ ich dann im Halbschatten der Terrasse ruhen.

Vor einer Woche konnte ich lebhaftes Gewusel darin entdecken. Meine erste Befürchtung, dass es sich „nur“ um Hüpferlinge, also nicht um die gewünschten Ostrakoden handeln würde, konnte die Lupe entkräften: Es sind leibhaftige Muschelkrebschen in Massen, einen bis zwei Millimeter lang und quicklebendig. Dabei dürfte es sich um unterschiedliche Arten handeln, zumindest eine meine ich ausgemacht zu haben: Cypricercus affinis (Eucypris affinis, Cypris reticulata), ein Frühlings-Muschelkrebs (vgl. Strebele, H.; Krauter D.: „Das Leben im Wassertropfen – Mikroflora und Mikrofauna des Süßwassers“, Franckh´sche Verlagshandlung, Stuttgart, 6. Auflage, 1982).

Ein interessanter Link zu Muschelkrebschen:
http://www.urzeitkrebse.de/beitraege/wissenschaft/ostrakoden.html

Man kann die Tierchen auch filmen. Unglaublich, wie die ihr Fressen einfangen oder aufeinander herumtrampeln – fast wie richtige Menschen.

Videosequenz finden sich bei Youtube:
 
https://www.youtube.com/results?search_query=ostracods



Nachahmung solcher Experimente sehr empfohlen – es macht immens Spaß!

Beste Grüße

Michael

P.S.:
"Lebende Fossilien" sind die Gezeigten eigentlich definitionsgemäß nicht, da sie in vielen Arten weit verbreitet sind. Aber es sind ihrer Herkunft nach altertümliche Tierchen; einige Arten der Ostrakoden dürfen auch als "lebende Fossilien" gelten.
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Abb. 1: Blick in das Einweckglas

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Abb. 2: Vergrößerung aus Abb. 1

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Abb. 3: Ein weiterer Blick in das Einweckglas

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Abb. 4: Vergrößerung aus Abb. 3

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Abb. 5: Sekündlich ändert sich die Situation

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Abb. 6: Mikroskopische Aufnahme im Durchlicht