Kurioses und Humor

Für alle Jahre wieder: der Ammoniten-Adventskalender

Abb1

Abb. 1: Der fertige Kalender.

 

Auf mehrfachen Wunsch hin stelle ich hier einen Adventskalender vor, den ich vor einigen Jahren aus einer Laune heraus hergestellt habe. Inzwischen ist er im Steinkern-Forum zu einem neuen Besitzer gekommen, aber er hat einige Mitglieder so erfreut, dass ich versuche, aus der Erinnerung heraus und mit den alten Fotos einen Bericht darüber zu verfassen.
Entstanden ist die Idee aus einem spaßigen Gespräch mit dem kleinen Sohn einer Kollegin, in dem wir uns über Adventskalender unterhielten und nicht verstehen konnten, dass bei dem Hype um Dinosaurier nicht längst ein Schokosaurier-Adventskalender auf dem Markt ist. Selbst Saurier aus Schokolade herzustellen war mir zu schwierig, aber mit anderen Fossilien, dachte ich, müsste es doch gehen.
Zu Beginn stand die Überlegung, wie ich aus Ammoniten Schokoladenammoniten machen konnte. Dazu habe ich feinkörnigen Ton beim Keramikbedarf gekauft und in kleine, pragmatisch zugeschnittene Platten einfach einige von meinen Ammoniten und Brachiopoden  hineingedrückt und vorsichtig wieder entnommen. So entstanden die Negativformen. Bei kleinen Fossilien habe ich manchmal zunächst eine runde Form in den Ton gedrückt und dann erst in die Mitte der so entstandenen Vertiefung das Fossil gedrückt, damit der filigrane Fossil-Schokoladensteinkern später stabil auf Schokoladenmatrix geborgen werden kann.

 

Abb2

Abb. 2: Die spiriferiden Brachiopoden in der rechten Bildhälfte wurden in eine Vertiefung gedrückt und werden somit später zu "Schoko-Matrixstücken".

 

Die Tonformen lässt man gut durchtrocknen, bevor sie zum Schrühbrand in den Brennofen kommen (dafür braucht man die Hilfe einer Töpferwerkstatt oder eines Bastelladens, der solche Brände gegen Entgelt anbietet). Nach dem Schrühbrand müssen die Tonformen mit einer lebensmittelunbedenklichen, spülmaschinenfesten und möglichst dünnflüssigen Glasur (damit die Fossilienkonturen erhalten bleiben) überzogen werden und zum Glasurbrand dann erneut in den Brennofen.

 

Abb3

Abb. 3: Fertige Formen des Ammoniten Pleuroceras.

 

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Abb. 4: Weitere Motive.

 

Nun kann das Experimentieren mit verschiedenen Schokoladensorten beginnen. Für Scholadensüchtige ist dies eine ganz gefährliche Phase – schließlich müssen ja verschiedene Sorten wie Lindt, Marabou, Milka oder Aldi-Schokolade auf ihren Geschmack und ihre Eignung hin getestet werden.
Im Internet findet man reichlich Hinweise zum Auflösen von Schokolade im Wasserbad. Wichtig ist, dass die Schokolade anschließend gut durchgehärtet, d. h. abgekühlt, ist, bevor man sie mit einem kleinen Messer aus den Keramikformen heraushebeln kann. Dazu habe ich die gefüllten Formen nach dem ersten Abkühlen in ein Kühlfach gelegt.

 

Abb5

Abb. 5: So soll es aussehen - die ersten Ammoniten sind bereit zum Verzehr. Nicht vergessen sollte man, dass am Ende noch 24 Exemplare für den Kalender übrig bleiben sollen.

 

Jetzt fehlt nur noch der passende Kalender zu den Schokoladenfossilien:


Zunächst habe ich mit Acrylfarbe einen Ammoniten mit 24 Kammern auf eine ca. 40 × 40 cm große, dünne, aber stabile Pappe gemalt. Wichtig ist, dass diese Pappe aus langen Papierfasern hergestellt ist, weil sie häufige Faltbewegungen aushalten muss. Da ich sehr viel Buchbinderei betrieben habe, konnte ich auf entsprechendes Material zurückgreifen.
Für dieses Bild habe ich dann einen offenen, flachen Kasten aus 3 mm dicken Graupappen gefertigt, welchen ich in der Grundfarbe des Ammonitenbildes  (Preußisch Blau) gestrichen habe. Aus den Anfängen des Baus habe ich leider keine Fotos. Der Boden dieses Kastens muss an jeder Seite 3 mm größer sein als das Ammonitenbild.
Die vier Seitenwände des Kastens sind aus 3 mm dicken und ca. 3 cm und 2 cm breiten Streifen Graupappe hergestellt, wobei man jeweils zwei verschieden hohe Streifen miteinander verklebt. Diese Wände werden dann mit Klebstoff so auf dem Unterboden befestigt und zusätzlich von unten getackert, dass die flacheren Streifen innen liegen. Später soll in diese Vertiefung dann das gemalte Bild eingelassen werden und auf der Kante der flachen Pappstreifen aufliegen. Danach muss eine Schablone des Ammoniten angefertigt werden, welche auf den Boden der Unterkonstruktion übertragen wird. Wichtig ist hierbei die genaue Übertragung der Kammerumrisse auf den Kastenboden.

 

Abb6

Abb. 6: Der Unterbau der 24 Kammern.

 

In Abb. 6 kann man die mit Filzstift gezogenen Umrisse der Kammerwände und den Absatz an der Innenseite der Seitenwände erkennen. Das Foto zeigt auch schon den nächsten Arbeitsschritt: In die 24 Ammonitenkammern werden jeweils mittig zu einem Kreis zusammengetackerte Streifen aus Wellpappe geklebt. Dies sind die Kammern für die oben beschriebenen Schokoladenammoniten. Weiterhin werden aus Wellpappe Streifen auf die Kammerscheidenwände und in leere Bereiche geklebt, damit das Ammonitenbild genug Halt bekommt.
Auf diese letztgenannten Wellpappe-Streifen (nicht auf die Kreise!) und auf die innere, tiefere Absatzkante des Kastens wird nun Klebstoff aufgetragen und das Ammonitenbild wie in Abb. 7 in der richtigen Ausrichtung darauf geklebt (vorher prüfen, ob es passgenau ist).

 

Abb7

Abb. 7: Das Ammonitenbild.

 

Nun werden vier  ca. 40 cm lange und ca. 1 cm breite Streifen (an der Innenseite des Kastens ausmessen) aus der 3 mm dicken Graupappe in der Grundfarbe des Kastens gestrichen und anschließend hochkant auf das Ammonitenbild und an die Innenseiten des Kastens geklebt, so dass einerseits das Ammonitenbild mehr Halt bekommt und andererseits der Außenrahmen des Kastens eine einheitliche Dicke erhält (wie in  Abb. 8 sichtbar).

 

Abb8

Abb. 8: Das Ammonitenbild mit Türchen und Beschriftung.

 

Jetzt ist es fast geschafft! Um die Schokoladenammoniten in die Kammern zu bringen, müssen diese natürlich geöffnet werden können. Dazu werden mit dem Cutter oder einem Skalpell in jede Kammer vorsichtig vier Schnitte eines Fünfecks gesetzt. Damit es eine Klappöffnung werden kann, muss man die fünfte Seite dieses jeweils unregelmäßigen Fünfecks mit einem Buchbinderfalzbein oder einem anderen Kunststoffgriffel vorsichtig so eindrücken, dass sich der eingeschnittene Deckel öffnen lässt. Das sollte unbedingt vorher an einem Stück Restpappe geübt werden. Auch  die gewünschte Form der Öffnungen lässt sich hier ausprobieren (Abb. 9).

 

Abb9

Abb. 9: Übungen für die Kammeröffnungen.

 

Um die Kammerdeckel greifen zu können, kann man mit einer Buchbinderahle oder einer dicken Nadel ein Loch in den Klappdeckel vorbohren und von der Innenseite einen Messingnagel (ich habe die Spitze abgeknipst) durchstecken und mit Kleber befestigen (Abb. 10 und 11). Damit bekommt der Ammonit nebenbei hübsche Dornen.

 

Abb10

Abb. 10

 

Abb11

Abb. 11

 

Und damit die Deckel verschlossen werden können, kann man jeweils ein kleines dünnes Pappstückchen so von unten an den Öffnungsrand kleben, dass eine kleine Ecke hervorragt, unter die man den Pappdeckel drücken kann. Diese kleine, hervorschauende Pappecke sollte passend eingefärbt werden.

 

Abb12

Abb. 12: Rot umkreist sieht man die kleine Pappecke.

 

Ein letzter Schritt: Das Nummerieren der 24 Kammern – je nach Geschmack systematisch oder unregelmäßig, glitzernd oder diskret.
Wenn noch genügend Schokoladen-Ammoniten übrig geblieben sind und nicht vor lauter Bastelstress schon alle vertilgt wurden, können sie jetzt in passende Kammern gefüllt werden. Wegen der Haltbarkeit und der Hygiene würde ich sie in Alufolie oder andere Folie wickeln (Abb. 13 und 14).

 

Abb13

Abb. 13: Schoko-Steinkern eines Amalheus "in situ", kurz vor Bergung und Verzehr.

 

Abb14

Abb. 14: Schoko-Steinkern.

 

 

Frohes Basteln, schöne Adventszeit und guten Appetit!

 

Fotos und Bericht: Anke Borchardt

 

 

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