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USA/Utah Millard County / House Range

Im Westen des US-Bundesstates Utah sind fossilreiche kambrische Sedimente aufgeschlossen. Die bis etwa 6 cm großen, meist schwarzen Trilobiten, kenne ich schon seit Jahrzehnten aus den Regalen von Händlern oder von Börsen. Die Angabe des Fundortes war allerdings immer sehr grob: Utah, Millard County oder Wheeler shale. Dank Internet ist es heute problemlos mögliche die Fundstellen zu lokalisieren und so konnte ich bei einer Rundreise duch den Südwesten der USA einen 'kleinen' Abstecher machen.


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Als Ausgangspunkt ist die Kleinstadt Delta recht gut geeignet. Es gibt ein paar Motels und Supermärkte. Dann geht es etwa 50 Kilometer auf dem gut ausgebauten Highway 6 richtung Westen. Dort zweigt eine gute Schotterpiste ab, der man ca 30 Kilometer nach Norden folgt. Die Anfahrt geht also 80 Kilometer durchs Nichts. Volltanken in Delta ist notwendig, da auf der Weiterfahrt noch deutlich mehr Nichts kommt. Ein Geländewagen ist zu empfehlen, aber für das hier beschriebene Stück nicht notwendig. Wasser sollte man ebenfalls reichlich dabei haben. Das Klima hier ist kontinental extrem. Im Sommer sehr heiß und im Winter eisig. Wir waren im Mai da und das Wetter war mit 20 Grad und ein paar Wolken perfekt. Das Zielgebiet in den Bergen wird zutreffend auch als Amphietheater bezeichnet: Link zu Google Maps House Range Trilobiten

 

Da ich mir vorgenommen hatte an diesem Tag noch weiter bis Las Vegas zu fahren, war die beste Option nicht selber nach Aufschlüssen zu suchen, sondern direkt zum Profiaufschluss von U-Dig Fossils zu fahren. Viele Stücke von den Börsen stammen aus diesem Aufschluss. Praktisch ist auch die Ausschilderung vom Betreiber, die an der Abzweigung vom Highway anfängt. Auf der Internetseite http://www.u-digfossils.com/
finden sich weitere Infos.



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Die Zufahrt zum Aufschluss geht gut ausgeschildert rechts von der Schotterpiste ab und ist etwas steil. Wer bedenken hat kann den Wagen auch an der Schotterpiste abstellen und die 200 Meter laufen.

Das gelbe Schild ist Werbung für einen weiteren Profischurf etwas weiter den Berg rauf, auch dort kann gegen Bezahlung gesucht werden. Die Bilder auf der Website http://www.anewdiginc.com/index.htm lassen auf ähnliche Verhältnisse schließen.

Ausserhalb dieser Claims ist BLM-Land, also staatliches Land auf dem kostenlos gesucht werden kann. Aber die richtigen Schichten zu finden ist nicht so einfach, weil die Schichtfolge nicht überall fossilreich ist.





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Blick vom 'Parkplatz'. An dem Tag hatte ein freundlicher älterer Herr Aufsicht, der dann fleissig für den Verkauf mitgesucht hat. In der Hütte gibt es das im Preis inbegriffene Werkzeug. Man braucht als nicht unbedingt das eigene Werkzeug um die halbe Welt zu schleppen, aber wer später noch woanders suchen möchte, sollte zumindest den Hammer in den Koffer packen.




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Im Aufschluss liegt mengenweise spaltbares Material. An dem Tag kam später noch ein Wagen mit einer amerikanischen Familie, die hatten auch ihren Spaß.



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Das Ergebnis von fast zwei Stunden Arbeit ist schon eine ganz ordentliche Halde, aber die Schichten spalten gut und so kommt man gut zurecht.




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Die Schichtpakete kann man mit der ebenfalls zur Verfügung gestellten Stange gut abbauen. Große Brocken zu brechen ist zwar etwas anstrengend, liefert aber beim Spalten weniger Bruch und ist effektiver.




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Stange und Schaufel griffbereit.



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Ich hatte zwei Stunden bezahlt und nach etwa 1,5 Stunden einen Koffer voller Trilobiten und damit meine Belegstücke zusammen. Es macht  Freude schöne Fossilien in großen Mengen einfach nur aufsammeln zu können. Das ist kaum ein Viertel der Ausbeute, nicht schlecht für 28$ Kosten. Die beiden oberen Asaphiscus wheeleri, die anderen recht große Elrathia kingi.



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Ein schönes Exemplar von Elrathia kingi mit 4,2 cm Länge.


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Ein Belegstück um die Fossildichte zu verdeutlichen. Viele kleine Trilobiten springen beim Spalten aus der Matrix. Die kleinen Trilobiten gehören alle der häufigsten Art Elrathia kingi an.





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Der fast immer ausgetrocknete See am Fuß der Bergkette, die Luftspiegelungen sind schon sehr beeindruckend, aber leider ist die Landschaft und die Atmosphäre von Endlosigkeit kaum zu fotografieren.




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Da noch Zeit war haben wir uns noch etwas in der Gegend umgesehen. Es gibt immer wieder künstliche oder auch natürliche Aufschlüsse, die einen Blick wert sind.




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In diesem gab es mengenweise Agnostiden, die bei U-dig Fossils vollständig eher selten waren.




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Hier sollte es laut Internet rote Trilobiten geben, aber das Material ist extrem hart und mehr als einen weiteren Agnostiden konnte ich hier nicht finden..

 

Da ich von der Fundstelle schon länger geträumt habe und es quasi keine kambrische Fundstellen in Deutschland gibt, war der eine Tag Umweg von den großen Nationalparks der Rundreise sehr gut investiert. Nach ein paar hundert weiteren Meilen sind wir dann abends in Las Vegas angekommen. Ein echter Schock mit zehnspurigen Highways, tausenden von Autos und unmengen Touristen und das nach einem Tag, an dem wir kaum einem Wagen pro Stunde begegnet sind.


Literatur:
Guidebook to the Geology of Utah Number 6
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