Sonstige Bundesländer
Pfingsten im Mainzer Becken und im Taunus
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- Kategorie: Sonstige Bundesländer
- Veröffentlicht: Sonntag, 21. Juni 2009 01:01
- Geschrieben von Stefan Werner
- Zugriffe: 26729
Pfingsten 2009: Es war wiedermal so weit, unsere langjährige Fossiliengruppe aus dem Raum Zwickau/Westsachsen, die aus einer Schüler-AG Geologie Anfang der 1980-er Jahre hervorging, hatte sich diesmal das Exkursionsziel Mainzer Becken und Taunus auserwählt.
Um es gleich vorweg zu nehmen, dies ist kein Bericht über Superfunde, sondern er soll den gegenwärtigen Zustand einiger bekannter Fundpunkte widerspiegeln und
auch denjenigen Sammlern einen Überblick geben die noch nicht vor Ort waren, dies aber demnächst einmal beabsichtigen.
Zu den Glücksumständen unserer Tour zählte, dass wir einen passionierten und kompetenten, einheimischen Sammler, Herrn Ulrich Nickel aus dem Taunus, als Begleiter an unserer Seite hatten. An dieser Stelle ein herzliches Danke schön für die tolle Führung!
Doch der Reihe nach: Tag 1: wir beginnen unsere Tour in den allseits bekannten Weinberg-Fundstellen nördlich von Sulzheim, wenige km östlich von Bad Kreuznach.
Hier tritt an mehreren Fundstellen in den Weinbergen die Stadecken- und Sulzheim-
Formation des Oligozän zu Tage. Nach Hinweisen von Ulrich Nickel und der freundlichen Auskunft einheimischer Weinbauern, war es nicht schwer die derzeit gängigen Fundpunkte aufzusuchen.
Bild 1: Ein Teil unserer Gruppe am Sandsteinkreuz im Weinberg bei Sulzheim:
v.l. nach r.: Henry, Micha (Porstel) Andi, Dana, Heidi mit "Rambo" und Simone.
Einer davon, ein relativ jung angelegtes Auffangbecken für Drainagewässer, war besonders ergiebig: Es war sehr leicht eine Vielzahl von Muscheln, hauptsächlich der
Gattung Glycymeris und einiger anderer Gattungen, sowie kleinerer Schnecken, in der Vielzahl Podamites lamarki aufzusammeln. (siehe folgende Bilder):
Bild 2: Molluskensuche im noch trockenen Becken und den umliegenden Feldern.
Bild 3: Muscheln (vorwiegend Glycymeris) im Fundzustand, nach der Reinigung sind diese in einem Top-Zustand!
Bild 4: Gastropoden ohne Ende: dominierend ist hier Podamites lamarki.
Bild 5: Einige der von uns gefundenen Gattungen/Arten am Becken und in den Weinbergfeldern, so auch am Sandsteinkreuz.
Bild 6: Mollusken in Fundsituation, hier am Sandsteinkreuz, wo diese zu Millionen zu finden sind.
Die Aufsammlungen waren wirklich kinderleicht, wie die 2-jährige Enkeltochter des Verfassers zeigt:
Bild 7: Clara mit vollem Einsatz!
Es soll noch erwähnt werden, dass sich ein graben in den Weinbergen von selbst verbietet, zumal es wirklich nicht notwendig ist!
Nach längerem Aufenthalt in den reizvoll gelegenen Weinbergen und reichlich "Beute", fuhren wir noch zu den Sprendlinger Gruben nördlich Suzheim, wo früher eine interessante Flora gefunden wurde. Zumindest ein Teil der ehemaligen Gruben ist heute eine Mülldeponie, wo wir keinen Zutritt bekamen. Möglich ist aber, dass andere Gruben, etwas weiter östlich der Deponie noch zu besuchen sind.
Ähnlich erging es uns auch bei Ingelheim, wo ehemalige Gruben zu einem Schießstand umfunktioniert wurden. Hier gab es u.a. kleine Urnahe-Achate, Onyx und versteinertes Holz zu finden. Doch auch hier: kein Zutritt.
So zogen wir es vor, den Tag in einem Biergarten am Rhein in Bingen ausklingen zu lassen...
Tag 2: Heute führt uns die Tour in den Taunus, wo uns Ulrich Nickel zu bekannten und interessanten Fundpunkten des Devons begleitet.
Als Einstimmung steht ein Besuch des berümten Stromatoporenriffs aus dem Devon vor 380 Millionen Jahren, beim reizvollen Städtchen Villmar an der Lahn auf dem Plan. Unter seiner sachkundigen Führung besuchen wir die wirklich eindrucksvoll
gesägte und geschliffene Wand des Riffes in der Größe 15x6 Meter im Marmorbruch "Unica". Sie gibt einen präzisen Einblick in ein Stromatoporenriff, mit vielen Einzelheiten.
Bild 8: An der Stromatoporenriff-Wand, "Unica", Villmar
Bild 9: Ulrich Nickel (rechts) bei fachkundigen Erläuterungen
Bild 10: detailreicher Ausschnitt aus dem Riff
Bild 11
Nach diesem eindrucksvollen Besuch der Steinbruchwand, fahren wir an Limburg vorbei weiter auf der Lahn-Ferien-Straße nach Holzappel, wo man sich in der Mittagszeit mit köstlichen Kuchen einer bekannten Bäckerei versorgt.
Dann geht es gleich weiter zum berühmten Steinbruch Gutenacker hoch über der Lahn. Auch wenn dieser nicht mehr im Abbau steht, so sind bei entsprechender Ausdauer noch immer Funde im Steilhang möglich, wenngleich auch nicht in bester Qualität.
Bild 12: Im Steilhang Stbr. Gutenacker
Bild 13: unbestimmte Koralle
Einige hundert Meter unterhalb der Zufahrtsstraße zum Bruch Gutenacker, gibt es (bergauf vor einer markanten Linkskurve) eine Schürfstelle in der Straßenböschung, wo sich die Suche nach Devon-Fossilien ebenfalls lohnen kann. Wir fanden ausser
Brachiopodenplatten auch Reste von Trilobiten, Tentaculiten und Crinoiden.
Bild 14: Ausschnitt aus einer Brachiopodenplatte
Bild 15: unpräparierter Trilobitenrest, Häutungspanzer eines Phacopiden?
Bild 16: links unten: Koralle, Zaphrentis sp.
Bild 17: mittig: unbestimmte Koralle
Auch Funde von Goniatiten dürften noch möglich sein, was aber viel Ausdauer erfordert.
Am späteren Nachmittag besuchen wir noch einen weiteren berühmten Bruch:
Hibernia an der Straße zwischen Zollhaus und Katzenelnbogen. Hier liegt devonischer Massenkalk vor, in dessen Verwitterungsbereichen (Schlotten) früher Gastropoden-Faunen geborgen werden konnten, die in einem lagunären Bereich vorkamen. Leider mussten wir feststellen, dass der Bruch unter Wasser gesetzt wird und damit alle fundhöffigen Bereiche verloren sind.
Bild 18: im Steinbruch Hibernia: es war einmal...
Als Überraschung übergab uns Ulrich Nickel am nächsten Tag einige Stücke aus dem Bruch Hibernia aus früheren Fundmöglichkeiten:
Bild 19: Schneckensteinkern der Gattung Murchisonia spinosa
Bild 20: hier eine Murchisonia bilineata
Zu erwähnen sei noch, dass auch die Leitfossilien Stringocephalus und Uncites vorkamen. Im großen Steinbruch der Schaefer-Kalkwerke bei Hahnstätten, wo
man diese Fossilien ebenfalls sammeln kann, ist unbedingt eine Betretungserlaubnis vonnöten (mit Führung). Diese wird, wenn überhaupt wohl nur unter der Woche erteilt und ist schwierig zu bekommen. Eine Anfrage kann sich aber dennoch lohnen. (Adresse findet man im Internet). -Ende Tag 2-
Tag 3: Dieser Tag scheint wie geschaffen zur Fosiliensuche. Strahlender Sonnenschein und angenehme Temperaturen. Wir besuchen heute die berühmten Sandgruben bei Eckelsheim südöstlich von Bad Kreuznach. In den Schichten der Alzeyformation (Oligozän, Rupelium) wollen wir durch fleißiges sieben und absuchen der Grube nach Haifischzähnen, Mollusken und Knochenresten der Seekuh Halitherium suchen.
Zunächst begeben wir uns in die kleinere Grube, die sogenannte Haizahngrube.
Dort sind bereits einige einheimische Sammler am Werke. Ein Gespräch mit Ihnen ergibt die Auskunft, dass es momentan nicht so toll aussieht mit guten Haizahnfunden. Nun, wir werden sehen...
Nach langer und intensiver Suche zeichnete sich ab, dass die Einheimischen wohl
Recht hatten: Haizähne ja, aber in eher bescheidenen Stückzahlen und Größen.
Bild 21+22: Blick in die sogenannte "kleine Haizahngrube"
Bild 22: Suchen und sieben nur in den Hangschürzen! nicht an den Wänden!
Nun hatte sich auch Ulrich Nickel wieder eingefunden und wir fuhren am Nachmittag gemeinsam noch zu der etwas weiter südöstlich gelegenen neueren Grube. Auch hier ähnliche Verhältnisse, Funde sind möglich, aber mit zum Teil längerer Ausdauer.
Die folgenden Bilder belegen einen Teil unserer Funde aus beiden Gruben:
Bild 23: Ein Teil der ca. 35 Haizähne an diesem Tag, Qualität und Größe sind nicht optimal, aber dennoch einige gängige Belege: hauptsächlich wohl Zähne von
Carcharias cuspidatus und links unten Physogaleus latus.
Den besten Haizahnfund machte Simone (oben im Bild links Mitte, etwa 3 cm), er lag einfach so da!
Bild 24: Großes Exemplar von Arctica rotundata, gefunden von Henry
Bild 25: Dana und Heidi sieben was das Zeug hält!
Bild 26: gesiebt wird mit allen Siebgrößen, Simon bei konzentrierter Arbeit
Bild 27: Die gut erhaltenen, aber zerbrechlichen Muscheln der Gattungen Pecten und Chlamys findet man häufig
Bild 28: weitere Kleinteile mit Kugelzahn, links mittig (vermutlich Chrysophrys)
Bild 29: Innenansicht eines Seekuh-Rippenstückes (Halitherium),
welches leider bei der Bergung brach...
Bild 30: ...aber hier bereits wieder zusammengeklebt wurde (unten)
Bild 31: In der neueren Grube: wir erfuhren, dass an der sichtbaren Grubenwand
vor kurzem ein Halitherium-Skelett geborgen wurde. Porstel bringt Kleinfunde.
Bild 32: Der Autor (rechts) dankt und verabschiedet Ulrich Nickel, der an diesem Tag noch weiter musste.
Bild 33: Fleißiges sieben und schürfen erbringt weitere Funde...
Bild 34: ...und einer steckt noch in der Wand, was leider selten war.
Bild 35: Das hellere Band unter den Rhyolithgeröllen enthält viel Muschelschill und Austern.
Bild 36: Die Austern sind oft verbacken, jedoch in beachtlicher Größe...
Bild 37: ...oder doppelklappig, wie hier.
Bild 38: Zwischen der Haizahngrube und der neueren Grube gibt es noch ein Riff.
An diesem kann man u.a. Einzelkorallen finden, wie auf dem Bild.
Danke nochmal an Ulrich Nickel für die Überlassung einiger Stücke!
Es sei an dieser Stelle nochmal darauf hingewiesen, dass das Sammeln an Sonn- und Feiertagen geduldet wird. Damit dies so bleibt möchten wir an alle appelieren, dass das Bearbeiten von Steilwänden strikt unterbleiben muss, denn diese sind z.T. stark einsturzgefährdet! Eine offizielle Begehungserlaubnis wird daher auch nicht erteilt.
4. und letzter Tag:
Am heutigen Vormittag geht die Fossiliengruppe mal "fremd" und zwar zu Deutschlands berühmtester Mineralien- und Edelsteinstadt, Idar Oberstein.
Hier besichtigen wir Europas einzige zugängliche Edelsteinmine auf dem Steinkaulenberg und danach die Altstadt mit den tollen vielen Edelsteingeschäften und Museen. Wer Mineralien kaufen möchte, der ist hier genau richtig, denn die Preise sind hier sehr sehr günstig! Einige Bilder folgen:
Bild 39: Bergkristall in Druse
Bild 40: Amethystdrusen, eingeregelt im Magmafluß.
Bild 41: Eine der Schauvitrinen unter Tage.
Bild 42: Geologische Kartenskizze der Umgebung von Idar Oberstein am Eingang zur Edelsteinmine
Nach diesem tollen Besuchserlebnis und Stärkung in der Mittagszeit, geht die Fahrt zurück mit Ziel: Grube Steinhardt. Diese in Sammlerkreisen bestens bekannte Sand-und Kiesgrube am Hang oberhalb des Ortes Steinhardt bei Bad Sobernheim, ist unser vorläufig letztes Ziel. Bekannt ist die Grube natürlich vor allem wegen der
"Steinhardter Erbsen", jenen Barytkonkretionen, die als Fossilien überwiegend Holz,
Coniferenzapfen (Pinus) und Mollusken enthalten.
In den Sommermonaten ist die Grube nicht in Betrieb. Wie wir durch einen einheimischen Naturfreund erfuhren, brüten in den Grubenwänden die Uferschwalben, die unter Schutz stehen und daher kein Abbau genehmigt wird.
Also auch hier Finger weg von dem Wänden; es liegt genügend Material auf Halde!
Bild 43: am Gruben-Tor
Bild 44: Blick in die Grube, rechts (von der Sortiermaschiene aus) befinden sich die Halden mit Barytkugeln
Bild 45: einige der zahllos aufgeschlagenen "Erbsen", nicht in jeder ist was drin!
Bild 46: Henry müht sich ab, doch es braucht ca. 30 Kugeln für einen guten Fund!
Bild 47: Der Autor beim Bergen einer Kugel mit Zapfen. (Funde siehe unten)
Bild 48: Zapfenfund vom Autor: hier führte der Hammerschlag dazu, dass der Zapfen in der Mitte gespalten wurde und man quasi in den Zapfen hineinschaut.
Bild 49: Dana's toller Fund: die Kugel lag im bereits mehrfach durchgeklopften Bereich vor der Sortieranlage. Es lohnt sich also auch hier noch zu suchen!
Es wurden noch etliche Kugeln geknackt mit viel Holz und auch Mollusken.
zum Schluß noch ein Bild eines früheren Erwerbes einer "Erbse" durch den Autor:
Bild 50: Steinhardter Erbse mit Pinien-Zapfen und Muschel.
Es soll noch darauf hingewiesen werden, dass in diesem Beitrag natürlich nur ein kleiner Teil der vielen im Mainzer Becken vorhandenen Aufschlüsse dargestellt werden konnte. Gerade in den Weinbergen und neueren Gruben gibt es immer wieder gute Fundmöglichkeiten. Es lohnt, die wunderschöne Gegend zu besuchen und auch auf eigene Entdeckungstour in den tertiären Untergrund zu gehen.
Hinweisen möchte ich noch auf die Seite: Fossiliensammlung von B.T., welche einen sehr schönen Überblick über Funde und Fundstellen gibt. Ebenso den Beitrag von Erich Stein, Berlin, der einen sehr informativen Überblick zu Eckelsheim gibt. Man findet ihn auf der Seite von A.E. Richter als "Leitfossil"- Abonnent.
Für versehentlich entstandene Fehler nimmt der Autor gern Hinweise entgegen!
Bilder von Stefan Werner/Zwickau und Andreas Schneider/Leipzig.
Stefan Werner
Um es gleich vorweg zu nehmen, dies ist kein Bericht über Superfunde, sondern er soll den gegenwärtigen Zustand einiger bekannter Fundpunkte widerspiegeln und
auch denjenigen Sammlern einen Überblick geben die noch nicht vor Ort waren, dies aber demnächst einmal beabsichtigen.
Zu den Glücksumständen unserer Tour zählte, dass wir einen passionierten und kompetenten, einheimischen Sammler, Herrn Ulrich Nickel aus dem Taunus, als Begleiter an unserer Seite hatten. An dieser Stelle ein herzliches Danke schön für die tolle Führung!
Doch der Reihe nach: Tag 1: wir beginnen unsere Tour in den allseits bekannten Weinberg-Fundstellen nördlich von Sulzheim, wenige km östlich von Bad Kreuznach.
Hier tritt an mehreren Fundstellen in den Weinbergen die Stadecken- und Sulzheim-
Formation des Oligozän zu Tage. Nach Hinweisen von Ulrich Nickel und der freundlichen Auskunft einheimischer Weinbauern, war es nicht schwer die derzeit gängigen Fundpunkte aufzusuchen.
Bild 1: Ein Teil unserer Gruppe am Sandsteinkreuz im Weinberg bei Sulzheim:
v.l. nach r.: Henry, Micha (Porstel) Andi, Dana, Heidi mit "Rambo" und Simone.
Einer davon, ein relativ jung angelegtes Auffangbecken für Drainagewässer, war besonders ergiebig: Es war sehr leicht eine Vielzahl von Muscheln, hauptsächlich der
Gattung Glycymeris und einiger anderer Gattungen, sowie kleinerer Schnecken, in der Vielzahl Podamites lamarki aufzusammeln. (siehe folgende Bilder):
Bild 2: Molluskensuche im noch trockenen Becken und den umliegenden Feldern.
Bild 3: Muscheln (vorwiegend Glycymeris) im Fundzustand, nach der Reinigung sind diese in einem Top-Zustand!
Bild 4: Gastropoden ohne Ende: dominierend ist hier Podamites lamarki.
Bild 5: Einige der von uns gefundenen Gattungen/Arten am Becken und in den Weinbergfeldern, so auch am Sandsteinkreuz.
Bild 6: Mollusken in Fundsituation, hier am Sandsteinkreuz, wo diese zu Millionen zu finden sind.
Die Aufsammlungen waren wirklich kinderleicht, wie die 2-jährige Enkeltochter des Verfassers zeigt:
Bild 7: Clara mit vollem Einsatz!
Es soll noch erwähnt werden, dass sich ein graben in den Weinbergen von selbst verbietet, zumal es wirklich nicht notwendig ist!
Nach längerem Aufenthalt in den reizvoll gelegenen Weinbergen und reichlich "Beute", fuhren wir noch zu den Sprendlinger Gruben nördlich Suzheim, wo früher eine interessante Flora gefunden wurde. Zumindest ein Teil der ehemaligen Gruben ist heute eine Mülldeponie, wo wir keinen Zutritt bekamen. Möglich ist aber, dass andere Gruben, etwas weiter östlich der Deponie noch zu besuchen sind.
Ähnlich erging es uns auch bei Ingelheim, wo ehemalige Gruben zu einem Schießstand umfunktioniert wurden. Hier gab es u.a. kleine Urnahe-Achate, Onyx und versteinertes Holz zu finden. Doch auch hier: kein Zutritt.
So zogen wir es vor, den Tag in einem Biergarten am Rhein in Bingen ausklingen zu lassen...
Tag 2: Heute führt uns die Tour in den Taunus, wo uns Ulrich Nickel zu bekannten und interessanten Fundpunkten des Devons begleitet.
Als Einstimmung steht ein Besuch des berümten Stromatoporenriffs aus dem Devon vor 380 Millionen Jahren, beim reizvollen Städtchen Villmar an der Lahn auf dem Plan. Unter seiner sachkundigen Führung besuchen wir die wirklich eindrucksvoll
gesägte und geschliffene Wand des Riffes in der Größe 15x6 Meter im Marmorbruch "Unica". Sie gibt einen präzisen Einblick in ein Stromatoporenriff, mit vielen Einzelheiten.
Bild 8: An der Stromatoporenriff-Wand, "Unica", Villmar
Bild 9: Ulrich Nickel (rechts) bei fachkundigen Erläuterungen
Bild 10: detailreicher Ausschnitt aus dem Riff
Bild 11
Nach diesem eindrucksvollen Besuch der Steinbruchwand, fahren wir an Limburg vorbei weiter auf der Lahn-Ferien-Straße nach Holzappel, wo man sich in der Mittagszeit mit köstlichen Kuchen einer bekannten Bäckerei versorgt.
Dann geht es gleich weiter zum berühmten Steinbruch Gutenacker hoch über der Lahn. Auch wenn dieser nicht mehr im Abbau steht, so sind bei entsprechender Ausdauer noch immer Funde im Steilhang möglich, wenngleich auch nicht in bester Qualität.
Bild 12: Im Steilhang Stbr. Gutenacker
Bild 13: unbestimmte Koralle
Einige hundert Meter unterhalb der Zufahrtsstraße zum Bruch Gutenacker, gibt es (bergauf vor einer markanten Linkskurve) eine Schürfstelle in der Straßenböschung, wo sich die Suche nach Devon-Fossilien ebenfalls lohnen kann. Wir fanden ausser
Brachiopodenplatten auch Reste von Trilobiten, Tentaculiten und Crinoiden.
Bild 14: Ausschnitt aus einer Brachiopodenplatte
Bild 15: unpräparierter Trilobitenrest, Häutungspanzer eines Phacopiden?
Bild 16: links unten: Koralle, Zaphrentis sp.
Bild 17: mittig: unbestimmte Koralle
Auch Funde von Goniatiten dürften noch möglich sein, was aber viel Ausdauer erfordert.
Am späteren Nachmittag besuchen wir noch einen weiteren berühmten Bruch:
Hibernia an der Straße zwischen Zollhaus und Katzenelnbogen. Hier liegt devonischer Massenkalk vor, in dessen Verwitterungsbereichen (Schlotten) früher Gastropoden-Faunen geborgen werden konnten, die in einem lagunären Bereich vorkamen. Leider mussten wir feststellen, dass der Bruch unter Wasser gesetzt wird und damit alle fundhöffigen Bereiche verloren sind.
Bild 18: im Steinbruch Hibernia: es war einmal...
Als Überraschung übergab uns Ulrich Nickel am nächsten Tag einige Stücke aus dem Bruch Hibernia aus früheren Fundmöglichkeiten:
Bild 19: Schneckensteinkern der Gattung Murchisonia spinosa
Bild 20: hier eine Murchisonia bilineata
Zu erwähnen sei noch, dass auch die Leitfossilien Stringocephalus und Uncites vorkamen. Im großen Steinbruch der Schaefer-Kalkwerke bei Hahnstätten, wo
man diese Fossilien ebenfalls sammeln kann, ist unbedingt eine Betretungserlaubnis vonnöten (mit Führung). Diese wird, wenn überhaupt wohl nur unter der Woche erteilt und ist schwierig zu bekommen. Eine Anfrage kann sich aber dennoch lohnen. (Adresse findet man im Internet). -Ende Tag 2-
Tag 3: Dieser Tag scheint wie geschaffen zur Fosiliensuche. Strahlender Sonnenschein und angenehme Temperaturen. Wir besuchen heute die berühmten Sandgruben bei Eckelsheim südöstlich von Bad Kreuznach. In den Schichten der Alzeyformation (Oligozän, Rupelium) wollen wir durch fleißiges sieben und absuchen der Grube nach Haifischzähnen, Mollusken und Knochenresten der Seekuh Halitherium suchen.
Zunächst begeben wir uns in die kleinere Grube, die sogenannte Haizahngrube.
Dort sind bereits einige einheimische Sammler am Werke. Ein Gespräch mit Ihnen ergibt die Auskunft, dass es momentan nicht so toll aussieht mit guten Haizahnfunden. Nun, wir werden sehen...
Nach langer und intensiver Suche zeichnete sich ab, dass die Einheimischen wohl
Recht hatten: Haizähne ja, aber in eher bescheidenen Stückzahlen und Größen.
Bild 21+22: Blick in die sogenannte "kleine Haizahngrube"
Bild 22: Suchen und sieben nur in den Hangschürzen! nicht an den Wänden!
Nun hatte sich auch Ulrich Nickel wieder eingefunden und wir fuhren am Nachmittag gemeinsam noch zu der etwas weiter südöstlich gelegenen neueren Grube. Auch hier ähnliche Verhältnisse, Funde sind möglich, aber mit zum Teil längerer Ausdauer.
Die folgenden Bilder belegen einen Teil unserer Funde aus beiden Gruben:
Bild 23: Ein Teil der ca. 35 Haizähne an diesem Tag, Qualität und Größe sind nicht optimal, aber dennoch einige gängige Belege: hauptsächlich wohl Zähne von
Carcharias cuspidatus und links unten Physogaleus latus.
Den besten Haizahnfund machte Simone (oben im Bild links Mitte, etwa 3 cm), er lag einfach so da!
Bild 24: Großes Exemplar von Arctica rotundata, gefunden von Henry
Bild 25: Dana und Heidi sieben was das Zeug hält!
Bild 26: gesiebt wird mit allen Siebgrößen, Simon bei konzentrierter Arbeit
Bild 27: Die gut erhaltenen, aber zerbrechlichen Muscheln der Gattungen Pecten und Chlamys findet man häufig
Bild 28: weitere Kleinteile mit Kugelzahn, links mittig (vermutlich Chrysophrys)
Bild 29: Innenansicht eines Seekuh-Rippenstückes (Halitherium),
welches leider bei der Bergung brach...
Bild 30: ...aber hier bereits wieder zusammengeklebt wurde (unten)
Bild 31: In der neueren Grube: wir erfuhren, dass an der sichtbaren Grubenwand
vor kurzem ein Halitherium-Skelett geborgen wurde. Porstel bringt Kleinfunde.
Bild 32: Der Autor (rechts) dankt und verabschiedet Ulrich Nickel, der an diesem Tag noch weiter musste.
Bild 33: Fleißiges sieben und schürfen erbringt weitere Funde...
Bild 34: ...und einer steckt noch in der Wand, was leider selten war.
Bild 35: Das hellere Band unter den Rhyolithgeröllen enthält viel Muschelschill und Austern.
Bild 36: Die Austern sind oft verbacken, jedoch in beachtlicher Größe...
Bild 37: ...oder doppelklappig, wie hier.
Bild 38: Zwischen der Haizahngrube und der neueren Grube gibt es noch ein Riff.
An diesem kann man u.a. Einzelkorallen finden, wie auf dem Bild.
Danke nochmal an Ulrich Nickel für die Überlassung einiger Stücke!
Es sei an dieser Stelle nochmal darauf hingewiesen, dass das Sammeln an Sonn- und Feiertagen geduldet wird. Damit dies so bleibt möchten wir an alle appelieren, dass das Bearbeiten von Steilwänden strikt unterbleiben muss, denn diese sind z.T. stark einsturzgefährdet! Eine offizielle Begehungserlaubnis wird daher auch nicht erteilt.
4. und letzter Tag:
Am heutigen Vormittag geht die Fossiliengruppe mal "fremd" und zwar zu Deutschlands berühmtester Mineralien- und Edelsteinstadt, Idar Oberstein.
Hier besichtigen wir Europas einzige zugängliche Edelsteinmine auf dem Steinkaulenberg und danach die Altstadt mit den tollen vielen Edelsteingeschäften und Museen. Wer Mineralien kaufen möchte, der ist hier genau richtig, denn die Preise sind hier sehr sehr günstig! Einige Bilder folgen:
Bild 39: Bergkristall in Druse
Bild 40: Amethystdrusen, eingeregelt im Magmafluß.
Bild 41: Eine der Schauvitrinen unter Tage.
Bild 42: Geologische Kartenskizze der Umgebung von Idar Oberstein am Eingang zur Edelsteinmine
Nach diesem tollen Besuchserlebnis und Stärkung in der Mittagszeit, geht die Fahrt zurück mit Ziel: Grube Steinhardt. Diese in Sammlerkreisen bestens bekannte Sand-und Kiesgrube am Hang oberhalb des Ortes Steinhardt bei Bad Sobernheim, ist unser vorläufig letztes Ziel. Bekannt ist die Grube natürlich vor allem wegen der
"Steinhardter Erbsen", jenen Barytkonkretionen, die als Fossilien überwiegend Holz,
Coniferenzapfen (Pinus) und Mollusken enthalten.
In den Sommermonaten ist die Grube nicht in Betrieb. Wie wir durch einen einheimischen Naturfreund erfuhren, brüten in den Grubenwänden die Uferschwalben, die unter Schutz stehen und daher kein Abbau genehmigt wird.
Also auch hier Finger weg von dem Wänden; es liegt genügend Material auf Halde!
Bild 43: am Gruben-Tor
Bild 44: Blick in die Grube, rechts (von der Sortiermaschiene aus) befinden sich die Halden mit Barytkugeln
Bild 45: einige der zahllos aufgeschlagenen "Erbsen", nicht in jeder ist was drin!
Bild 46: Henry müht sich ab, doch es braucht ca. 30 Kugeln für einen guten Fund!
Bild 47: Der Autor beim Bergen einer Kugel mit Zapfen. (Funde siehe unten)
Bild 48: Zapfenfund vom Autor: hier führte der Hammerschlag dazu, dass der Zapfen in der Mitte gespalten wurde und man quasi in den Zapfen hineinschaut.
Bild 49: Dana's toller Fund: die Kugel lag im bereits mehrfach durchgeklopften Bereich vor der Sortieranlage. Es lohnt sich also auch hier noch zu suchen!
Es wurden noch etliche Kugeln geknackt mit viel Holz und auch Mollusken.
zum Schluß noch ein Bild eines früheren Erwerbes einer "Erbse" durch den Autor:
Bild 50: Steinhardter Erbse mit Pinien-Zapfen und Muschel.
Es soll noch darauf hingewiesen werden, dass in diesem Beitrag natürlich nur ein kleiner Teil der vielen im Mainzer Becken vorhandenen Aufschlüsse dargestellt werden konnte. Gerade in den Weinbergen und neueren Gruben gibt es immer wieder gute Fundmöglichkeiten. Es lohnt, die wunderschöne Gegend zu besuchen und auch auf eigene Entdeckungstour in den tertiären Untergrund zu gehen.
Hinweisen möchte ich noch auf die Seite: Fossiliensammlung von B.T., welche einen sehr schönen Überblick über Funde und Fundstellen gibt. Ebenso den Beitrag von Erich Stein, Berlin, der einen sehr informativen Überblick zu Eckelsheim gibt. Man findet ihn auf der Seite von A.E. Richter als "Leitfossil"- Abonnent.
Für versehentlich entstandene Fehler nimmt der Autor gern Hinweise entgegen!
Bilder von Stefan Werner/Zwickau und Andreas Schneider/Leipzig.
Stefan Werner