Frankreich

Seelilien aus dem Mitteljura von Süd-Burgund

Seelilien aus der Region Süd-Burgund, Frankreich

von Fritz Lang


Ein befreundeter Sammler kaufte sich auf der Petrefakta ein unpräpariertes, unscheinbares Stück mit Seelilien aus Frankreich. Daheim machte er sich an die Präparation per Sandstrahler. In kurzer Zeit war ein super Stück daraus geworden. Leider bekam er vom Verkäufer nur eine ungefähre Fundortangabe: "Chalon-sur-Saone". Aber die Neugier war geweckt und so wurde gefragt, gegoogelt und so weiter - solange bis er den genauen Fundort ermittelt hatte. 2006 machten wir uns zu Viert auf die Reise in die weit entfernte Region Burgund in Frankreich. Bei Recherchen über Google Earth kann man etliche Brüche entlang des Tals der Saone erkennen. Unser Steinbruch liegt nur paar Kilometer südlich von Chalon-sur-Saone, bei der kleinen 3000 Einwohner zählenden Gemeinde Sennecy-le-Grand. Wir fahren die A5 in Richtung Basel, überqueren die Grenze zu Frankreich bei Mulhouse, weiter in Richtung Lyon auf der A36, aber nicht bei Dôle auf die A39, sondern weiter bis Beaune wo wir auf die A6 in Richtung Lyon abbiegen. Weiter bis Chalon-sur-Saone Süd (Ausfahrt 26), hier abfahren und weiter ca. 12 km auf der N6 in südl. Richtung, den Ort Sennecy-le-Grand durchfahren, am Ortsrand im Kreisverkehr die erste Straße rechts abbiegen, nach ca. 200 m nochmals rechts, nach weiteren ca. 100m links, direkt nach der Unterquerung der Autobahn A6 geht es dann links hoch zum Steinbruch.
Der Bruch südwestlich vom Ort ist riesig und lässt sich leicht in einen „alten“ und einen „neuen“ Bruch unterteilen. Im alten Bruch wird schon lange nicht mehr abgebaut, er wird stattdessen mit Bauschutt verfüllt. Im neuen Bruch dagegen wird umso kräftiger abgebaut. Bis auf Muscheln und deren Reste sind Fossilien hier nur vereinzelt und in mäßiger Erhaltung zu finden. Die Schichten stehen im gesamten Bruch ziemlich schräg und gehören zum Dogger, vermutlich epsilon. Wir konnten im neuen Bruch vereinzelte Acrosalenia und eine Trigonia finden. Von Seelilien keine Spur. Im alten Bruch jedoch konnten wir schon bald erste Spuren von Grabungstätigkeiten anderer Sammler erkennen und auch angewitterte Seelilienreste entdecken. Leider ist die Schicht fast überall  mitten in der Wand und nur temporär durch einen Schotterhaufen zugänglich. Ein Abbau der Schicht wäre hier sowieso unmöglich, allein schon wegen der Sicherheit. Wir hatten jedoch Glück und fanden eine Linse mit Seelilien sowie eine kleine Stelle, an der gefahrlos abgebaut werden konnte. Ohne schweres Werkzeug und viel Schweiß geht allerdings auch hier nichts. Doch die Mühe hat sich gelohnt. Jeder von uns durfte ein paar super "Sammlungsstücke" mit nach Hause bringen. Eines hat es sogar bei Steinkern zum Fossil des Monats September 2006 gebracht. Bei den Seelilien dürfte es sich um Pentacrinites cf. dargniesi handeln, eine kleine, sehr kurzstielige Art, weswegen auch nur wenige Stielglieder zu finden sind. Die Fundschicht ist in den Dogger (Jura) zu stellen, vermutlich Dogger epsilon. Die Präparation der Funde gestaltet sich relativ einfach, vorausgesetzt man besitzt eine Sandstrahlanlage. Die Schicht ist rappelvoll mit Seelilien. Uns drängte sich der Vergleich mit den Seeigelschichten in Landaville und ihrer Masse an "Igeln" auf, zumal auch dort gleichartige Seelilien vorkommen können. Auffällig war auch noch, dass die Seelilien aus der Linse eine schöne braune Färbung hatten, wohingegen alle aus der Schicht abgebauten Lilien grau bis weiße Färbung aufwiesen. Als wir im Jahr 2007 den Bruch nochmals besuchten, staunten wir nicht schlecht, als wir neben den Seelilien, an einem Abbruch, noch 2 Seesterne und 2 Schlangensterne fanden. Ein Highlight für jeden Sammler.
Der Steinbruch gehört zur weltweit agierenden Holcim Gruppe:
Holcim Granulats
Carrière de Sennecey Le Grand
F-71240 Sennecey Le Grand
Telefon 0033 (0)3 85 44 71 36
 
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Bild 1: Blick nach Norden auf die schräg stehenden Schichten im alten Bruch.
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Bild 2: Alter Bruch - hier ist die Seelilienschicht unerreichbar.
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Bild 3: Neuer Bruch mit Blick nach Süden.
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Bild 4: Neuer Bruch, Blick nach Norden ins Tal der Saone.
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Bild 5: Gewölbte Linse mit Seelilien.
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Bild 6: Der Autor F. Lang beim Bergen einer Linse mit Seelilien. Foto: R. Schuster
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Bild 7: Die Seelilien sind hier nur an den braunen Pünktchen im Querbruch zu erkennen.
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Bild 8: Seelilien auf der Schichtfläche.
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Bild 9: R. Gerndt, W. Zobler und R. Schuster bei der Suche nach einer sicheren Stelle zum Abbau der Schicht.
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Bild 10: Seelilienkrone - frisch ergraben.
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Bild 11: Schönes ausgewittertes Fundstück (Bildausschnitt ca. 8 cm).
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Bild 12: Und noch ein von der Natur präpariertes Handstück.
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Bild 13: Ein Seestern - Größe ca. 3,5 cm.
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Bild 14: Und noch ein Seestern, von oben gesehen, Größe: ca. 5 cm.
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Bild 15: Ein Schlangenstern (Ausschnitt ca. 15 cm).
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Bild 16: Weiterer Schlangenstern (Breite des Bildausschnitts ca. 15 cm).
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Bild 17: Zur Hälfte präparierte Seelilienplatte, Breite ca. 40 cm.
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Bild 18: Das fertige Stück.
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Bild 19:  Beginn der Präparation einer Platte mit der Abmessung 22 x 25 cm.
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Bild 20: Präparation kurz vor der Fertigstellung.
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Bild 21: Aufpassen beim Steine umdrehen: es gibt Schlangen! Foto: R. Schuster
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Bild 22: Braune Seelilien aus der Linse (Ausschnitt ca. 10 cm).
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Bild 23: Detail einer Platte aus der Schicht mit grauer Färbung (Ausschnitt ca. 13 cm).
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Bild 24: Einzelne Stielglieder, selten weil der Stiel sehr kurz ist.
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Bild 25: Detailansicht (Auschnitt ca. 6 cm).
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Bild 26: Detailansicht (Breite des Bildausschnitts: ca. 8 cm).
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Bild 27: Detailansicht (Ausschnittsbreite: ca. 4 cm).
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Bild 28: Detailansicht (Ausschnitt ca. 5 cm)

Mein besonderer Dank gilt den Sammelfreunden für die Einladung und die schönen Sammeltage in Frankreich.
R. Schuster danke ich für die Fotos.

Bericht und Fotos, soweit nicht anders angegeben, Fritz Lang