Bayern

Drügendorfer Geschenke – Highlights aus zwei Jahrzehnten

Als wir letztes Jahr mal wieder in Ebermannstadt waren, haben wir nachgezählt, wie lange wir jetzt schon dorthin fahren. Heraus kam, dass es sich heuer zum zwanzigsten Mal jährt. Angelockt hat uns immer wieder vor allem auch der Drügendorfer Steinbruch, das gute fränkische Essen und natürlich auch ein vernünftiges Preis-Leistungsverhältnis.
Dieses "Jubiläum" hat mich animiert, einen gewissen Querschnitt aus 20 Jahren "Suchen in Drügendorf" darzustellen, vor allem auch deshalb, weil die Funde im letzten Jahr einen echten Höhepunkt erreichten.

Als wir damals das erste Mal nach Drügendorf kamen, hatten wir gerade erst mit der Fossiliensuche angefangen, d.h. wir hatten überhaupt keine Ahnung - welches die interessanten Schichten sein könnten, war uns vollkommen unklar. In A.E. Richters Fundstellenführer für die Frankenalb hatte ich etwas von der Ammonitenbreccie gelesen, das klang interessant und nach vielen und einfachen Funden - vielleicht würde das einen guten Start ergeben, aber es sollte sich ganz anders erweisen...

Der Steinbruch war auch damals schon sehr ausgedehnt. Besonders im hinteren Bereich waren noch viele Flächen vorhanden, die heute abgebaut sind und die Halden waren sehr viel niedriger, leider habe ich keine Fotos, so dass ich den Unterschied nicht zeigen kann.

Im Gegensatz zu heute war bis mindestens Mitte der neunziger Jahre die Zahl der Sammler sehr gering, meistens waren wir dort alleine und so nannten wir diesen Steinbruch sehr bald "unseren Bruch" und dementsprechend waren wir fast entrüstet, wenn mal noch 2 oder 3 Leute da waren. Es war natürlich nicht schlecht, so ungestört herumfuhrwerken zu können, aber es hatte auch den großen Nachteil, dass wir so keine Chance hatten, von erfahreneren, besser informierten Sammlern lernen zu können.
Dementsprechend waren unsere Funde in diesen Jahren alles Zufallsfunde, man könnte auch sagen Glücksfunde bzw. Geschenke. Die Fundstücke der Abb. 1-5 gehören alle in diese Kategorie und stammen aus diesem Zeitraum. Aber wir fanden immer etwas und waren sehr beglückt. Das hat mich dann auch angetrieben mich mehr mit der Materie zu beschäftigen und das eine oder andere Buch über Ammos zu lesen, doch  insgesamt war das Wissen noch immer mehr als dürftig. So habe ich jahrelang nicht erkannt, dass in der Gehäuseöffnung des Physodoceras von Abb. 5 ein Aptychus steckte und als ich es dann registrierte, dachte ich zunächst, dass er in der Originalstellung wäre, was leider nicht der Fall ist.
Ede Bernt hat mir in jener Zeit mal mit einem Augenzwinkern gesagt, was Fossilien angeht bist du einfach total blöd, ändere das. Da er damit nicht falsch lag, habe ich versucht mich besser zu informieren, aber das ist nur sehr rudimentär gelungen und oft habe ich den Eindruck, die Lücken würden größer und nicht kleiner.

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Abb. 1: Orthosphinctes sp., Positiv/Negativ, 11 cm - ein Haldenfund von von unserem ersten Drügendorf Besuch.

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Abb. 2: Ardescia sp., 15 cm, Haldenfund, Malm gamma 1.

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Abb. 3: Ataxioceras sp., 14 cm, Malm gamma 2.

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Abb. 4: Frühes Ataxioceras sp. mit Mündungsapophyse, 12 cm, Malm gamma 2. Dies war mein erster Drügendorfer mit "Ohr". Auf dem Nabel lag eine Muschel, die richtig gut war, aber ich dachte es wird noch besser.

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Abb. 5: Physodoceras circumspinosum mit Laevaptychus in situ, 13 cm, Malm gamma 1.

Wie schon gesagt, kamen ab Mitte der neunziger Jahre, zumindest nach unserem Eindruck, wesentlich mehr Sammler in den Drügendorfer Steinbruch. Das eröffnete uns die Möglichkeit zu schauen, wo und wie diese abbauten und was dabei zu finden war. Besonders die großen Lithacosphincten, die manche ausgruben, erregten unsere Aufmerksamkeit und natürlich den Wunsch selbst auch solche Stücke zu finden.
Also fingen wir auch an, in diesen Schichten zu graben, aber zunächst gab es viele Misserfolge - außen hui, innen pfui - einfach die Drügendorfer Krankheit. Aber irgendwann hat es dann doch geklappt und wir hatten einen ganz passablen Lithacosphinctes erwischt.
Aber erst im Sommer 2001 haben wir einen wirklich guten gefunden, was einigermaßen kurios zustande kam.Wir wollten an dem Tag eigentlich nur nach Buttenheim, hatten dort auch ganz gut gefunden und wollten dann zum Schluss nur noch kurz in Drügendorf vorbeischauen. Wir begutachteten dann das Abbauschlachtfeld von anderen Sammlern, als mich meine Frau eilig zu sich rief und mir einen schön auf der Platte liegenden Lithacosphinctes zeigte. Hier, der muss noch mit. Es war mir gleich klar, das würde ein übles Stück Arbeit geben und das bei 30 Grad und schon mit Buttenheim in den Knochen - und dann noch die bevorstehende Heimfahrt. Aber genau so klar war, da würde sie nicht nachgeben und so waren denn zwei Stunden heftige "Ummeißelungsarbeit" fällig, aber es hat sich gelohnt (Abb. 6).

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Abb. 6: Lithacosphinctes evolutus, 36 cm, Malm gamma 1.

Bei unseren sporadischen Besuchen in den Folgejahren gab es immer mal etwas zum Mitnehmen, aber unsere Ansprüche waren höher geworden und der Regalplatz kleiner und mehrmals haben wir daher auch die Funde einfach anderen überlassen.
Was uns wurmte, war die Tatsache, dass uns in den ganzen Jahren nie ein guter Nautilusfund gelang. Erst vor zwei Jahren habe ich dann mal einen zwar kleinen, aber schönen Pseudaganides rausgeklopft, der sich lustigerweise an ein Ammonitenbruchstück mit Ohr angelagert hatte. Und dann hatte ich letztes Jahr das Glück mit dem großen Paracenoceras, so dass wir jetzt auch mit ordentlichen Nautiliden aus Drügendorf versorgt sind.

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Abb. 7: Ringsteadia, Vineta oder doch Pachypictonia ? , 34 cm, Malm gamma 2.

Pachypictonien waren eigentlich immer rar und der Fund einer richtig guten ist mir nie gelungen. Dafür gab es immer mal wieder schöne große Ataxioceraten, sogar mit zunehmender Tendenz. Gelegentlich fand sich auch ein Aspidoceras, aber es war eigentlich nie etwas Besonderes. Aber dann habe ich letztes Jahr zu Ostern einen gefunden, der sehr vielversprechend war, denn es deutete sich schon im Fundzustand an, dass viele Stacheln erhalten sein könnten. Ich hab den Ammoniten  
dann von einem Profi präparieren lassen, denn bei mir wäre von den Stacheln nichts übrig geblieben. Wir haben verabredet, dass er versuchen soll die Stacheln zu erhalten, aber nicht zu rekonstruieren. Er hat das gemacht und so ist es ein Stück geworden, wie es die Umstände und die langen Zeiten überliefert haben, ich bin sehr begeistert, ein echtes Drügendorfer Geschenk (siehe Abb. 8 und 9).

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Abb. 8 (links): Aspidoceras binodum, Fundzustand, 14 cm, Malm gamma 2.
Abb. 9 (rechts): Dasselbe Aspidoceras in präpariertem Zustand,lägste Stacheln 15 mm. Zur Stabilisierung wurde an den Stacheln stellenweise Sediment gelassen.

Als ich die Stücke fotografiert habe, habe ich offenbar unseren Kater so gestört (die Hektik ging ihm auf den Keks), dass er die Foto-Unterlage besetzt hat und er ging erst wieder weg, als ich ihm versprochen habe, dass er im Bericht auftauchen würde, was hiermit geschieht:

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Abb. 10: Das ist unser Kater Düdüd, dem das andauernde Hantieren mit der Kamera auf die Nerven gegangen ist und der daher den Fotografierplatz besetzt hat.

Nach dem ich Düdüd versprach ihn im Bericht zu zeigen, räumte er den Platz und ich konnte noch einige weitere Fotos machen:

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Abb. 11: Ataxioceras sp., Positiv und Negativ, 16 cm, Malm gamma 2.

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Abb. 12: Nautilus Paracenoceras sp., 30 cm, Malm gamma 1.

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Abb. 13: Ochetoceras cf. canaliferum, 55 mm, Malm gamma 2.

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Abb. 14: Amoeboceras subtilicaelatum, 35 mm, Malm gamma.

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Abb. 15: Pachypictonia sp., 39 cm, Malm gamma 1.

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Abb. 16: Orthosphinctes polygyratus mit "Ohr" und Drügendorfer Krankheit (stark komprimiert), 18 cm, Malm gamma 1.

Wir haben nicht vor, unsere Besuche in Drügendorf jetzt zu beenden, denn es gibt ja noch Dinge, die wir dort noch nicht gefunden haben, ein Euaspidoceras fehlt noch, schöne Schnecken, Seeigel und noch und noch und noch...
Damit das aber überhaupt denkbar bleibt, sollten wir Sammler uns wirklich bemühen, dass der Steinbruchbetreiber uns geneigt bleibt.


Viele Grüße
Harald Hengstler