Bayern

Mistelgau 2005: Meine schönsten Funde

Das Jahr 2005 hatte für den Freund nordbayrischer Jurafossilien einiges zu bieten:
Die Zugänglichmachung des Bilderbuch-Steinbruches am Winnberg bei Sengenthal gehört zweifelsohne dazu.
Ein weiteres Highlight des gerade zu Ende gehenden Jahres war auch die Fundsituation in der Tongrube Mistelgau im fränkischen Unterjura.
Von einigen als Fossilfundpunkt bereits abgeschrieben, da in den letzten Jahren kaum noch jemand hineindurfte, was Fossilien-Sammler selbst durch unverantwortliches Verhalten verschuldet hatten.
Als die steinkern-Truppe an Pfingsten dieses Jahres auf gut Glück in Mistelgau Station machte, boten sich unerwartet sehr gute Sammlungsbedingungen.

 

Da ließen sich zum einen im Lias zeta schöne Pleydellien finden, aber auch andere, seltenere Zeta-Ammoniten wie der abgebildete Pachylytoceras hircinum,
der mit einer Außenwindung aus einer Tonwand ragte und mit dem Fingernagel präpariert werden konnte.

Pleydellia.jpgHircinum.jpg

Zum zweiten konnte sich der geneigte Sammler auch dem
Belemniten-Schlachtfeld widmen, in dem neben tausenden von Belemniten auch gar nicht so selten Wirbel und Knochenresten von Ichthyosauriern und
anderen Fischsauriern zu finden waren. Einen schönen Überblick, was das Schlachtfeld zu bieten hat, gibt die steinkern-Galerie.
Im Sommer diesen Jahres wurde ein komplettes Skelett eines Fischsauriers gefunden und (Gott sei dank) professionell geborgen.

 


Besonders war die Situation vor allem deshalb, da im alten Teil der Grube ein etwa 20 mal 15 Meter großer Schurf in das Liegende des Schlachtfeldes gebaggert war,
der bis in den Lias delta hinabreichte. Der Aushub dieses Schurfes war als Abraumhalde mitten in der Grube aufgeschüttet. Diese enthielt Gesteine des Schlachtfeldes,
Lias delta Tone und eine Menge sogenannter Einser-Laibsteine. Diese Laibsteine, auch Siemensi-Geoden genannt (nach Lytoceras siemensi), enthalten eine äußerst interessante Fauna, die aus Ammoniten, Fischresten, Decapoden und sehr selten Insektenresten besteht. Gar nicht so selten enthalten sie auch pflanzliches Material.

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Blick in den alten Teil der Grube mit der Halde aus Delta-Tonen und Epsilon-Gestein.

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So sah die Laibstein-Halde im Frühjahr 2005 aus. Von den Laibsteinen ist heute nichts mehr übrig, Fossiliensammler haben hier ganze Arbeit geleistet.


Funde aus den Siemensi-Geoden:

Ammoniten
Kleinere Exemplare von Lytoceras siemensi waren gar nicht so selten, größere Vertreter wie die hier angebildeten schon eher.

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Lytoceras siemensi, der Namensgeber der Siemensi-Geoden

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Sehr viel seltener sind Ammoniten anderer Gattungen, wie dieser cf. Hildaites.


Fische:
Köpfe des kleinen sprottenähnlichen Leptolepis gab eis vereinzelt, sehr selten und mit viel Glück gab es auch zusammenhängende Exemplare.

 

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Krebse:
Mein Topfund von der steinkern-Pfingstexkursion: Proeryon sp.

Proeryon.jpg


Insekten:
Absolute Top-Seltenheitensind Reste von Insekten. Sammlerkollege Armin Bauer fand sogar eine Heuschrecke!

Kaefer_A.jpg

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Zwei Käfer aus den Einser-Laibsteinen.


Alle abgebildeten Stücke wurden gefunden und präpariert von Roman Berndt.


Roman Berndt
 
 

Die Tongrube Mistelgau ist mittlerweile eines der "100 schönsten Geotope Bayerns" und zum Gegenstand einer Sonderpublikation der Steinkern-Zeitschrift geworden:
 
 
der-steinkern15 xxxx

Der Steinkern - Heft 15: Die Tongrube Mistelgau

Vor den Toren der Stadt Bayreuth: Klassischer Fossilien-Fundort und eines der schönsten Geotope Bayerns

Ein Gemeinschaftsprojekt von Urwelt-Museum Oberfranken und Steinkern Verlag.

Mit 84 Seiten und über 200 Abbildungen.

Preis: 9 Euro

Erscheinungsjahr: 2013 / ISSN: 1867-8858 / 84 Seiten, Format DIN A5, Farbdruck

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