Bayern

Neue Funde aus dem Oberpliensbachium von Buttenheim


Hinweis der Steinkern.de Redaktion vom 7. Februar 2024:

Im Jahr 2024 erteilt Liapor – anders als dies in den letzten Jahren der Fall war – keine offiziellen Betretungsgenehmigungen an Sammler.


 

Liebe Steinkerne,


angeregt durch den jüngst erschienenen Buttenheim-Bericht im Steinkern-Heft Nr. 31 und der in diesem Zusammenhang genannten Prognose von Sönke Simonsen, dass es höchstwahrscheinlich noch einmal für einige Zeit im östlichen Hangfuß der Grube Fundmöglichkeiten in der Erzbank geben könnte, möchte ich Euch heute einen Kurzbericht darüber geben, wie es meinem Sammlerkollegen Manfred Bade und mir bereits am  23. und 24. September 2017 gelang, in genau diesem Bereich und dem angesprochenen Fundhorizont fündig zu werden. Sönkes Vorhersage, die auf Erkenntnissen einer Begehung im Mai 2017 beruhte, ist somit bereits vor Veröffentlichung des Artikels unwissentlich für die Beteiligten eingetreten.

 

Wie schon einige Male zuvor, machten Manfred und ich eine mehrtägige Sammeltour nach Oberfranken. Im Fokus sollte dabei unter anderem die Tongrube in Buttenheim stehen.
Samstagmorgen hier angekommen, führte unser erster Weg in die Spinatum-Subzone, in der wir uns schöne Pleuroceraten in den bekannten Erhaltungszuständen erhofften. Schnell stellten sich auch entsprechende Funde ein.
Mit andauerndem Abbau verließen mich zum Nachmittag hin allmählich meine Kräfte und ich beschloss, im tiefer gelegenen Grubenareal nach weiteren Fundgelegenheiten Ausschau zu halten.
Dabei “arbeitete“ ich mich vom nördlichen Teil der Grubensohle in südliche Richtung. Funde konnten auch hier auf der gesamten Strecke gemacht werden.
Wie viele von Euch wissen, ist die Sammelwürdigkeit vieler Ammoniten unterhalb der Silttonlage jedoch nicht besonders gut, sodass sich die meisten Entdeckungen bedauerlicherweise als verdrückt, beschädigt oder nur als Wohnkammerfragment erhalten herausstellten.
Im südlichen Teil der Grubensohle angekommen, machte ich jedoch eine interessante Entdeckung. Hier waren auf ca. 15 bis 20 m² Bereiche der Erzbank aufgeschlossen.
Diesen glücklichen Umstand hatten wir vermutlich der Tatsache zu verdanken, dass in diesem Areal von oberhalb stammendes Material zu einem Kegel zusammengeschoben worden war und nun offenbar kürzlich mit dem Radlader zum Verladen auf der Grubensohle aufgenommen wurde. Bei diesem Vorgang bzw. beim nachfolgendem Abschieben mit der Raupe muss die Grubensohle derartigen Kräften ausgesetzt gewesen sein, dass die darunter liegende Erzbank - neben der Freilegung - sogar in einigen Bereichen aufgerissen wurde.
Überrascht über diese glückliche Konstellation machte ich mich unmittelbar daran die Rissfugen der noch horizontal eingebetteten Platten sowie herumliegendes Material zu untersuchen. Zu meinem Glück dauerte es auch nicht lange und ich konnte eine der begehrten braunschaligen Turmschnecken der Art Pseudokatosira undulata finden. Zwar im Mittelbereich etwas verdrückt, aber immerhin gute 80 mm lang. In meiner Euphorie fiel mir dabei nicht einmal auf, dass die letzten zwei bis drei Windungen der Spitze fehlten.
Und als ob das nicht schon genug gewesen wäre, fand ich kurze Zeit später auch noch einen ca. 18 cm messenden von Pyrit ummantelten Amaltheus margaritatus in einer von Blöcken abgedeckten Spalte. So dürfte gerne jeder Sammeltag enden!


Bei diesen guten Voraussetzungen hatten wir uns für den Sonntag natürlich vorgenommen, den Bereich auch abbautechnisch zu bearbeiten. Trotz der - leider nur mitgeführten - leichten Grabeausrüstung, die im Wesentlichen aus Spitzhacke und Geologenhammer bestand, gelang es uns, Blöcke aus der durch den Abbau vorgelockerten Bank zu lösen. Diese wurden dann mindestens bis auf Faustgröße zerkleinert und eingehend untersucht. Neben den typischen Schneckensilhouetten achteten wir insbesondere auf Querbrüche und Negativabdrücke. Und ein solcher Negativabdruck fiel mir am Sonntag doch auch tatsächlich noch in die Hände. Es dauerte einige Sekunden bis mir aufgrund der Form und der Kantenbeschaffenheit des Blockes auffiel, dass es sich um das Negativ meiner am Vortag gefundenen Pseudokatosira handeln musste.
Vielleicht könnt ihr es Euch jetzt auch schon denken: Ja genau, im Negativ steckte doch tatsächlich noch die abgebrochene Spitze!
So konnten wir am Sonntag zwar keine weitere Pseudokatosira finden, dafür aber meine am Vortag Gefundene vervollständigen.
Neben den anderen Funden beider Tage, ein voller Erfolg.


In der Hoffnung, dass anderen Sammlern diese Aufschlusssituation in den folgenden Tagen und Wochen (?) nicht verborgen geblieben ist, würde mich interessieren, ob weitere Funde gemacht werden konnten? Über eine Vorstellung im Steinkern-Forum würde ich mich freuen.

 

Nachfolgend zeige ich Euch Fotos unserer inzwischen präparierten Funde – Sammlung, soweit nicht anders angegeben, S. Breier.

 

01 pseudokatosira undulata

Abb. 1: Pseudokatosira undulata, Länge 84 mm.

 

Turmschnecke Buttenheim

Abb. 2: Weitere Turmschnecke aus der Erzbank (ca. 15 mm). In Anlehnung an Der Steinkern Heft Nr. 2 (2. Aufl.), Tafel 15, Abb. 6 würde ich sie als Promathilda sp. ansprechen. Die Freilegung gelang mit Schaben und Strahlen bei geringem Strahldruck.

 

Amaltheus margaritatus Erzbank Buttenheim

Abb. 3: Amaltheus margaritatus, 180 mm, dessen Fertigstellung noch aussteht. Als Besonderheit ist zu erwähnen, dass dieses Exemplar trotz seiner Größe mit ausgeprägter und engstehender Berippung aufwartet.

 

Angulomphalus expansus 13mm

Abb. 4: Angulomphalus expansus, 13 mm, Sammlung M. Bade.

 

Pleuroceras spinatum pathologisch

Abb. 5: Pleuroceras spinatum, 45 mm, aus der Spinatum-Subzone mit ausgeprägter pathologischer Veränderung der Wohnkammer.

 

Ammoniten Buttenheim

Abb. 6: Pleuroceras transiens, Pleuroceras salebrosum und Amaltheus gibbosus. Der Durchmesser des größten Ammoniten beträgt 38 mm.

 

Buttenheim Muscheln und Ammoniten bis 40mm

Abb. 7: Weitere Fundstücke, darunter ein Amaltheidae aus dem unteren Grubenbereich mit abgesetzten Fadenkiel (links unten) und eine angebohrte Muschel (rechts unten)

 

Pleuroceras salebrosum 46mm

Abb. 8: Pleuroceras salebrosum, 46 mm.

 

Pleuroceras 32mm

Abb. 9: Pleuroceras transiens, 32 mm, aufgelesen am Südhang der Tongrube, Slg. M. Bade.

 

Nuculana Buttenheim 48mm
Abb. 10: Nuculana cf. complanata in kompletter und attraktiver körperlicher Erhaltung.

 

Pleuroceras spinatum Stufe Buttenheim

Abb. 11: Kleine Konkretion (Breite 55 mm) aus dem Spinatum-Hauptlager, die als Überraschung ein zweites Pleuroceras spinatum in hervorragender Qualität und in einer optisch ansprechenden Lage zum anderen Exemplar konserviert hatte. Sichtbar war zunächst nur die Außenwindung der Wohnkammer des rechten Exemplars.

 

Pleuroceras spinatum 47mm

Abb. 12: Braunschaliges Pleuroceras spinatum vom Top des Pliensbachium-Profils der Grube (Slg. M. Bade).

 

3D-Fotos

Abschließend möchte ich noch einige 3D-Fotos (Anagylphen) zeigen. Zum Anschauen wird eine Rot-Cyan-Brille benötigt. Vielen Lesern wird eine solche Brille vorliegen, z. B. als Beilage des 3D-Spezialhefts Nr. 10 - Der Steinkern. Dieses Heft enthält auch eine Anleitung, wie man mit einfachen Mitteln selbst 3D-Fotos erstellen kann.

 

 

Und nun viel Spaß beim Ansehen der 3D-Aufnahmen!

 

Anaglyph Pathologie bei Pleuroceras spinatum

Abb. 13: Angaben zum Ammoniten siehe Bildunterschrift zur Abb. 5.

 

M3Ds 2017 10 21 16 52 41

Abb. 14: Angaben zum Fossil siehe Abb. 9.

 

Anaglyph Muschel

Abb. 15: Angaben zum Fossil siehe Abb. 10.

 

Anagylph Pleuroceras spinatum Buttenheim

Abb. 16: Angaben zur Stufe siehe Abb. 11.

 

Anagylyph Pleuroceras Venteransicht

Abb. 17: Angaben zum Ammoniten siehe Abb. 12.

 

Herzliche Grüße aus Nordhessen,

Stefan

 

 

Stefan Breier für Steinkern.de

 

 

Diskussion zum Thema im Forum:
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