Österreich

Fossilien sammeln im untersten Lias des Karwendelgebirges - Teil 1


Die Unterlage (das Liegende) der Liassedimente bilden bei mir Kössener
Schichten. Sie sind ausgebildet wie man sie kennt als klassische Kalk/
Mergel-Abfolge. Hier in der Gegend war im Rhät ein Meeresbecken
innerhalb einer Karbonatplattform. Riffe fehlen, die Ablagerung lief
während des Übergangs Trias/ Jura kontinuierlich ab und die Sedimente
sind so mächtig wie nirgendwo auf der Welt. Dazu später…

Die obersten Bänke der Kössener Schichten sind sehr kalkreich und im
Gelände oft als Erhebung zu erkennen. Sie sind links von der Bildmitte
bewachsen mit einer kleinen Fichte zu finden.

 

grenzmergel_Strassenaufschluss.jpg

Bild 1: Grenzmergel Straßenaufschluss

 

Darin und in den Mergelzwischenlagen sind als Leitfossilien selten
heteromorphe Ammoniten (Choristoceras) enthalten. Die Größe liegt
höchstens bei 4 cm.

Erst vor 4 Wochen habe ich jedoch durch Zufall einen Super-Aufschluß
entdeckt, der hoffentlich nächstes Jahr noch viele viele schone
Choristoceras liefern wird. Bereits an der Oberfläche der Mergelbank
sind sie zu sehen. Zum Beispiel:

 

choristoceras_roh.jpg
Bild 2 Choristoceras roh

 

Der im folgenden abgebildete Ammonit ist der beste aus dem ersten
Probeschurf. Das lässt also hoffen. Die Präparation ist schwierig, weil
die Ammoniten als Steinkerne vorliegen und genauso weich wie das Gestein
sind. Ein wenig Hilfe durch Humussäuren ist da ganz hilfreich.

 

 

choristoceras.jpg
Bild 3: Choristoceras präpariert.


Über der letzten Kalkbank der Kössener Schichten ist immer eine dünne,
bitumenreiche Grenzbank zu beobachten. Darin häufig sind Fischschuppen
und Muscheln. Ob ganze Wirbeltierchen da sind, kann ich nicht sagen. Die
Aufschlüsse sind sehr dürftig.

 

Grenzbank.jpg

Bild 4: grenzbank mit Fischschuppen (ca. 1 mm)

 

Diese Bank repräsentiert den Meerestiefstand der Regression im Rhät. Der
Meeresspiegel lag so tief, dass an fast allen Fundstellen im
steinkern.de-Einzugsgebiet eine deutliche Schichtlücke zu beaobachten
ist !! Unser Tethys-Ozeanrand hier im Karwendel ist da ein wahrer Segen.
Über dieser Grenzbank folgen immer rotbraune Tone, die kaum
Makrofossilien enthalten. Sie wechseln nach wenigen Dezimetern zu grauen
Tonen. 6 Meter über der Grenzbank dann die Überraschung: Der
Ammoniten-Pabst Axel von Hillebrandt und seine Kollegen fanden dort die
ältesten Psiloceraten der Welt, die bereits aus Südamerika bekannt
waren. Beiliegend ein Bild dieser unscheinbaren Funde: Psiloceras cf.
spelae. 

 

Ps._spelae.jpg


Bild 5 Ps. spelae (1 cm)


Dort ist jetzt der weltweite Referenzprofilpunkt (GSSP = global
stratigraphic and section point) für die Grenze Trias/ Jura festgelegt
worden! 


Diese sog. Grenzmergel, die insgesamt ca. 25 m mächtig sind, sind also
zum größten Teil in den Lias zu stellen. Sie werden zum Hangenden hin
immer sand- und kalkreicher und enthalten oft massenhaft Brachiopoden
und gelegentlich große Muscheln (Plagiostoma z.Bsp.). Zwischen den
härteren Bänken sind immer wieder Mergelbänke zu finden. Die oberen
Bereiche werden Kendlbach-Schichten genannt.


Wie Ihr auf Bild 1 erkennen könnt, ist häufig zwischen den Kössener
Kalken und den Liaskalken eine üppig bewachsene Mulde im Gelände zu
erkennen. 


Dann plötzlich ändert sich das sandige Gestein zu einem grauen Kalk, der
mal mehr, mal weniger mächtig ist. Mit dem Kalk sind dann auch die
ersten Großammoniten Psiloceras und dessen Spielkameraden zu finden.
Dazu mehr in Teil 2.


Bild 6 zeigt rechts noch die letzten sandigen Bänke, links von der Hacke
dann bereits die ammonitenreichen Kalkbänke.

 

VK_ost_grab.jpg

Bild 6

 


Bis demnächst !
Euer marmoreum