Für Sammelanfänger

Leitfaden für Einsteiger

Einleitung

Dieser Text ist für alle Besucher von Steinkern.de gedacht, die sich bisher noch nicht mit dem Thema Fossilien beschäftigt haben. Dabei handelt es sich um ein sehr umfangreiches Sachgebiet, das einen Menschen problemlos mehrere Leben beschäftigen kann. Aber keine Panik, aller Anfang ist leicht. Ich möchte hier einen Einblick in die verschiedenen Aspekte des Themas geben und dabei die wichtigsten Grundlagen vermitteln, die zum Verständnis notwendig sind. Vorsicht, das Hobby macht süchtig! Wer einmal richtig damit angefangen hat, der kommt nicht mehr davon los. Die unvermeidlichen Nebenwirkungen sind: Viel Bewegung an frischer Luft, mit Funden gefüllte Keller und Regale, ein tieferes Verständnis der Welt und ein gewisses Unverständnis bei den Mitmenschen.



Was sind Fossilien?

Fossilien sind die Überreste von Lebewesen, die diese lange nach ihrem Tod hinterlassen haben. Das können sowohl körperliche 'Versteinerungen' sein, z. B. Muschelschalen, aber auch Kriechspuren in ehemaligem Schlick. Einen Ort, an dem man Fossilien findet, bezeichnet man als Aufschluss. Das kann ein großer Steinbruch sein, aber auch eine kleine Baugrube.



Wie entsteht ein Fossil?

Wenn ein Lebewesen im Meer stirbt, dann sinkt es zum Meeresboden. Dort wird es nach und nach von weiteren Ablagerungen wie Sand oder Schlamm zugedeckt. Diese Ablagerungen bezeichnet man als Sedimente. Dort ist der Überrest dann der zerstörerischen Wirkung von Wellenbewegungen oder zersetzenden Organismen entzogen. Die Sedimente über dem Lebewesen werden immer höher. Durch den Druck wird das Sediment zusammengedrückt und enthaltenes Wasser entzogen, langsam wird aus dem Schlamm ein Gestein. Das Lebewesen wird während der folgenden Umwandlungsprozesse (Diagenese) oft vollkommen aufgelöst. Es entsteht ein Hohlraum, der durch andere Mineralien wieder ausgefüllt wird. Diese Füllung können wir dann später als Fossil finden. Oft ist es also gar nicht das eigentliche Lebewesen, das wir finden, sondern so etwas wie ein Abguss. Es gibt aber auch Fälle in denen die Originalschalen erhalten bleiben. Es gibt eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten, wie ein Fossil entstehen kann. Einige Beispiele: Ein Insekt bleibt an einem Harztropfen hängen und wird von diesem eingeschlossen. Aus dem Harz wird Bernstein. Ein Vulkan bedeckt mit seiner feinen Asche das Land und in der Asche werden zahlreiche Lebewesen eingeschlossen. Bei einem Sturm löst sich an einem Hang unter Wasser eine Schlammlawine und begräbt alle Lebewesen, die nicht schnell genug fliehen können.

 

Die Entstehung von Fossilien ist eine Ausnahme. Die meisten Lebewesen werden nach Ihrem Tod zerstört und landen wieder im Stoffkreislauf. So haben wir nur in sehr seltenen Glücksfällen Fossilien von Weichtieren. Von einer Qualle bleibt nun einmal nichts über, von einer harten Muschelschale schon eher. Generell haben wir viel mehr marine Fossilien, die also im Meer entstanden sind als Fossilien von Landbewohnern. An Land werden Ablagerungen von Fossilien eher durch Erosion (Abtragung der Sedimente durch Regen, Wind usw.) zerstört als neu aufgebaut. Im Meer dagegen rieselt ständig etwas von oben auf den Grund und bildet Sedimente. Das können sowohl abgestorbene Mikroorganismen aus dem Plankton sein, als auch die Sedimente von Flüssen.


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Abbildung 1

An dieser Wand sieht man gut, wie die Sedimente in Schichten abgelagert wurden. Die Frage wie lange es am Meeresboden gedauert hat, bis das Material dieser 40 Meter hohe Wand sich abgelagert hat, kann man nicht so einfach beantworten. Wie waren die Strömungsverhältnisse dort? War ein Flussdelta in der Nähe, das Sedimente ablagern konnte? Wie war das Klima bzw. die Wassertemperatur? Das hat Einfluss auf die Menge der abgelagerten Sedimente.  Die Sedimentationsrate muß auch nicht konstant sein. Es könnte sein, dass ein  Seebeben eine Rutschung auslöst und sich ein dickes Schichtpaket schnell bildet. Andererseits kann  es auch  vorkommen, dass  Sedimente  wieder  zerstört werden,  etwa  wenn  ein  küstennaher Bereich durch Meeresspiegelschwankungen trocken fällt.

 

Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich davor warnen, sich so eine Wand aus der Nähe anzusehen. Wenn man einen 5 Kilo schweren Steinbrocken aus 10 Metern Höhe auf den Kopf bekommt, dann überlebt man das auch mit Helm nicht. Und in solchen Steinbrüchen fallen selten so kleine Steine aus so geringer Höhe. Also Vorsicht: Ein Steinbruch ist kein Spielplatz! Es liegt immer genug Material in sicherer Entfernung der Wände und man wird fast nie etwas direkt in der Wand  finden.



Das Alter von Fossilien

Bis zum Beginn der Neuzeit am Ende des 15. Jahrhunderts galt die Aussage der Bibel, dass Gott die Welt in 6 Tagen erschuf als wörtlich zu nehmende Wahrheit. Eine gegenteilige Meinung konnte, für den der sie vertrat, tödlich enden und war daher nicht sehr verbreitet. Im 17. und 18. Jahrhundert begann man sich aber immer öfter zu fragen, wie die Funde von Fossilien zu erklären waren. Auf Dauer war die Erklärung, dass es ausgestorbene Arten wohl nicht auf die Arche vor der Sindflut geschafft hatten, etwas zu einfach.

 

Da man einem Stein nicht ansieht, wie alt er ist, behalf man sich zuerst mit der Feststellung was älter und was jünger ist, die sogenannte relative Chronologie. Bleiben wir bei der Entstehung von Meeresgrund. Das was weiter unten liegt ist immer älter. Später, nachdem aus dem Schlamm Stein geworden ist, liegen die älteren Fossilien also weiter unten.

 

Dann hat man festgestellt, dass in ähnlichen Gesteinen oft ähnliche Fossilien liegen. Es gab immer wieder Arten, die recht weit verbreitet waren, die es aber nicht sehr lange gab. Man findet sie also oft und überall, aber nur in einem begrenzten Steinpaket. Solche Fossilien nennt man Leitfossilien. Wenn man ein solches Fossil findet, kann man das Fossil recht gut in die Zeitskala einordnen. Zuerst wurden diese Tabellen also ohne Altersangaben angelegt. Man kann so aber feststellen, dass die Schichten zweier weit auseinander liegender Steinbrüche gleich alt sind, wenn man die entsprechenden Leitfossilien in beiden findet.

 

Heute können wir auch das absolute Alter in Jahren ermitteln. Dazu werden physikalische Methoden benutzt. Bei der sogenannten Radiometrie wird ermittelt wie viel von einem bestimmten Isotop (Element) sich im Gestein befindet. Diese radioaktiven Stoffe zerfallen mit einer konstanten Rate, so dass man weiß wann die Hälfte zerfallen ist (Halbwertszeit). Da man auch weiss wie viel Ursprünglich im Gestein war, kann man das Alter in etwa ermitteln. Aber dabei kommt es auf hunderttausend Jahre mehr oder weniger nicht an, denn wir reden hier über wirklich lange Zeiträume.

 

Die Erde selber ist vor etwa 5 Milliarden Jahren (5.000.000.000) als glühender Ball entstanden. Nach einer Milliarde Jahren war sie abgekühlt und Meere und Kontinente haben sich gebildet. Etwas später sind die ersten sehr einfachen Lebensformen im Wasser entstanden. Diese einfachen Algen und Bakterien waren die dominierenden Lebensformen bis vor 600 Millionen Jahren. Von diesen ersten Lebewesen ist nicht viel übrig geblieben, sie hatten noch keine erhaltungsfähigen Hartteile. So das wir uns meistens nur um die letzten 10% der Erdgeschichte kümmern. In dieser Zeit lief die Entwicklung von einfachen Lebewesen bis zu den Säugetieren. Man teilt diese 600 Millionen Jahre in Erdzeitalter ein. In jedem Erdzeitalter dominierten andere Lebewesen. Heute lebende Arten bezeichnet man als rezente Arten.

 

Die folgende Zeitskala fasst diese Erkenntnisse zusammen. Die Zahlen links geben Anfang und  Ende eines Erdzeitalters an. So begann die Kreide vor 142 Millionen Jahren und endete vor 65 Millionen Jahren. Die Bezeichnung der Erdzeitalter ist historisch gewachsen. Sie beziehen sich entweder auf Regionen (Jura = Kanton in der Schweiz, Devon = Grafschaft in England) in denen die entsprechenden Schichten vorkommen und erforscht wurden oder auf typische Gesteine, wie eben die Kreide (Kreidefelsen an der Nordsee). Die absoluten Zahlen haben sich seit Einführung der Begriffe übrigens stark geändert. Heute erfolgen die Änderungen in kleineren Schritten, wir sind der Wahrheit wohl schon etwas näher gekommen. Oft  ist das  Ende eines  Erdzeitalters durch einen  abrupten Wechsel in Flora  und Fauna  oder der  Ablagerungsbedingungen  (Fazies)  gekennzeichnet. Am Ende der Kreide starben bekanntlich die Dinosaurier aus. Da die einzelnen Erdzeitalter lange Zeiträume abdecken, wurden sie weiter unterteilt. Die Kreide etwa in Ober- und Unterkreide. Unten ist dabei immer das ältere Gestein. Die Oberkreide wird dann aufgeteilt in: Cenoman, Turon, Coniac, Santon, Maastricht. Die Aufteilung kann man noch weiter Treiben. Dann folgen die Zonen, die nach ihrem Leitfossil benannt sind. Das können dann schon mal Zeiträume von weniger als einer Million Jahren sein. Wenn man also so ein Leitfossil findet und identifizieren kann, dann weiß man schon recht gut, wo in der Zeitscala man gerade fündig geworden ist.


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Abbildung 2



Wie kommt das Fossil einer Muschel aus dem Meer auf einen Berg im Festland?

Auch in den Alpen oder in anderen Gebirgen kann man Fossilien von Meeresbewohnern finden. Um das zu erklären, muss man verstehen wie sich die Erde über sehr lange Zeiträume verändert hat. Die Sedimente, in die der Meeresbewohner nach seinem Tod gesunken ist, befanden sich mit Sicherheit auf dem Grund des Meeres. Dort wurden sie über die Tausende von Jahren zu kilometerdicken Schichtpaketen. Ein Forscher namens Alfred Wegener hat nun entdeckt, dass die Kontinente sehr langsam driften. Diesen Prozess bezeichnet man als Plattentektonik. Die Erde ist in ihrem innern eine heiße zähe Masse, auf der die Kontinente wie Flöße treiben. Ein Blick auf einen Globus zeigt, dass Südamerika und Afrika einmal ein Kontinent waren. Sie passen wie zwei Puzzelteile zusammen. Auch findet man die gleichen Fossilien auf beiden Kontinenten, die einen Ozean niemals hätten überwinden können. Heute können wir mit sehr präzisen Satellitenmessungen die Bewegung der Kontinente direkt messen. Es sind zwar nur einige Zentimeter pro Jahr, über die Jahrmillionen reicht das aber um das Bild der Erde vollständig zu verändern. Deutschland lag so z.B. lange am Äquator. Wenn man in der Eifel Korallen findet, dann bedeutet das dort war einmal ein flaches Meer, mit nie unter 20 Grad Wassertemperatur. Auch die kreidezeitlichen Ablagerungen im Münsterland oder die Ablagerungen des Jura der schwäbischen Alb sind am Grund flacher Meere entstanden. Deutschland war also für lange Zeiträume wenigstens teilweise von Flachmeeren bedeckt.

 

Wenn dann zwei Kontinente zusammenstoßen entstehen Gebirge. Das kann man sich so vorstellen, also ob man zwei auf einem Tisch liegende Handtücher gegeneinander schiebt. Sie schieben sich übereinander und bilden Falten. Aus der Waagerechten werden viele Teile senkrecht gestellt. Ein Teil der Gesteine wird hochgedrückt und die Muschel kommt auf den Berg. So kollidieren Indien und Asien gerade und bilden den Himalaja. Europa und Afrika formen die Alpen. Geologisch gesehen geht Afrika bis in die Schweiz, weil alles südlich davon Gesteine vom Afrikanischen Kontinent sind. Ein Gebirge wird durch die Kräfte der Erosion (Wind, Regen, Frost) relativ schnell wieder abgetragen. So hat es im laufe der letzten 600 Millionen Jahre viele Gebirge gegeben, die wieder eingeebnet wurden. Die Überreste sind unsere heutigen Mittelgebirge. Es ist auch möglich, dass bei der Kollision von zwei Kontinentalplatten Gesteine zeitweise sehr tief absinken und durch den hohen Druck und die Temperaturen in vielen Kilometern Tiefe eine Veränderung durchmachen, die die enthaltenen Fossilien verändert oder oft auch zerstört. Ein Kalkgestein das tief sinkt wird z.B. zu Marmor. Ein großer Teil sinkt auch so tief, dass es eingeschmolzen wird. Je älter also Ablagerungen sind, desto weniger groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Zeit überstanden haben. So sind in Deutschland die ganz alten Schichten nicht oder nur sehr lückenhaft überliefert (Kambrium, Ordovizium, Silur).

 

Auf dem folgenden Bild sieht man, wie die einst waagerechten Schichten durch die Gebirgsbildung fast senkrecht gestellt wurden. Als diese Schichten im Münsterland entstanden sind, soll das Meer dort 200 Meter tief gewesen sein. Der Meeresspiegel war nie höher über Deutschland. Die dunklen Schichten sind die Ablagerungen des weltweit nachgewiesenen Ocean-Anoxic-Event II. Das bedeutet bei diesem Ereignis (Event) war der Sauerstoffgehalt am Ozeanboden extrem gering. Vorher und nachher gab es Kalkablagerungen, die auf relativ normale Bedingungen schließen lassen. Diese Schicht war also ein abrupter Wechsel der Ablagerungsbedingungen (Fazieswechsel). Das ist die Grenze zwischen Cenoman und Turon in der Oberkreide. Solche markanten Horizonte helfen sich in einem Aufschluss zu orientieren. Je genauer man weiß, wo man sich gerade befindet, um so einfacher ist die Suche und Bestimmung von Fossilien, da viele fossile Arten nur eine kurze Zeitspanne lebten und damit in einem begrenzten Schichtpaket zu finden sind, dann aber oft in großer Zahl. Solche Angaben sind dann in der Literatur zu finden. Leider ist es oft nicht so einfach zu ermitteln, was man da gerade vor sich hat. Ein Blick auf eine geologische Karte ist dann oft hilfreich. Auf diesen Karten  sind die oberflächennah aufgeschlossenen Gesteine durch verschiedene Farben dargestellt. Gesteine aus der Kreide werden z.B. mit verschiedenen Grüntönen dargestellt. 


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Abbildung 3


Sammeln von Fossilien

Die Frage welche Fossilien man sammelt, wie man sie bearbeitet und aufbewahrt muss jeder für sich selber entscheiden. Oft richtet man sich nach den lokalen Gegebenheiten. Man sammelt das was in seinem näheren Umfeld zu finden ist, da es doch recht umständlich und teuer ist jedes Wochenende lange Anfahrten zu seinem Sammelgebiet zu unternehmen. Auch wenn sich der Text bis hierhin recht kompliziert angehört hat, man muss es am Anfang ja nicht gleich übertreiben. Viele Sammler gehen ihr Leben lang einfach nur wegen der Bewegung an frischer Luft ins Gelände. Wenn noch ein paar schöne Fossilien dabei gefunden werden, umso besser, aber man muss daraus nicht unbedingt eine Wissenschaft machen. Es ist aber schon faszinierend, wenn die Steine anfangen zu reden. Man fängt an zu verstehen, wie ein Lebensraum vor langer Zeit aussah. Eben unter welchen Bedingungen die Koralle in der Eifel vor 400 Millionen Jahren entstanden ist, oder wie die Muschel auf den Berg kam.



Bestimmung von Fossilien

Um ein Fossil bestimmen zu können ist es notwendig seinen genauen Fundort zu kennen. Also sollte man den Fundort noch im Aufschluss genau notieren (schriftliche Beschreibung, Skizzen, Foto mit einer billigen Digitalkamera). Mit zunehmender Erfahrung kann man einen Fund meistens richtig einordnen. Aber man wird immer wieder auf Besonderheiten stoßen, die längere Nachforschungen notwendig machen. Das gilt besonders wenn man nur einen Teil eines größeren Fossils findet, oder im Aufschluss nur ein Teil des Fossils aus dem Stein ragt. Für eine grobe Bestimmung reicht am Anfang ein einfaches allgemeines Bestimmungsbuch wie z.B. : http://www.steinkern.de/forum/viewtopic.php?t=110

 

Im Forum findet sich dann in der Rubrik ' Fachliteratur und Bücher ' eine große Auswahl an empfehlenswerter Literatur. Spätestens dann stellt sich die Frage, wie genau man wissen möchte, was man da gefunden hat. Wenn man wirklich eine sichere Bestimmung bis zum Artennamen des Fossils durchführen möchte, dann kommt man an guten und meistens recht teuren Büchern kaum vorbei. Diese befassen sich dann nur mit einer Tiergruppe und nur aus einer Region und einem Erdzeitalter z.B.  Die Belemniten des süddeutschen Jura

 

Bei Belemniten (siehe unten) versuche ich mich bis heute nicht an der Bestimmung von Arten, da es oft sehr schwierig ist und mir reicht es zu wissen, dass es sich um einen Belemniten handelt.

Für viele Tiergruppen gibt es auf der ganzen Welt nur einige echte Experten, die diese sicher bestimmen können. Aber das ist für die meisten Sammler kein Hinderungsgrund einen Artennamen bei dem Fossil zu notieren. Das ist dann sozusagen eine Arbeitshypothese und da man meistens die häufigste Art findet, ist die Trefferwahrscheinlichkeit doch recht hoch (und es muss erst einmal jemand das Gegenteil beweisen). Viele Arten sind auch an eindeutigen Merkmalen leicht und sicher zu erkennen. Die Bestimmungsmerkmale sind für jede Tiergruppe festgelegt worden. Es handelt sich um Merkmale bzw. Merkmalskombinationen, die eine Bestimmung eindeutig machen sollen.




Einige Beispiele für typische Fossilien

Jedes Erdzeitalter hat seine typischen Fossilien, die es nur dann gab bzw. sie hatten dann eine Blütezeit in der sie mit vielen Arten und/oder Individuen dominierten. Einige sehr erfolgreiche  Formen  haben  die  letzten 600  Millionen  Jahre durchgehalten.  Mit so  einem  Beispiel  möchte  ich  hier  anfangen:




Brachiopoden

Brachiopoden sind marine Lebewesen, die den Muscheln ähnlich sehen. Sie leben ebenfalls als Filtrierer am Meeresgrund, also im gleichen Ökosystem wie Muscheln. Vom Aufbau sind sie aber grundsätzlich anders. Ein Brachiopode hat zwar auch zwei Klappen, aber die sind oben und unten am Tier, während bei Muscheln die Klappen anatomisch rechts und links vom  Tier liegen. Auch haben die allermeisten  Brachiopoden einen Stiel, mit dem sie am  Untergrund befestigt waren.  Der Stiel wuchs durch ein Loch in der unteren Schale.


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Muscheln

Wir kennen etwa 20.000 fossile Muschelarten und noch einmal genau so viele leben heute. Es gibt sie bereits seit dem Kambrium. Die zwei Klappen (Schalen) einer Muschel werden durch ein Schloss verbunden. Das ist ein Mechanismus aus Zähnen und Muskeln. Muscheln leben im Meer, im Süßwasser und im Brackwasser. Brackwasser hat einen schwankenden Salzgehalt, also etwa ein Flußdelta. Die meisten Muscheln leben als  Filtrierer.  Sie ernähren sich also von  Plankton, dass sie aus dem  Wasser  filtern.


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Trilobiten

Trilobiten (wörtlich Dreilapper) gehören zu den Arthropoden (Gliederfüßer). Das sind hauptsächlich Insekten. Es gab sie vom Kambrium bis zum Perm. Trilobiten bilden einen Panzer (Aussenskelett oder Exoskelett), der nicht wachsen kann. Darum häutet sich das Tier mehrfach in seinem Leben. Oft finden wir nur diese Häutungsreste. Einen vollständigen Trilobiten findet man schon seltener. Sie lebten am oder im Meeresgrund. Die meisten Formen sind kleiner als 5 cm, aber es gibt auch Riesenformen z.B. aus Marokko mit 30 cm Länge.


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Schnecken

Wir kennen heute über 170.000 Schneckenarten. Allen gemeinsam ist der Fuß zur Fortbewegung. Viele Arten tragen ein Gehäuse, dass wir dann als Fossil finden. Ursprünglich handelt es sich um marine Lebewesen. Seit dem Karbon gibt es auch Arten die im Süßwasser oder an Land leben konnten. Die meisten Arten ernähren sich vegetarisch, es gibt aber auch fleischfressende (Carnivore) Formen.


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Korallen

Korallen gab es seit dem Ordovizium bis heute. Es handelt sich um ausschließlich marine Lebewesen. Die meisten Arten leben in Gewässern, die nie unter 20 Grad kalt werden und in Tiefen Oberhalb von 80 Metern. Es gibt aber auch einige Tiefwasserformen. Korallen sind Tiere, die aus zahlreichen Polypen bestehen, die eine Kolonie bilden. Diese Kolonien bilden dann Riffe. Es gibt auch einige Solitärkorallen, bei denen ein Tier einzeln lebt. Heute leben viele Polypen mit einzelligen Algen zusammen (Symbiose), die aus Sonnenlicht Energie gewinnen können (Photosynthese). Auch wenn fossile Korallen, z.b. aus dem Silur, den heutigen Arten sehr ähnlich sehen, so sind es doch ganz andere Arten.


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Ammoniten

Ammoniten gehören zu den Cephalopoda oder Kopffüßern. Ihre Gehäuse verleiten zu der Annahme, dass es sich um Schneckengehäuse handelt. Aber man muß sich vorstellen, dass aus diesem Gehäuse ein Kopf mit zahlreichen Armen wie bei  einem  Tintenfisch herausgeschaut hat. Als Ammoniten bezeichnen wir nur die Formen des Jura und der Kreide. Am Ende der Kreidezeit sind sie ausgestorben. Ihre Voläufer waren in der Trias die Ceratiten, im Devon und Karbon die Goniatiten und im Orovizium die Orthoceraten. Die meisten Gehäuse von Ammoniten sind planspiral, also in einer Ebene gerollt, aber es gibt auch zahlreiche Formen mit gestreckten oder ziemlich extravaganten Gehäusen. Da ist die Unterscheidung von Schnecken und Ammoniten schon mal problematisch. In dieser Gruppe gibt es also recht komplizierte 'Verwandschaftsverhälnisse'. Einen weiteren Vertreter der Kopffüßer finde ich noch bemerkenswert: den Nautilus. Dabei handelt es sich um die ältesten und urtümlichsten Formen, die wir seit dem Kambrium kennen und es gibt sie bis heute! Sie haben die ganze Verwandschaft überlebt. Ammoniten lebten meistens frei schwimmend im Meer und wurden je nach Art zwischen einem Zentimeter und 3 Metern groß. Ihr Formenreichtum und ihre weite Verbreitung  macht sie zu beliebten Sammlungsobjekten. Sie stellen im Jura und der Kreide fast alle Leitfossilien.


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Belemniten

Belemniten sind ebenfalls Kopffüßer. Sie sahen den heutigen Kalamaren recht ähnlich. Es gab sie nur im Jura und der Kreide. Man findet meistens nur das Rostrum des Tieres, auch Donnerkeil genannt. Die Weichteile bleiben nur selten erhalten. Die Tiere lebten frei schwimmend  im Meer und machten Jagd auf Fische und Krebse. Sie waren aber auch eine beliebte Beute von größeren Jägern, wie etwa Fischsauriern, in deren Mägen sie in großer Zahl gefunden wurden.


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Farne

Alles Leben entstand im Meer. Die ersten Pflanzen gingen im Silur an Land.
Farnartige Pflanzen gibt es seit dem Devon bis heute. Dabei entwickelten sich baumhohe Formen, wie es sie noch heute in den Tropen und in Neuseeland gibt. Farnwedel sind recht häufige Funde in Sedimenten aus dem Karbon.


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Viele weitere Abbildungen von Fossilien finden sich unter dem Punkt 'Galerie'

Die Anzahl der heute lebenden Arten ist unüberschaubar groß. Die Forscher sind sich nicht einig, ob es 3 Millionen oder 7 Millionen Arten gibt. Wenn man bedenkt, das eine Art über geologische Zeiträume gesehen nicht sehr lange existiert, dann muss es eine Unzahl an fossilen Arten geben. Wir kennen nur einen Bruchteil! Hauptsächlich weil viele Arten keine erhaltungsfähigen Teile haben und eine Erhaltung von Weichteilen eine absolute Ausnahme ist. Also ist noch viel zu entdecken.


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Wer Fragen hat kann diese gerne dort stellen. Dabei gilt das alte Motto: Es gibt keine dummen Fragen.


Viel Spaß und viel Erfolg!