Raritäten aus den Alpen: Ammoniten aus dem Hettangium (Lias Alpha)

Die Trias-Jura Grenze vor 200 Mill. Jahren

 

 

Die heutigen Kontinente waren zu dieser Zeit zu einem riesigen Superkontinent »Pangaea« zusammengeschoben und wurden vom erdumfassenden »Panthalassa-Meer« umschlossen. Von Osten reichte eine riesige Bucht, die sog. Tethys ins heutige Mittelmeer bzw. bis zum Alpennordrand. Die Alpen wurden erst später aufgefaltet, deshalb liegen die Fundstellen  bis 1500 m . Der Nordwesten Europas lag näher am Festland und war nicht oder nur zeitweise überflutet.

 

 

 

Zum Ende der Triaszeit (in der grossen Regression) fand ein großes Massensterben statt, von dem auch die Ammoniten betroffen waren. Durch die Lücke ist wohl noch nicht ganz klar, welche Gattungen/Arten diese Zeit überlebt haben und die Stammväter der nachfolgenden Psiloceraten/Neoammoniten der Jurazeit wurden.

Durch die Vergleiche mit den Cephalopoden der späten Trias ist aber offensichtlich, dass neben den Ammoniten auch die Phylloceraten, Lytoceraten und Nautiliden diese Zeit überlebt haben.

Zum Beginn des Jura-Zeitalters  muss es innerhalb relativ kurzer Zeit eine regelrechten Explosion  bei der Entwicklung und Verbreitung der Kopffüssler gegeben haben.
  
Viele neue Gattungen und Arten entwickelten sich im Hettangium und verschwanden wieder. Besonders in der Megastoma-Zone mit meinen Lieblingen, den Alsatiten, war die Vielfalt äußerst bemerkenswert. 
 

Während das untere und obere Hettangium  auf der ganzen Welt immer wieder vergleichsweise brauchbare Fossilien(z. B. Psiloceraten und Schlotheimien)  liefert, ist speziell im mittleren  Hettangium das Material aus meinem Fundgebiet ziemlich konkurrenzlos. Allerdings sind die Funde, die in den letzten 100 Jahren die Grundlage der diversen Untersuchungen und Publikationen bildeten zahlenmäßig relativ gering. Im 19. Jahrhundert gab es zumindest aus dem Salzkammergut gut erhaltene Funde, davon ist aber offenbar ein Großteil durch Kriegswirren zerstört bzw. verloren oder schlummert in Privatsammlungen.


Der Beharrlichkeit und Findigkeit Reinhard´s, eines befreundeten Fossiliensammlers, ist es zu verdanken, dass ich mich auf die unterrepräsentierten Zonen des mittleren Hettangiums spezialisieren konnte. Einem vagen Hinweis nachgehend hatten wir tagelang gesucht, bis wir endlich im "Saubach" einen Abdruck eines Ammoniten fanden und die Schicht weiter verfolgen konnten.
Obwohl die Suche mühsam und die Ausbeute oft mager war, hat mich dieses Spezialgebiet nie losgelassen, so dass im Lauf der Zeit einige schöne Funde zusammenkamen.

Die hier gezeigten Neoammoniten stammen aus dem Unterlias der nordöstlichen Kalkalpen und wurden von mir in den letzten 25 Jahren gesammelt. Die Aufschlussverhältnisse sind schwierig, deshalb fürchte ich, dass nicht mehr viel Neues dazukommt. Ich möchte hier keinen desillusionieren, aber die historischen Fundstellen, die z. B. Wähner beschrieben hat, sind schon lange abgegrast. Es handelte sich teilweise um Felsstürze, bei denen jeder Block schon umgedreht wurde oder um kleine natürliche Aufschlüsse.

 

Es gab/gibt sicherlich einige weitere Sammler, deren Schätze verstauben aber wohl wie bisher bei mir in der Sammlung. Meine Homepage soll das ändern und diese Spezialitäten für Interessierte zugänglich machen. Vielleicht gibt diese Homepage auch einen Anstoß, Kontakt mit mir aufzunehmen. Vielleicht können wir uns zum Erfahrungsaustausch oder zu gemeinsamen Unternehmungen zusammenfinden. Ich würde mich über Resonanz sehr freuen.

 

Auch über Informationen zur Vervollständigung dieser Übersicht freue ich mich. Ich bin für Berichtigungen, Anregungen und Kritik offen, berücksichtigen Sie bitte dabei, dass ich kein Paläontologe bin.

 

Zur gleichen Faunenprovinz bei vergleichbar gutem Material  gehörte offensichtlich in der Trias und in der frühen Jurazeit auch Timor, obwohl es damals am südöstlichsten Ende des Pangäa-Kontinents lag. 

Nordwest-Europa dagegen war wahrscheinlich von der Tethys abgeschnitten. Die Ammonitenfauna aus diesem Gebiet unterscheidet sich in der Regel deutlich, wie die unten stehende Übersicht zeigt.

 

Hettangium nach E . Renevier 1864

Einige Informationen zum Hettangium:

 

Uneinigkeit herrscht offensichtlich immer wieder beim Alter. 

Gingen verschiedenen Autoren noch vor ca. 15 Jahren von Zeitspannen von -205 bis -200 Millionen Jahre (Odin, 1995; Harland & al., 1989, Poling, 1995-1997) aus, gab die internationale Stratigraphie-Commission (ICS) eine Spanne von -200 bis -196 Mill. Jahre an (Stand 2008). 

  

Die vorhergehende Epoche wird als Rhaetium (Rhät),

die nachfolgende Epoche als Sinemurium bezeichnet.

  

Herkunft der gezeigten Stücke: Nördliche Kalkalpen (Europa) - Unterer Lias

Einige Bereiche des Hettangiums der nördlichen Kalkalpen sind gekennzeichnet durch sehr geringe Sedimentationsraten, in der obersten Zone (marmoreum) bildete sich eine weit verbreitete Eisenmangankruste. Verstärkte Strömungsaktivitäten, die ihre Ursache in einem globalen Meeresspiegeltiefstand hatten dürften der Grund für die Kondensation sein.

An meinen Fundstellen ist das Hettangium in Kondensationshorizonten abgelagert.

Die Sedimente von einer Million Jahren sind überwiegend geringmächtung und teilweise nur 10 bis 30 cm dick. Das Material (einschließlich  Fossilien) wurden häufig wieder aufgearbeitet und umgelagert. Im Prinzip ist deshalb nur eine Unterteilung in die drei Zonen möglich. Diese sind zu  einem hohen Prozentanteil fossilleer. Eine Feinstratigraphie (in Subzonen und Horizonte), wie sie zum Vergleich für die Verhältnisse NW-Europas dargestellt ist, ist in der Regel nicht möglich. Die Ammoniten sind häufig schlecht erhalten, bzw. zumindest auf einer Seite angelöst. Seltsamerweise gibt es einzelne Gebiete, in denen die Schichten mächtiger sind. Die Fossildichte ist dann nochmals erheblich reduziert, außerdem erschwert die schlechte Erhaltung dort oft eine genauere Bestimmung.   

Die Gliederung des Hettangiums in NW-Europa, zum Vergleich die alpinen Zonen

Zonen

Subzonen Horizonte NW Europa

Schlotheima angulata

alpin: marmoreum 

Schlotheima complanata Schlotheima depressa
Schlotheima complanata
Schlotheima extranodosa Schlotheima extranodosa

Alsatites liasicus

alpin: megastoma 

Alsatites laqueus Sunrisites hadroptychus
Alsatites liasicus
Alsatites laqueus
Waehneroceras portlocki Waehneroceras portlocki

Psiloceras planorbis

alpin calliphyllum 

Caloceras johnstoni Caloceras belcheri
Caloceras johnstoni
Psiloceras planorbis Psiloceras plicatulum
Psiloceras psilonotum
Psiloceras planorbis (?)
Zonen Subzonen Horizonte NW Europa

 


Eine Feinstratigraphie (in Subzonen und Horizonte) zu erstellen, wie sie hier für die Verhältnisse NW-Europas dargestellt ist, ist mir für meine Fundstellen in den nördl. Kalkalpen aus oben beschriebenen Gründen nicht möglich, deshalb beschränke ich mich auf die reine Aufzählung der gefundenen Gattungen und Arten und überlasse diese Aufgabe den Profis.

 

Die Neo-Ammoniten werden im alpinen Hettangium durch drei Familien vertreten

 

 

Neben den Ammonitidae/Phylloceratidae, haben den Übergang zum Jura weitere Cephalopoden geschafft:

Die Bilder sind schon relativ groß. Durch anklicken erhalten Sie eine Bildschirmansicht.


Die meisten Exemplare kommen nur im mediterranen Bereich vor, zu dem die östlichen Nordalpen zählen. In Nordwest-Europa wird man diese Gattungen und Arten in der Regel vergeblich suchen.

 

Nun genug der einführenden Worte. Lassen Sie sich überraschen von der Artenvielfalt, die die Natur in dieser Epoche hervorgebracht hat: 

Gerade die vielen  kleinen Variationen innerhalb der Familien und der Arten erschweren oft  eine exakte Bestimmung. Andere Fundorte liefern evtl. zu schlecht erhaltenes Material, so dass diese Variationen dort vielleicht gar nicht so sehr ersichtlich sind.

Meine Theorie zu der Entwicklung in meinem Fundgebiet ist, dass es sich dort um sehr begrenzte Lebensräume handelte, die über lange Zeiten nicht oder nur bedingt mit anderen Habitaten in Verbindung standen. In meiner laienhaften Vorstellung könnte es deshalb immer wieder zu einer Vermischung nicht nur innerhalb der Arten sondern auch der Familien geführt haben.
Einige dieser wohl nur ganz kurzfristig existierender Übergangsformen tauchen deshalb auch nur lokal auf.

 

Wenn Sie sich für Ammoniten allgemein und die Trias-Jura-Grenze im Besonderen näher interessieren, beachten Sie auch meine Linktipps!

 

Der Artikel - der oder das Psiloceras?

Mir ist bewusst, dass ich mit der Verwendung des Artikels "der" im Zusammenhang mit Ammoniten-Gattungen und Arten je nach dem lateinischen Namen u. U. grammatikalisch falsch liege, und es richtigerweise "das" heißen müsste.

Aber erstens bin ich Bayer, und bei uns sagt man auch "der Butter" und nicht "die Butter", zweitens kein Lateiner, deshalb ist auch z. B. die Endung „ceras“ = Horn für mich kein Grund, hier meine Anrede zu ändern und drittens habe ich eine besondere Beziehung zu meinen Funden, deshalb finde ich „Neutrum“ einfach nicht passend.
 

 


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