Paläogen, Neogen und jünger

Stachelhäuter aus dem Ottnangium des Innviertels

Zum alten Tierstamm der Echinodermata  (Stachelhäuter) gehören die Seeigel, die Seesterne, die Seelilien mit den Haarsternen und die Schlangensterne. Von den Seewalzen habe ich bisher keine Überreste gefunden. Abgesehen von den Seeigeln spielen Stachelhäuter bei den Fossiliensammlern des Miozäns nur eine geringe Rolle. Die übrigen fossilen Stachelhäuter aus dem Ottnangium  sind meist nur kleine Bruchstücke von Seelilien, Seesternen oder Schlangensternen, die oft übersehen werden und auch schwer zuzuordnen sind.
Besonders danken möchte ich Dr. Kroh vom Naturhistorischen Museum in Wien, der mir sehr viel Zeit geopfert hat und mir meine Funde von Stachelhäutern bestimmt hat.
Wenn bei den Fotos keine Ortsangaben gemacht wurden, wurden sie in der Umgebung von Schärding in Schlier- und Sandgruben gefunden.

 

SEEIGEL
Seeigel werden nach der Form in reguläre und irreguläre Seeigel eingeteilt. Die regulären Seeigel haben runde, meist kugelige Formen. Sie leben am Meeresgrund und sind wohl den meisten Urlaubern vom Mittelmeer her bekannt. Die Begegnung mit ihnen ist dann wenig erfreulich, wenn man sich einen Stachel eintritt, der eitrige, schmerzende Wunden verursacht. Manche Arten  haben sogar giftige Stacheln.
Die irregulären Seeigel haben ihre Körperform dem Lebensraum angepasst und sind oval bis herzförmig. Sie graben im Sand nach Futter. Die Stacheln sind zu Haaren umgebildet. Dadurch können sie besser durch den Sand graben.

 

SEEIGELSTACHELN

Bild 0 Stachel irregulaererSeeigel

Abb. 1: Haarförmiger Stachel, Länge: 0,7 cm.

 

Reguläre Seeigel
Der Mund liegt in der Mitte des Körpers auf der unteren Bodenplatte,  der After befindet sich gegenüber in der Mitte der Oberseite.

 

Lanzenseeigel - Cidaris-Arten

In meinem Sammelgebiet: Miozän/Ottnangium des Innviertels (äußerster Westteil Oberösterreichs) kommen einzelne Stacheln von Seeigeln relativ häufig in den Schlierlagen und auch in den Sanden vor. 

 

Bild 1 cidaris

Abb. 2: Hier sind die Primärstacheln abgebildet, die regelmäßig angeordnet sind. Dazwischen sind weitere Stacheln, wie die kürzeren Sekundärstacheln. Bruchstücke bis 2 cm Länge.

 

Bild 2 cidaris

Abb. 3: Seltener sind solche stark bedornten Stacheln zu finden, die nicht von einer anderen Art, sondern aus dem Mundbereich der Seeigel stammen. Bruchstücke bis 1,5 cm Länge.


Der Großteil der gefundenen Stacheln stammt von Plegiocidaris peroni.
Eine Seltenheit ist ein Fund eines ganzen Gehäuses eines Seeigels, da dieses sehr zerbrechlich ist und nach dem Tod des Tieres in der Regel in viele kleine Platten zerfällt.
In den 30 Jahren meiner Sammeltätigkeit habe ich nur einen ganzen Plegiocidaris gefunden.

 

Bild 3 Plegiocidaris

Abb. 4: Im Ottnangium des Innviertels eine Rarität: vollständige Corona eines Seeigels der Art Plegiocidaris peroni. Durchmesser 5 cm.


Die Stacheln der Lanzenseeigel können sich beträchtlich unterscheiden, wie bereits die oben gezeigten stark bedornten Stacheln des Mundbereichs (Abb. 3) im Vergleich zu den Primärstacheln (Abb. 2) zeigen. Daher ist eine Zuordnung für den Laien recht schwierig.

 

Bild 4

Abb. 5: Am häufigsten finden sich längsgeriefte Stacheln, wie auf dem ersten Foto. Etwas weniger häufig kommen leicht bedornte Stacheln, wie das hier gezeigte Exemplar (5 cm) vor. Sie düften zu Histocidaris gehören. Fundort: Puchkirchen bei Wels

Von Histocidaris finden sich nur sehr selten einzelne Platten, die an einem gerieften Ring um die Warze erkennbar sind. Dazu passen einige Stacheln mit einem turbanartigen Kopf.

Bild 5 Cidaris Stachel33 Krause

Abb. 6: Gelenkkopf: 2 mm.

 

Bild 5 HistoCidaris

Abb. 7: 2 cm großes Gehäusefragment mit Stachelwarzen.

 

Es folgen einige recht unterschiedliche Stacheln von Lanzenseeigeln.
               

 

bild 7 10

Abb. 8-11: Es wäre auch möglich, dass diese Stacheln zu einer anderen Cidaris Art gehören, 0,5 bis 0,7 mm.

Selten und interessant ist der Fund einer Genitalplatte eines Lanzenseeigels, die aus der Unterseite, also der Region um die Mundöffnung, eines Cidaris stammt. Die Platte hat eine kreisrunde, kleine Öffnung.

 

Abb. 12: Selten und interessant ist der Fund einer 0,5 cm großen Genitalplatte eines Lanzenseeigels, die aus der Unterseite, also der Region um die Mundöffnung eines Cidaris stammt. Die Platte hat eine kreisrunde, kleine Öffnung.

Bild 12 Genitalplatte cidaris 04

 

14-16

Abb. 13-15: Auch Teile des Kauapparates, die sogenannte Laterne des Aristoteles, sind fossil erhalten geblieben (ca. 0,7 cm), Bild rechts: Halbpyramiden. Diese Teile sind nur einige Millimeter lang. Links oben die Rotula.


Diademseeigel


Selten finden sich Relikte von Diademseeigeln. Die fein gegliederten Stachel sind leicht erkennbar. Die Bestimmung der rechts abgebildeten Platte ist als Diademseeigel nicht gesichert, es könnte eine Platte von Histocidaris sein.
 

diademseeigel
Abb. 16 (links, bis 1,5 cm Länge) und 17 (rechts, 0,8 cm).


KletterseeigelPsammechinus
 
Die Kletterseeigel leben heute in Seegraswiesen. Wegen ihrer geringen Größe, die kaum 2 cm erreicht, dürften Skelette von Psammechinus leichter vollständig erhalten geblieben sein. Funde ganzer Exemplare sind daher nicht selten.
Die heutigen Vertreter dieser Gattung leben in den europäischen Meeren auf Felsgründen oder in Seegraswiesen.

psammechinus

Abb. 18 und 19: Gehäuse (1,8 cm) und Stachel (0,9 cm) von Psammechinus dubius.

 

Irreguläre Seeigel
Sie sind zweiseitig symmetrisch. Die Mundöffnung liegt in der Mitte oder vorne, der After hinten oder oben.

Spatangus sp.  (Herzseeigel)
Wie der deutsche Name vermuten lässt, ist die Form herzförmig. Die Stacheln sind zu "Haaren" (Abb. 1) umgewandelt . Herzseeigel haben keinen Kauapparat. Heutige Arten leben eingegraben im Sand oder Schlamm.

 

Bild 18

Abb. 20: Die Schale blieb bei diesem 6 cm großen Exemplar auf dem Foto zwar als Fossil erhalten, ist aber bei der Bergung bis auf wenige Reste abgebröselt. Fundort: Wendling.

 

Bild 19 Schizaster2 neu

Abb. 21: Schizaster sp., 7 cm, Fundort: Ort im Innkreis. Man sieht auf der Unterseite die dezentrale Anordnung der Mundöffnung. Auch dieser irreguläre Seeigel hatte statt steifer Stacheln haarförmige Stacheln.

 

SEESTERNE Asteroidea

Seesterne sind durch ihre fünfstrahlige Symmetrie leicht erkennbar. Sie sind allgemein bekannt. Fossil sind sie jedoch selten erhalten geblieben. Nur einzelne Teile des Skeletts, wie die Marginalplatten (erste 3 Fotos) kann man in den Sanden finden. Sie sind nicht so selten, werden aber leicht übersehen, da ihre Größe im Millimeterbereich liegt. Abgebildet sind Marginalplatten und einige Stacheln.

 

Bild 20 Seestern

Abb. 22: Bis 0,5 cm große Skelettelemente.

 

seestern-innviertel

Abb. 23 und 24: Marginalplatten, je etwa 0,4 cm groß.

 

Schlangensterne Ophiuroidea
Schlangensterne sind außer bei Fachleuten kaum bekannt. Sie leben versteckt und werden nicht sehr groß. Es war der Fund eines kleinen Nestes von Schlangensternen, der mich für die Stachelhäuter begeistert hat. Erhalten bleiben meistens nur  Einzelteile wie Lateral-, Dorsalplatten, Stacheln und Wirbel. Auf dem Foto ein Abdruck eines Schlangensterns aus der Ordnung Ophiurioidea Familie: Ophiurida.

 

schlangenstern
Abb. 25: Schlangensternplatte in Negativerhaltung (3 cm) mit Abguss.

 

marginalplatten
 
Abb. 26-28: Marginalplatten (links: 0,5 cm; Mitte: 0,3 cm) von zwei unterschiedlichen Arten (links und mittig) und eine Dorsalplatte (rechts, 0,7 cm).

 

Ordnung Phrynophiurida, Familie Euryalidae
Diese Schlangensterne haben mehrfach verzweigte Arme und sehen ähnlich aus wie ein Gorgonenhaupt.  Sie filtern mit ihrem dichten Armgeflecht Nahrung aus dem Wasser.
Es gibt nur wenige Funde aus dem Miozän.

 

Bild 31 Gorgonocephalide

Abb. 29: Schlangenstern-Wirbel der Euryalidae, bis etwa 0,5 cm groß.


Seelilien und Haarsterne
Seelilien sind (meist) mit einem Stiel auf dem Meeresboden angewachsen. Haarsterne sind nur in der Jugend an Ihr Substrat geheftet, später sind sie dann in der Lage sich freischwimmend oder kriechend fortzubewegen.
Vollständig erhaltene Seelilien sind aus mesozoischen Schichten gut bekannt und beeindrucken immer wieder bei Ausstellungen. Im Tertiär sind meistens nur einzelne Glieder erhalten geblieben.

Isocrinide Seelilien
Im Gegensatz zum Mesozoikum sind isocrinide Seelilien im Miozän äußerst selten. Es gibt aus dieser Zeit europaweit nur ein paar Funde.

 

seelilien

Abb. 30 und 31: Seelilienstielgieder, linkes Exemplar mit 0,4 cm Durchmesser, rechtes Exemplar 0,5 cm.

 

Haarsterne

Bild 35 Haarstern Kelch
Abb. 32: Dieses Foto zeigt den 0,4 cm großen Kelch eines Haarsterns.

 

Wolfgang Danninger