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Einige seltenere Funde aus dem Mansfelder Kupferschiefer

In diesem kurzen Bericht möchte ich einige seltenere Funde aus dem Mansfelder Kupferschiefer vorstellen. Damit möchte ich auch zeigen, daß der Kupferschiefer mehr Spezies als den allseits bekannten „Kupferschieferhering“ Palaeoniscum freieslebeni birgt. Bezüglich der Lithologie und der Stratigraphie des Kupferschiefers verweise ich dabei auf den schönen Bericht von Stefan Linke, den er anläßlich einer Steinkern-Exkursion in das Mansfelder Land 2005 geschrieben hat.
 
Vorneweg bitte ich die zum Teil geringe Erhaltungsqualität der in diesem Bericht gezeigten Fossilien zu entschuldigen. Bei diesen handelt es sich zumeist um Einzelstücke in meiner Sammlung, die ich seit 1988 in etlichen Sammelstunden überwiegend auf den Altbergbau-Halden in der Gegend um Siersleben/Hettstedt zusammengetragen habe. Ich würde mich freuen, wenn dieser Bericht andere Sammler dazu anregt, ihre, vielleicht besser erhaltenen, Funde vorzustellen.
 

Pflanzen-Fossilien
 
Bild 1 zeigt ein einfach dichotom geteiltes Blatt des Ginkgo-Gewächses Sphenobaiera digitata; („digitatus“ = Finger, „Dichotomie“ = Gabelung). Die einfache Teilung weist nach Brandt (1) darauf hin, daß es sich eventuell um ein junges Blatt handelt, während ältere Blätter oftmals reich verzweigt sind. Die ursprüngliche Gabelung der Ginkgo-Blätter hat sich bei der einzigen rezenten Art Ginkgo biloba bekanntlich zugunsten fächerförmiger Blätter mit Gabeladrigkeit zurückgebildet.
 
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 Bild 1: Sphenobaiera digitata, Länge 7,5 cm, Halde des Glückhilf-Schachtes (2004).
 

Bild 2 zeigt ein fast vollständiges Blatt von Taeniopteris eckardtii, deren systematische Zuordnung zu den Cycadeen bis heute unsicher ist. Die schlanken zungenförmigen Blätter besaßen eine verholzte, zum Blattansatz stark verbreiterte Mittelader, von der feine Blattnerven abzweigen. Das Auftreten von Taeniopteris eckardtii weist nach Brandt auf „küstennahe, trockene oder nur wenig feuchte Hänge bzw. Tallagen“ hin. Die zumeist einzeln, sehr selten aber auch gruppiert gefundenen Blätter können eine Länge von mehr als 30 cm erreichen.
 
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Bild 2: Taeniopteris eckardtii, Länge 17 cm, Halde des Lichtlochs 28 Z (1996).
 

Zu den häufigsten Pflanzenfunden im Kupferschiefer zählen Zweige der Konifere Ullmannia frumentaria. Größere verzweigte Aststücke wie in Bild 3 sind hingegen ebenfalls selten. Das häufige Auftreten von Ullmannia frumentaria erklärt sich wahrscheinlich aus der Bevorzugung trockener, sonniger und küstennaher Standorte.
 

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Bild 3: Ullmannia frumentaria, Bildbreite 16 cm, Revier „Preußische Hoheit“ (1996).
 

Einen Einzelfund stellt für mich der folgende Zweig mit zwei in situ an der Triebspitze angeordneten (männlichen?) Zapfen dar, den ich ebenfalls Ullmannia frumentaria zuordne. Leider ist der Zweig nur mäßig erhalten, und darüber hinaus wurde auch die Schieferplatte selbst arg in Mitleidenschaft gezogen, als ich 1988 als damals 10-Jähriger versuchte, sie möglichst klein zu formatieren.
 

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Bild 4: Ullmannia frumentaria (?) mit 2 Zapfen, Länge 13 cm, Amt Leimbach (1988).
 

Bild 5 zeigt eventuell ein Stück eines Wedels des Farnsamers Callipteris martinsii, der sich mit seiner farnartigen, mehrfach gefiederten Gestalt an den Fiedern höherer Ordnung durch kleine Fiederblättchen auszeichnete. Callipteris martinsii bevorzugte küstenferne Standorte, was dazu beigetragen haben mag, daß sich im Kupferschiefer fast nur kleine Bruchstücke finden, während vollständige Wedel extrem selten sind.
 
Ich möchte anmerken, daß ich mir bei der Zuordnung des Stückes nicht sicher bin. Ein Vergleich mit Abb. 17 i) in (1) läßt meines Erachtens ebenfalls die Möglichkeit zu, daß es sich hier um einen weiblichen Zapfen von Ullmannia frumentaria handelt.
 
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Bild 5: Callipteris martinsii (?), Länge 3 cm, Brosowski-Schacht (1997).
 

Zu den feuchte, sumpfige Areale bevorzugenden Schachtelhalmen gehörte Neocalamites mansfeldicus, von dem ich hier ein Stammstück mit Internodium und typischer Längsstreifung zeigen möchte. Sehr selten werden neben den isolierten Stammstücken auch beblätterte Zweigstücke gefunden.
 
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Bild 6: Neocalamites mansfeldicus, Länge 7 cm, Amt Leimbach (1988).
 

Fische
 
Zu den selteneren Fisch-Arten des Mansfelder Kupferschiefers zählt der Flachwasser bewohnende Acentrophorus glaphyrus, von dem Bild 7 ein fast vollständiges Exemplar zeigt. Hierbei handelt es sich um den einzigen Knochenganoidfisch und damit den entwicklungsgeschichtlich jüngsten Fisch des Kupferschiefers. Im Unterschied zu den Knorpelganoidfischen besitzt Acentrophorus glaphyrus eine nur unvollständig heterozerke Schwanzflosse (Caudalis), das heißt, Dorsal- und Ventrallappen sind nahezu symmetrisch ausgebildet. Auffällig sind die im Vergleich zur Körpergröße relativ großen Schuppen; während Acentrophorus glaphyrus ungefähr 30 Schuppenreihen zeigt, weist zum Beispiel Palaeoniscum freieslebeni 60 Schuppenreihen auf (1). Acentrophorus glaphyrus ist mit durchschnittlich 5 cm Körperlänge der kleinste Fisch des Kupferschiefers.
 

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Bild 7: Acentrophorus glaphyrus, Länge 4 cm, Glückhilf-Schacht (1995).
 

Auf dem folgenden Bild 8 sind der vollständige Schädel und der Brustbereich eines Pygopterus humboldti gezeigt, dessen Lebensraum das offene Meer war. Leider ist der Fund bereits stark angewittert und teilweise von einer Gipsausblühung bedeckt. Mit etwas Phantasie lassen sich aber dennoch der Scleralring („Sclera“ = Lederhaut des Auges) im vorderen Kopfbereich und der Kiemendeckel erkennen.
 
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Bild 8: Pygopterus humboldti, Bildbreite 19 cm, Zimmermann-Schacht (1997).
 

Bild 9 zeigt den Dorsallappen der heterozerken Caudalis eines Pygopterus humboldti. Die Besonderheit besteht hier darin, daß an der Wurzel des Dorsallobus Wirbelkörper sichtbar sind, wie sie durch Schaumberg (2) erstmals für ein günstig gespaltenes Exemplar von Pygopterus humboldti beobachtet wurden. Im Auftreten dieser Wirbelkörper ist die Heterozerkie der Caudalflosse begründet; die Wirbelsäule setzt sich bis in den Dorsallobus fort und stützt diesen, so daß er größer als der Ventrallobus wird.
 

 

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Bild 9: Pygopterus humboldti, Bildbreite 20 cm, Revier „Preußische Hoheit“ (1996).
 

Die nächsten zwei Bilder zeigen verwitterte Exemplare von Palaeoniscum freieslebeni. Bei diesen heben sich deutlich weiß die Otolithen (Gehörsteine) vom restlichen Kopfskelett ab.  Die Otolithen sind auch deshalb so gut sichtbar, weil beide Fische in Ventrallage eingebettet wurden. Diese Art der Einbettung findet sich relativ häufig, und sie wurde durch eine rundliche Körperform mit leichter bauchseitiger (ventraler) Abplattung begünstigt. Palaeoniscum freieslebeni trat wahrscheinlich in größeren Schwärmen auf und war ein Bewohner sowohl seichter Meeresbuchten als auch des offenen Meeres.
 
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Bild 10: Palaeoniscum freieslebeni mit Otolithen, Bildbreite 18 cm, Zimmermann-Schacht (1997).
 

 

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Bild 11: Palaeoniscum freieslebeni mit Otolithen, Bildbreite 7 cm, Glückhilf-Schacht (1995).
 

Abschließend möchte ich noch zwei etwas kuriose Funde zeigen. Zum einen handelt es sich um den Hinterleib eines Palaeonisum freieslebeni, der sich auf einer tektonisch gefältelten Schieferplatte findet.
 

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 Bild 12: Palaeoniscum freieslebeni auf tektonisch gefältelter Schieferplatte, Bildbreite 10 cm.
 

Den zweiten Fund kann ich nicht zuordnen. Hierbei handelt es sich um eine geteilt ringförmige Struktur mit stielartigem Ausläufer, die sich meines Erachtens auf dem etwas verdrückten Schuppenkleid eines Fisches findet. Für eventuelle Deutungsversuche wäre ich dankbar.
 
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Bild 13: Unbestimmter Fund, Länge 2,5 cm, Amt Leimbach (1988).
 

Alle Fotos und Fossilien: Stefan Wagner.
 

 

Literatur
 
(1)  Brandt, S.: Die Fossilien des Mansfelder und Sangerhäuser Kupferschiefers. In: Schriftenreihe des Mansfeld-Museums (Neue Folge) Heft 2, 1996.
 
(2)  Schaumberg, G.: Der Richelsdorfer Kupferschiefer und seine Fossilien, I – IV. In: Der Aufschluß 28, S. 81-104, 189-198, 297-352, 427-442, Heidelberg 1977.