Perm

Das erste Mal ... im Mansfelder Kupferschiefer und die Präparation eines Palaeoniscum freieslebeni

Auf den Halden
Im Sommer 2017 hatte ich auf einer Tour ins Altmühltal einen Fossiliensammler kennengelernt, der hin und wieder in den Solnhofener Plattenkalken unterwegs ist. In einem längeren Gespräch erzählte er mir, dass er aus dem Südharz kommt und bevorzugt im Kupferschiefer sammelt. Er bot an, mich bei Gelegenheit einmal auf die Halden eines Mansfelder Werkes mitzunehmen. Anfang Oktober ergab sich dann diese Gelegenheit. Die Anfahrt von mir zu Hause dauert etwa zweieinhalb Stunden, so dass ein Tagesausflug gut machbar ist. In Berlin goss es an diesem Morgen „wie aus Kübeln“, doch am Ziel angekommen klarte es auf und die Sonne zeigte sich. Nach einer kurzen Einführung in die Geologie des Kupferschiefers und in die „Suchtechnik“ machten wir uns ans Aufklopfen von spaltbarem Material, das sich auf den Halden türmte. Deutlich war zu erkennen, dass nicht allzu lange vor uns schon andere Sammler unterwegs gewesen waren, dennoch lagen noch genügend vielversprechende Blöcke herum. Nach nur kurzer Zeit lag auch schon der erste „Kupferschieferhering“ (ein Name, den dieser Fisch einst von den Bergleuten erhalten hat) vor uns, wenn auch nur in mäßiger Qualität und unvollständig. Bei Haldenfunden besteht bekanntermaßen keine Chance, Anschlusssteine zu finden. Mein Kollege fand rasch das vordere Drittel eines großen „Herings“ in toller Erhaltung, welches er mir freundlicherweise überließ.

 

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Abb. 1: Kopf eines sehr großen Palaeoniscum.

 

Auch meinem fünfjährigen Sohn, der von mir bereits mit der Sammelleidenschaft infiziert ist, gelang es, einen (nicht ganz vollständigen) Fisch zu finden.

 

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Abb. 2: Früh übt sich… mein Sohn in Aktion.

 

Jetzt waren wir beide begeistert. Im Laufe des Sammeltages gesellten sich noch weitere Funde hinzu, unter anderem ein kleiner Fisch, bei dem es sich um einen Acentrophorus glaphyurus handeln dürfte. Dieser harrt allerdings noch seiner Präparation. Schließlich klopfte ich einen nicht sehr großen, länglichen Block auf - und siehe da, vor mir lag ein über 25 cm langer Palaeoniscum, in schön gestreckter Haltung! Dieser war zwar verspalten, hatte aber nach meiner Einschätzung durchaus das Potential zu einem passablen Sammlungsstück zu werden.

 

Präparation
Als vollkommener Anfänger was Kupferschieferfossilien betrifft, machte ich mich zunächst einmal ein wenig schlau. Gut, dass es im Steinkern-Forum genügend kompetente Ansprechpartner gibt. Von einem befreundeten Sammler erhielt ich den Hinweis, dass man bei der Präparation im Prinzip ganz ähnlich wie bei verspaltenen Stücken aus Solnhofen verfahren könne. Also, die zu übertragenden Partien ausschneiden und mit geeignetem Kleber (in diesem Falle Akemi Transparent) auf die zu erhaltene Seite aufpressen und durchpräparieren. Im konkreten Fall habe ich mich dafür entschieden, die Seite, in der der Kopf lag zu opfern, da die Schuppenerhaltung auf der anderen Seite insgesamt besser war und zudem die Schwanzflosse nahezu vollständig in ihr steckte.

 

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Abb. 3a

 

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Abb. 3b

 

Abb. 3 a und b: „Positiv“ und „Negativ“ des nahezu vollständigen Palaeoniscum. Erkennbar läuft ein kleines Stück der Brustflosse aus dem Stein. a: die zu erhaltene Seite, b: die zu „opfernde“ Seite.

 

Zuvor war der Stein sorgfältig gereinigt und mittels Druckluft von Staub befreit worden. Aus dem „Negativ“ wurden zwei Partien ausgeschnitten und übertragen.

 

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Abb. 4a

 

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Abb. 4b

 

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Abb. 4c

 

Abb. 4 a-c: Die zu übertragenden Partien mit Kopf und Teilen des Schuppenkleids. Durch den mit den Schraubzwingen ausgeübten Druck soll ein möglichst dichter Zusammenschluss erreicht werden.

 

Dabei ist unbedingt darauf zu achten, dass es nicht zur Bildung von Blasen oder Luftlöchern kommt, weil diese später einbrechen könnten. Im Anschluss waren die übertragenen Bereiche zunächst möglichst flach zu schleifen, wofür verschiedene Diamantschleifköpfe auf einem Dremel zum Einsatz kamen. Hierbei ist mit großer Vorsicht vorzugehen, da sich die schwarze Fossilsubstanz mitunter nur undeutlich vom überlagernden Gestein abhebt. Starkes Licht und eine zwanzigfache Vergrößerung helfen, Fehler zu vermeiden. Der weitere Abtrag erfolgte überwiegend mit einem druckluftbetriebenen Stichel (ich verwende bevorzugt den HW-1). So ließen sich nach und nach das übertragene Schuppenkleid sowie der Schädel freilegen.

 

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Abb. 5: Freilegen der Fossilsubstanz.

 

Stellen, die sich als besonders porös erwiesen, wurden zwischendurch mit einem dünnflüssigen Sekundenkleber stabilisiert. Trotz starker Pressung beim Übertragen brach die Substanz an zwei kleinen Stellen ein, da hatten sich also doch noch Luftbläschen gebildet. Nicht schön, aber mit Sekundenkleber halbwegs zu retten. In einem abschließenden Schritt wurde die gesamte Fossilsubstanz mit einem stark eingekürzten Borstenpinsel „poliert“ und mit einer hauchdünnen Schickt Lack versiegelt.

 

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Abb. 6: Das Ergebnis. Vergrößerte Ansicht anzeigen.

 

Palaeoniscum freieslebeni ist der weitaus bekannteste Fisch des oberpermischen Zechsteinmeeres. Er dürfte als räuberisch lebender Schwarmfisch anzusprechen sein. Der französische Zoologe und Anatom Henri Marie Ducrotay de Blainville (1777-1850) stellte diese Art bereits 1818 in einem Aufsatz im Nouveau Dictionnaire d'Histoire Naturelle („Poissons fossiles“, Bd. 27, S. 310-395, hier S. 320) auf. Eine ausführlichere Behandlung findet sich auch in der Arbeit von Oscar Kuhn (1908-1990) über Die Tierwelt des Mansfelder Kupferschiefers (Wittenberg 1964, hier S. 24-25). Nach Auskunft der von Silvio Brandt betriebenen Homepage http://www.kupferschiefer.de hat Palaeoniscum einen Anteil von etwa 90 % unter den fossil überlieferten Fischen aus dem Kupferschiefer und kann eine Länge von bis zu 40 cm erreichen. Er weist eine heterozerke Schwanzflosse auf, das Schuppenkleid ist häufig von einer glänzenden Schmelzschicht geprägt.

 

Angaben zum Fossil im Überblick
Fossil: Palaeoniscum freieslebeni, Blainville, 1818
Fundort: Halden östlich von Mansfeld (mkm Hettsedt)
Zeitstellung: Perm, Wuchiapingium
Größe: 27 cm
Sammlung: Guido M. Berndt
Verwendete Werkzeuge: Nadeln, Schaber, Skalpelle, Luftdruckstichel, Dremel mit Diamanttrennscheiben; Akemi Transparent, Sekundenkleber, Zaponlack
Arbeitszeit: ca. 20 Stunden

 

Guido M. Berndt

 

 

 

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