Kreide

Über den Zufallsfund eines Hyphantoceras reussianum

Im April 2009 waren wir, meine Familie und ich, auf Suche im aus den APH-Heften bekannten Steinbruch östlich von Sack bei Alfeld/Leine. Dieser Steinbruch ging hervor aus einer kleinen Abbaustelle für den dörflichen Bedarf und erfuhr eine umfassende Erweiterung während des Baus der Schnellfahrstrecke Hannover – Würzburg. Ihm wurde Füllmaterial für die Baustrassen entnommen.
In diesem Steinbruch aufgeschlossen sind Schichten des Turon, Beachtung in den APH-Veröffentlichungen fand die Abbaustelle durch das Vorkommen von Seeigeln der Gattung Micraster, die im östlichen Teil des Bruches gefunden werden konnten.
An jenem Sonntag im April suchte Diana im Hangschutt nach Scaphites, die sich auch einstellten, während unser Sohn etwas entfernt nach Seeigelresten Ausschau hielt.
Meine Wenigkeit, mit tragender Funktion (Rucksack und Fototasche), hielt sich noch etwas mit dem Studieren der Örtlichkeit auf, als mir etwa einen Meter von der Schutthalde, die Diana untersuchte, auf dem Boden des Bruches ein Kalksplitter auffiel, in dem sich rostbraun ein Fossil abzeichnete. Beim näheren Betrachten zeichnete sich in dem faustgroßen Stein ein „Korkenzieher“ Hyphantoceras reussianum ab, nicht sehr groß, aber immerhin.
Sofort wurde die „Restfamilie“ alarmiert. Die weitere Suche erbrachte noch Bruchstücke weiterer „aufgelöster“ Ammoniten.
Zu Hause angekommen, ließ mir der Fund keine Ruhe. Nach dem Abwaschen wurde umgehend mit dem vorsichtigen Freilegen des Patienten begonnen. Mit einem elektrischen Gravierstichel, 100-g-Hammer und geschliffenen Stahlnägeln wurde in Kleinarbeit zunächst der Umriss ausgearbeitet, dann das Fossil so gut es ging freigelegt. Kniffelig war die Arbeit an den Stacheln. Man merkt erst, dass man „dran“ ist, wenn der Kalk die Farbe wechselt. Entsprechend durchgeschwitzt war ich, als Anfänger hat man ja nicht so viel Übung.
Das Ergebnis wurde dann mit Essigessenz abgebürstet und der „Korkenzieher“ mit Steinpflegemittel eingelassen zur Verstärkung des Kontrastes.
Bei der Bestimmung bestätigt wurde ich durch Andreas Mölder alias „Scaphites“. Andreas erklärte mir, dass es sich um einen Mikrokonch handeln müsste, die Bestachelung spricht neben der geringen Größe sehr dafür. Nochmals Danke für die Info!

Zum guten Schluß nun noch mal die Vergleichsfotos vom Fundzustand und dem fertigen Stück.

scaphites_thomas_foerster.jpg
So hat er dagelegen, als ich drauftrat, mit dieser Fläche nach oben. Eigentlich unverkennbar.

scaphites_thomas_foerster2.jpg
Nach langer Mühe zeigt er sich so: recht eng gewickelte „Korkenzieherspirale“, gegen den Uhrzeigersinn, und der „Schnorchel“ = Wohnkammer leider nicht vollständig. Größe: 35 mm hoch und 25 mm breit.

Literatur:
Diverse APH-Hefte
A. E. Richter, Handbuch des Fossiliensammlers