Kreide

Regensburger Oberkreide, Pulverturmschichten

In diesem kurzen Beitrag soll ein kleiner Überblick gegeben werden über Fossilien aus den Pulverturmschichten der Regensburger Oberkreide.

Die Regensburger Kreide bildete sich am südlichen Rand des kreidezeitlichen Meeres im heutigen Deutschland. Stratigrafisch ist die Regensburger Oberkreide vom Obercenoman bis einschließlich Coniac anzusiedeln, die Pulverturmschichten liegen im oberen Mittelturon. Die Fossilien aus diesen Schichten sind meist schlecht erhalten und nur an wenigen und kleinen Stellen zu finden. Die häufigsten fossilen Reste sind plumpe Muschelsteinkerne bis 9 cm Breite, weitaus seltener sind Krebsscheren, Nautiliden, Seeigel, Schneckensteinkerne und Brachiopoden.
 
Die folgenden Abbildungen wurden von Fossilien gemacht, die wir in den letzten Jahren auf Äckern gefunden haben. Die vorgeschlagenen Bestimmungen sind aber mit Vorsicht zu betrachten, wir beide sind keine Experten. Für Richtigstellungen und Hinweise zur näheren Bestimmung sind wir dankbar.

Beginnen möchten wir mit einem Nautiliden, der im vorletzten Jahr etwa einen halben Meter neben einem vielbegangenen Feldweg lag.

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Abb. 1: Nautilus, möglicherweise Cymatoceras sp., max. Durchmesser 11,3 cm, max. Dicke 7,4 cm.

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Abb. 2: Derselbe Nautilus unter einem anderem Betrachtungswinkel.

Obwohl Muscheln allgemein als Steinkerne recht häufig auftreten, sind Inoceramen recht selten. Inoceramus lamarcki ist ein Leitfossil für die Einordnung der Pulverturmschichten.

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Abb. 3: Inoceramus cf. lamarcki, 6,5 cm lang, 4,4 cm breit.

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Abb. 4: Dieselbe Inocerame, anders betrachtet.

 
Zu den besonderen Leckerbissen der Pulverturmschichten gehören Krebsreste, gar nicht mal so sehr selten zu finden, meist aber nur als kleine Fragmente. Gut erhaltene Arme, wie der abgebildete, sind Ausnahmefunde.

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Abb. 5: Zange von Callianassa sp., Länge des waagrechten Fragments 5,2 cm.

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Abb. 6: Die Zange aus Abb. 5 in Nahaufnahme, oben im Kunstlicht des Fotografierplatzes, unten im langwelligen UV-Licht. Die bei Krebsschalen zu erwartende Fluoreszenz tritt auf. Länge der Zange: 2,5 cm.

 
Recht selten sind auch Seeigel: Drei irreguläre Exemplare finden sich in unseren Sammlungen, ein wenige Millimeter kleines reguläres Gehäuse ist uns schon einmal gezeigt worden.

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Abb. 7: Irreguläre Seeigel, vor der Präparation fast nicht als solche zu erkennen. Die Länge des größten Exemplars ist 5,3 cm.

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Abb. 8: Nahaufnahme vom Hemiaster (?) aus Abb. 7 (rechts). Hier sind Schalenreste erkennbar.

 
Sehr selten können Schneckensteinkerne gefunden werden. Hier ein Bild des Steinkerns einer Leptomaria.

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Abb. 9: Leptomaria sp., Steinkern mit einem Durchmesser von 6,3 cm.


Relativ häufig sind in der Matrix gelbliche bis zart rosafarbene Bryozoenstränge enthalten, die dem Aussehen nach Kabelbäumen ähneln.

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Abb. 10: Bryozoenstrang, Länge 2,5 cm.

 
Wie eingangs ausgeführt, sind die am häufigsten in den Pulverturmschichten überlieferten Tiere Muscheln in Gestalt ihrer Steinkerne. Ganz überwiegend handelt es sich dabei um solche mit glatter Oberfläche, bisweilen sind sie aber auch markant strukturiert. Die folgenden drei Aufnahmen zeigen recht gut erhaltene Muschelsteinkerne.

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Abb. 11: Unbestimmter Muschelsteinkern, max. 6,9 cm.

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Abb. 12: Unbestimmter Muschelsteinkern, max. 7,7 cm.

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Abb. 13: Unbestimmter Muschelsteinkern, max. 5,9 cm.

 
Abschließend noch etwas besonders Rares: Ein kleiner, fast kugeliger und sehr gut erhaltener Brachiopode.

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Abb. 14: Rhynchonella sp., max. 1,4 cm.

So, das war unser kleiner Streifzug durch die wenig bekannten Pulverturmschichten.

Literatur:

Bayerisches Geologisches Landesamt (Hrsg., 1996), Erläuterungen zur geologischen Karte von Bayern 1:500000, München, S. 121 f.

Bayerisches Geologisches Landesamt (Hrsg., 1969), Erläuterungen zur geologischen Karte von Bayern 1:25000, Blatt Nr. 6938 Regensburg, München, S. 132 f.