Kreide

Foraminiferen aus dem Campan von Höver

 

Sammeln im Winter, bei jedem Wetter, ganz entspannt auf einem Stuhl sitzend? Das Mikroskop macht es möglich! Ich möchte Ihnen in diesem Beitrag einige Winzlinge aus Höver präsentieren.

 

Bei meiner letzten Exkursion ins Campanium von Höver waren es nicht mehr ganz angenehme 35°C, der Sonnenbrand wurde schlimmer und nirgends gab es Schatten, aber nach Foraminiferen konnte man auch unter diesen Bedingungen durchaus noch suchen. Die großen Arten erreichen bis zu 5 Millimeter Durchmesser und lassen sich so auf den Freiflächen gut auflesen. Schon vor einigen Jahren habe ich mir ein Beutelchen "Kies" mitgenommen und daheim unter dem Mikroskop angeschaut. Die zu findenden Fossilien sind größtenteils Foraminiferen, darüber hinaus sind Ostrakoden enthalten und - mit viel Glück - auch mal ein Fischzahn oder Wirbel. Zähne lassen sich allerdings besser vor Ort auflesen. Die Zahl der Einzeller ist überwältigend und die Artenvielfalt sehr hoch. Schön ist auch, dass sich die meisten Formtypen finden lassen, die in diversen Büchern oder im Internet abgebildet sind. Das ausgelesene Material besteht aus einigen Tausend dieser Winzlinge.

Aufbereitung des Materials

Im Laufe der Zeit habe ich meine Methoden optimiert. Ziel ist es, den Kalk soweit zu zerkleinern bis die Bröckchen kleiner sind als die Fossilien und sich optimalerweise im Größenspektrum unter 63 μ befinden. Zuerst wird das Material mehrere Tage gut eingeweicht. Dann stelle ich die Tüte ins Gefrierfach und lasse alles gut durchfrieren. Da sich das Volumen des Wassers beim Wechsel des Aggregatzustands erhöht, sprengt es das Gestein auf. Der poröse Kalkmergel nimmt Wasser in seinen kleinen Hohlräumen gut auf, was die calcitischen Fossilien nicht können. Wenn die Probe gefroren ist, wird sie wieder aus dem Tiefkühlfach entnommen und taut auf. Diesen Vorgang wiederhole ich mindestens 10 mal. Danach nimmt das Material ein kurzes Bad im Ultraschallgerät, nicht länger als 10 Sekunden, da der Calcit sonst beschädigt wird. Anschließend wird mit einem Sieb der Maschenweite 63 μ gesiebt. Der Rückstand muss nun gut durchtrocknen. Dann gilt es das Material noch mit Sieben von unterschiedlicher Maschenweite nach Bedarf zu fraktionieren - und fertig! Das verbliebene Material besteht nun fast ausschließlich aus undefinierbaren Schalenresten und Foraminiferen.

Die Foraminiferen lassen sich gut in agglutinierende Formen und Kalkschaler unterteilen. Agglutinierende Arten bauen sich ihr Gehäuse aus umgebendem Sand und anderem Material, durch Verkleben dieser Teilchen auf. Besonders "freche" Exemplare scheuen auch nicht davor zurück, Ostrakodenschalen einzubauen. Sie sind dabei zum teil sehr wählerisch. Einige Arten bevorzugen feinere Körner, andere größere, wieder andere verwenden in unterschiedlichen Altersstadien unterschiedlich große Partikel.

 

Erstellung der Fotos

Ich besitze ein Trinokular der Firma Nectaris. Die Firma ist im Vergleich zu Bresser oder Zeiss wenig bekannt, aber das Preis-Leistungs-Verhältnis hatte mir damals beim Kauf gefallen. Ansonsten kann ich das Mikroskop nur weiterempfehlen, die ordentliche Verarbeitung überzeugt - das meiste ist aus Metall. Zubehör wird von der Firma allerdings nur begrenzt angeboten, aber Kamera und ein zweites paar Okulare stammen von Bresser und sie passen gut. Die Kamera macht ordentliche Bilder, hat allerdings nur 1,3 Megapixel. Ich wollte damals sparen, aber ich hätte besser etwas mehr ausgegeben. Die Software muss man leider benutzen, sie hat einige für das Einsatzgebiet unvorteilhafte Automatismen, die man leider nicht ausschalten kann.

Mikroskop

 

Um die Fossilien gleichmäßig zu beleuchten, stelle ich ein gefaltetes Blatt Papier hinter das Fossil, um es gleichmäßig zu beleuchten. Ich stelle dann eine Ebene nach der anderen mit dem Mikroskop scharf und mache ein Bild. Um die Bilder zusammenzufügen nutze ich das Freewareprogramm "Picolay". Die Bedienung ist nach dem einmaligen Durchlesen des kurzen Hilfstextes einfach und geht schnell von der Hand. Das Bild ist nun überall scharf und kann nachbearbeitet werden. Dazu nutze ich das ebenfalls kostenlose Bildbearbeitungsprogramm Gimp. Das Programm ist übersichtlich und kann alles was der Normalnutzer braucht.

Als erstes passe ich den Kontrast an - Dunkles wird aufgehellt, Helles nötigenfalls abgedunkelt oder noch heller gemacht. Der schwarze Hintergrund wird dann meist so gleichmäßig, dass er mit dem Füllwerkzeug schwarz eingefärbt werden kann. Die übrig gebliebenen Fusseln entferne ich dann noch manuell mit dem Stiftwerkzeug. Man kann die Fossilien auch anders freistellen (mit Radierer oder Lasso plus unscharfe Maskenränder), was allerdings wesentlich länger dauert. Da die Beleuchtung meines Mikroskops gelbliches Licht wirft, muss ich nachträglich Gelb runter regeln. Zum Schluss noch einmal  mit dem Schärfefilter nachbearbeiten und fertig. Für mich selbst speichere ich alle Bilder im PNG Format, da dieses Format verlustfrei komprimiert. Wenn man JPG verwendet, verliert man jedes mal beim Nachbearbeiten und Überschreiben an Qualität. Die gesamte Bearbeitung ist ziemlich aufwändig und es gehen viele Stunden ins Land.

Viele Grüße
Robin Lauterbach

Links zur Bestimmung:


http://www.foraminifera.eu/loc.php?locality=Hoever
http://www.foraminifera.eu/querydb.php? ... tion=suche

Die folgenden Bilder lassen sich durch Anklicken vergrößern.

 

Foraminiferen1b

1, 2, 3: Frondicularia archiacana
4: Frondicularia sp.
5, 6: Vaginulina trilobata 

 

 

 

Foraminiferen2b

1, 2, 3, 4, 5: Neoflabellina sp. 

 

 

 Foraminiferen3b

1, 2, 3: Cribratina hoeverensis
4: unbestimmt
5, 6: Lituola irregularis 

 

 

Foraminiferen4b

1, 2, 3: Bullopora sp. 

 

 Foraminiferen5b

1, 2: Dentalina sp.
3, 4: Nodosaria monile
5: Nodosaria vertebralis
6: unbestimmt
7: Pleurostomella nitida
8: unbestimmt 

 

 

 Foraminiferen6b

1, 2: Dorothia sp.
3: Hagenowella sp.
4, 5: Gaudryina sp.
6: unbestimmt

 

 

Foraminiferen7b

1: Globorotalites multiseptus
2: Globotruncana sp.
3: Gavelinella sp.
4: Gyroidinoides umbilicatus
5: Heterohelix striata 

 

 

Foraminiferen8b

1: Ramulina chapmani
2, 3: Ramulina sp.
4, 5: unbestimmt
6: unbestimmt 

 

 

Foraminiferen9b

 1, 2, 3: Lenticulina sp.