Unterer Jura

Vom häßlichen Entlein zum Schwan - Die Geschichte eines verkorksten Arieten-Fundes

Vom häßlichen Entlein zum Schwan - Die Geschichte eines verkorksten Arieten-Fundes.

von Thomas B.

Wenn ich größere Gesteinsbrocken mit Ammos mit nach Hause bringe, dann lagere ich diese meist für einige Zeit im Garten - insbesondere dann, wenn die Brocken noch verdreckt sind oder erst noch zugeschnitten werden müssen. Aber auch Stücke, die wenig versprechen ... landen erst mal im Garten um dort auszuwittern. Genau so ein Stück hab ich in einem älteren Forumsbeitrag mal abgebildet.

Siehe:http://www.steinkern.de/forum/viewtopic.php?p=6202&highlight=#6202

tomba_arie_00.JPG
Ein ziemlich schlecht erhaltener "Arietites" aus dem Schwarzen Jura (Lias Alpha)
Durchm. ca. 30-35cm. Normalerweise nimmt man so was erst gar nicht mit.


Bei dem Stück im aktuellen Beitrag handelt es sich genau um den Fund von damals... nur dass das Teil damals von der anderen Seite abgelichtet wurde !

Schon damals äußerte ich die Hoffnung, dass evtl. die Innenwindungen noch vorhanden wären - ohne jedoch so richtig daran zu glauben.

Gemacht habe ich den Fund diesen kleinen 35cm "Arietites" im April 2006 im stark verwitterten Aushub einer benachbarten Baustelle (Schwarzer Jura, Lias Alpha, Unteres Sinemurium). Die äußerste Windung des Ammoniten war schon ziemlich verwittert und abgeplatzt. Von den Innenwindungen sah man überhaupt nichts.

Wer weiß wieviele Sammlerkollege schon an dem Stück vorbeigelaufen waren ohne davon Notiz zu nehmen ? Zum Glück hatte keiner der Kollegen den Ammoniten aus Übereifer zu Schotter gemacht - was nicht unwöhnlich gewesen wäre.

Richtig angewiesen bin ich auf solche Funde eigentlich nicht - dazu hab ich noch viel zu viele bessere Rohstücke im Keller die es mehr verdient hätten, endlich präpariert zu werden.

Aber mein Garten ist groß ... und im Steingarten machen sich Arieten als Deko immer sehr gut ... was mittlerweile sogar meine Frau eingestehen muss. Da ich es nur wenige Meter bis nach Hause hatte ... und das Stück handlich und klein war ... nahm ich es dann halt doch mit.

Aber dieses Stück war so unansehnlich, dass es nicht mal für den Garten getaugt hat. Aber das sah ich erst nach der Reinigung. Folglich lag das Teil mehr oder wenig nutzlos im Vorgarten herum.

Am vergangen Samstag hab ich nun mein "Zwischenlager" im Garten räumen müssen weil sich dort zukünftig Hortensien tummeln dürfen. Also mußte ich meine "Ammoniten-Anpflanzung" auflösen. Und da fiel mir wieder diese Gurke von Ammonit in die Hände. Also hab ich einen kleinen Maurerhammer genommen um das unsansehnliche Stück zu zerkleinern damit es leichter in einen Eimer paßt, den ich dann auf der nächsten Baustelle entsorgen wollte.

Um Unkenrufen gleich mal vorzubeugen - das Stück sollte dorthin zurück wo es herkam ! Eine Faunenvermischung mit der Absicht, andere Sammler auf´s Eis zu führen, hatte ich also keineswegs vor !

Aber siehe da, nach wenigen Schlägen hüpfte mir der Gesteinsdeckel, der die Innenwindungen bedeckte, entgegen und gab perfekt erhaltene Innenwindungen frei. Aus dem hässlichen Entlein wurde ein schöner Schwan.

tomba_arie_01.JPG
Nach 2-3 Schlägen fiel der Ammonit in 2 Teile und gab die sehr gut erhaltenen
Innenwindungen frei. Links das Negativ das man fast nicht als solches erkennen kann.
Rechts das Positiv.


Also hab ich bereits abgeschlagenen Teile schnell wieder zusammengesammelt um den Ammoniten wieder zusammensetzen zu können ... zumal mein kleiner Sohn schon auf und dran war, die Bruchstücke für seine eigene kleine Sammlung abzuzweigen.

Vor der eigentlichen Präparation werde ich die abgeschlagene Teile der Außenwindungen zunächst wieder an die Innenwindungen ansetzen. Bei der Feinpräparation wird dann diese Außenwindungen gleich wieder bis zur Medianebene abgetragen damit man freien Blick auf das Innere der Wohnkammer hat. Die ca. 20cm messenden Innenwindungen bleiben jedoch stehen ! Da das Gestein schon ziemlich mürbe ist, dürfte diese nicht allzu schwierig werden.

tomba_arie_02.JPG
Das Positiv nochmals alleine

tomba_arie_03.JPG
Die sehr gut erhaltenen Innenwindungen des "Arieten".


Was man bei den Bildern nicht so gut sieht ... das Negativ hat so gut getrennt, dass das Positiv noch zu 100% komplett ist. Also bleibt mir das mühsame Übertragen von einzelnen Rippen vom Negativ ins Positiv erspart. Das wäre sehr aufwändig gewesen und hätte die Zerstörung des Negativs zur Folge gehabt. Und auch die Windungen laufen sehr gut und weit rein - mal sehn ob bis ganz nach Innen ?

Meiner Ansicht nach handelt es sich um einen Arietites (Paracoroniceras) charlesi.
Aber ich lass mich gerne belehren.

Bilder folgen ... sobald es etwas Neues zu berichten gibt.

So wurde aus einen etwas unglücklichen Fund durch ein glückliches Händchen nachträglich noch ein ganz ansprechender Fund.

tomba_arie_04.JPG
Das Negativ ist als solches kaum zu erkennen.
Fast ist man versucht zu meinen, dass es sich auch hier um ein Positiv handelt.
Der Eindruck mag davon kommen, dass man beim Bildschirm nur 2-D sieht.