Oberer Jura
Ein körperlich erhaltener Gyrodus Fischkiefer aus dem Malm Zeta von Unterhausen bei Neuburg / Donau
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- Kategorie: Oberer Jura
- Veröffentlicht: Mittwoch, 15. März 2006 21:00
- Geschrieben von Fritz Lang
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Vorwort:
Diesen Bericht hab ich in ähnlicher Form schon mal in Fossilien veröffentlicht,
aber dieses seltene Stück ist es Wert auch hier beschrieben zu werden.
Angeregt dazu wurde ich aufgrund einer Nachfrage von Sven von Loga, der ein sehr ähnliches Stück unter unserer Rubrik: FUNDE: Kreide, Kieferfragment Unterkreide-Provence beschreibt.
Gyrodusoberkiefer
In einem alten Steinbruch in Unterhausen bei Neuburg an der Donau ist mir 2003 ein sehr schöner und seltener Fund gelungen. In diesem, seit den 60ér Jahren stillgelegten, total verwachsenen Malmkalkbruch stehen die jüngsten Schichten des Weißjura (zeta 5 / 6) an.
Malmsteinbruch bei Unterhausen / Neuburg a.d. Donau
Bei der vergeblichen Suche nach einem brauchbaren Ammoniten, Schnecken oder Muscheln entdeckte ich 5 schwarze Punkte im weißen Gestein.
Verdrückter Ammonit - leider kaum brauchbar
... dafür ein Fischkiefer. Hier in Fundsituation ... direkt nach der Entdeckung.
Daheim entpuppte sich dieser Fund jedoch als super Sammlungsstück.
Ja, aus den 4 Zähnen wurden 61 !!! ... in 5 Reihen im großteils erhaltenem Kieferknochen steckend, dessen äußersten ca.2 -3 mm leider zu Staub zerfielen
Der fertig präparierte Kiefer ... von hinten ...
... und von oben.
Wie sich herausstellte, war der 10,5 cm lange Kiefer wohl bereits während der Diagnese gebrochen. Nachdem ich viel Literatur durchforstet habe, konnte der Kiefer der Gattung Gyrodus (Agassiz 1843) zugeordnet werden, und zwar als Oberkiefer.
Kiefer in Lebensstellung
Die in 5 Reihen angeordneten Zähne weisen auf eine Gaumenbezahnung hin.
Gyrodus besitzt im Unterkiefer links und rechts jeweils 2 Zahnreihen die durch eine 5. in der Mitte getrennt werden.
Diese mittlere Zahnreihe setzt sich aus 11 großen, fast quadratischen Zähnen zusammen.
Links und rechts daneben, erkennen wir 14 bzw.13 runde bis ovale, stark Skulptur zeigende Zähne. Außen sind je 11 Hufeisenförmige Zähne zu sehen, die teils starke Abnützungserscheinungen aufweisen. Nachwachsende Zähne sind jedoch mehr oder weniger rund, so dass sich die Hufeisenform wohl durch starke Abnutzung ergibt.
... mit Pfeil markiert ... nachwachsende Zähne ... von der Seite
... mit Pfeil markiert ... die nachwachsenden Zähne ... von oben.
Solch ein Gebiß ist zum zermalmen von Schalen tragender Beute hervorragend geeignet. Diese Nahrung bedingt anscheinend auch eine sehr starke Abnutzung der äußeren Zahnreihen.
... stark abgenutzte Zähne
Jedoch fehlen leider die spitzkonischen Greifzähne und einzelne laterale Zähne zu Vollständigkeit.
... mit Pfeil markiert ... hier müßten die Greifzähne sitzen - fehlen leider !
Man nimmt an, das sich Gyrodus meist in Bodennähe in einem Riff ähnlichem Lebensraum aufgehalten haben dürfte. Komplette Funde sind vor allem aus den lithographischen Schiefern von Solnhofen, Eichstätt und Nusplingen bekannt. Aber auch schon aus dem Malm gamma 1, (Platynotazone) ist ein Gebißrest bekannt.
Ein vollständiger Gyrodus ... vom Birkhof ... aufgenommen im Museum auf der
Willibaldsburg (Eichstätt).
Link zum Museum:
http://www.altmuehlnet.de/~an01118/
Frike, K. (1875) Die fossilen Fische aus den oberen Juraschichten von Hannover. -Paläontographica 22
Henning, E. (1906) Gyrodus und die Organisation der Pyknodonten.
-Paläontographica 53
Lang F. Knackgebiss aus dem Steinbruch, (2005) Fossilien Heft Nr.2
Meyer & Schmidt-Kaler (1991) Wanderungen in die Erdgeschichte II: Durchs Urdonautal nach Eichstätt
Thies, D. (1985) Eine Gaumenbezahnung von Gyrodus aus dem fränkischen Malm Gamma. Geol. Blätter NO-Bayern 34/35
Wagner, A. (1851) Beiträge zur Kenntnis der in den lithographischen Schiefern abgelagerten urweltlichen Fische. –Abh. der II. Cl. d. königl. Akademie d. Wiss., 6