Mittlerer Jura

Muscheln aus dem Garantianen-Oolith (Bajocium, Mitteljura) von Sengenthal

In Fortsetzung der letzten Berichte über Fossilien aus dem Garantianen-Oolith vom Winnberg/Sengenthal aus der Steinkern-Grabung von 2014 (Bericht 1, Bericht 2) wird im Folgenden ein kleiner Querschnitt von Muscheln unterschiedlicher Häufigkeit gezeigt, die den Schichten 5 und vor allem 6 nach CALLOMON et al. entstammen (2). Die Bestimmung erfolgte anhand der Broschüre von Matthias Weißmüller (1), dem für die sicher sehr aufwändige Erstellung Anerkennung und Dank gebührt!

WEISSMÜLLER schreibt mit Recht, dass die Muscheln aus dem Bajocium von Sengenthal angesichts ihrer hohen Vielfalt und guten Erhaltung nicht gering geschätzt oder gar liegen gelassen werden sollten. Die Präparation ist allerdings nicht immer leicht und umso diffiziler, je mehr Rippen, Stacheln und Bewuchs vorhanden sind. Wie bei den Ammoniten kommen auch hier Druckluftstichel und Sandstahltechnik, Schaben, Schleifen und Ätzen mit Ätznatron oder Ätzkali zur Anwendung. Die Gesteinsfärbung der gezeigten Handstücke zeigt teilweise scharfe Begrenzungen von Grau zu Rosa, dies markiert die Grenze zwischen Garantianen-Oolith (unten) und der rosafarbenen Zwischenschicht aus der Parkinsoni-Zone (oben), die in Sengenthal nur linsenförmig vertreten ist und besonders seltene Garantianen-Mikroconche aufweist. Die gezeigten Handstücke müssen, sofern rosa auf den Fotos „unten“ liegt, gedanklich umgedreht werden!

Im Folgenden einige Fotoserien oder auch nur Belege für dieses interessante Thema:

 

Ctenostreon 01

 

Ctenostreon 02

1) Das „Highlight“: Ctenostreon proboscideum, (SOWERBY, 1820), 105 x 105 mm, mit reichlich Bewuchs, nicht selten zu finden, aber selten in Sammlungen zu sehen. Präparationsdauer ca. 8 Stunden

 

Actinostreon

2) Seltener: Actinostreon aff. marshi SOWERBY, 82 mm, von allen vier Seiten und von „oben“. Die Muschel ist auf dem Fragment einer Gervillella aufgewachsen und weist links und rechts ein völlig anderes Muster auf, daher das „aff.“ in der Bestimmung. Präparationsdauer ca. 4 Stunden

 

Grevillella

 

Gervillella und Schnecke

3) Selten doppelklappig erhalten: Gervillella aviculoides (SOWERBY, 1814), 128 mm, der flügelförmige Fortsatz wäre noch länger und ist - wie fast immer - teilweise abgebrochen. Daneben die häufige Muschel Gressyla abducta (PHILLIPS, 1829), 42 mm. Zwischen den Schalen der Gervillella sitzt noch eine winzige Schnecke (2 mm) und unten eine kleine, schlecht erhaltene Turmschnecke mit 7 mm. Präparationsdauer: ca. 3 Stunden

 

Gervillella 124mm

4) Noch eine Gervillella aviculoides (SOWERBY, 1814), 124 mm, rundum von Gestein befreit.

 

Neocrassina

5) Neocrassina obliqua (LAMARCK, 1819), mit 61 x 52 mm ein schon recht großes Exemplar. Im Verlauf der Präparation entschied ich mich, ausnahmsweise auch die Innenseite freizulegen, was ich mehrfach fast bereute, denn extrem hartes Gestein widerstand sogar dem Ätzen! Erst Schleifen mit dem Proxxon-Minimot-Gerät (kleine grüne Schleifscheibe) bis knapp über die Schale und abschließendes Strahlen mit Eisenpulver führte zum Erfolg, wobei ich die Muschel sehr konzentriert und fest in der Hand hielt, damit sie nicht am Ende doch noch zerbrach... Präparationsdauer ca. 3 Stunden

 

cf Pseudoquenstedtia pomerana 45mm

6) In (1) als „selten“ bezeichnet: cf. Pseudoquenstedtia pomerana KOPPKA, 2004, 45 mm, flacher als die ähnliche Pleuromya, Schloss mehr mittig gelegen.

 

Aber auch „Standard-Stücke“ sollen hier nicht unterschlagen werden:

 

 Modiolus bipartitus

 

7) Modiolus bipartitus (SOWERBY, 1818), 48 mm, sogar doppelklappig häufig, aber doch schön.

 

Pholadomya

8) Pholadomya murchisoni (SOWERBY), ca. 50-55 mm, nicht selten, aber fast immer stark beschädigt - Stücke wie dieses gehören bereits zu den besseren.

 

Grammatodon concinnus 37 mm

9) Grammatodon concinnus (PHILLIPS), 38 mm.

 

Trigonia interlaevigata

10) Der “Klassiker” aus Schicht 6: Trigonia interlaevigata (QUENSTEDT), ca. 62 x 60 mm. Exemplare wie dieses sollten bei Grabungen in dieser Schicht in der Regel zu finden sein, doppelklappige Stücke sind dagegen eher selten und begehrt.

 

Danylo Kubryk für Steinkern.de

 

Literatur:

1.: Weißmüller, Matthias (2009): Sengenthal- Ein Eldorado für Fossiliensammler, Ausgabe 1, Die Muscheln aus dem Bajocium von Sengenthal.

2.: Callomon, J. H.; Dietl, G .; Galacz, A.; Gradl, H.; Niederhofer, J. & Zeiss, A. (1987): Zur Stratigraphie des Mittel- und unteren Oberjuras in Sengenthal bei Neumarkt/Opf. (Fränkische Alb), in: Stuttgarter Beitr. Naturk., Serie B, Nr. 132, S. 1-53.