Mittlerer Jura

Ammoniten aus einem Kelloway-Geschiebe mit eindrucksvoller Perlmutterhaltung

Wie fast jedes Jahr zur Osterzeit machte ich auch 2015 wieder eine ausgiebige Fossilientour, die mich nach Mecklenburg führte. Mit festen Plänen im Visier steuerte ich einige Kiesgruben zwischen Güstrow und Waren an.
Meine Tour führte mich unter anderem in eine kleine Kiesgrube südwestlich der Stadt Malchin. Dort angekommen erkannte ich sogleich, dass kaum fundträchtiges Material in der Kiesgrube zu finden war. Früher war gerade diese Kiesgrube dafür bekannt, dass dort große Steinhaufen mit reichlich interessanten Geschieben vorhanden waren, doch diese Zeiten sind leider vorbei. Durch kostengünstigere moderne Technik zum Zerkleinern von Steinen, werden die Geschiebe innerhalb kürzester Zeit zerkleinert ohne das man als Sammler eine große Chance hat zuvor noch das eine oder andere zu retten – die Zeitfenster werden jedenfalls immer kleiner. Der hergestellte Steinschotter wird häufig in die Fundamente von großen Windkraftanlagen  eingearbeitet.


Die Situation bei der diesjährigen Tour gestaltete sich so, dass nur ein einziger Steinhaufen mit ein paar interessanten Geschieben vorhanden war. Meine Erfahrung sagte mir eigentlich, dass das Sammeln nicht viel bringen würde bei dieser geringen Menge an Steinen. Ich gab natürlich dennoch nicht auf und versuchte mein Glück und fand dann auch rasch ein recht großes Kelloway-Geschiebe. Das Geschiebe hatte vor dem Aufschlagen eine Länge von ca. 40 cm gehabt (vgl. Abb. 8) und von außen sah es im ersten Moment wie ein oberoligozäner Sternberger Kuchen aus. Aber beim ersten Anschlagen bemerkte ich sofort, dass dieser Brocken ein Jura Geschiebe sein muss. Nach nur wenigen kraftvollen Schlägen erkannte ich am Geschiebe die Reichhaltigkeit der Begleitfauna und ein erstes Indiz für einen Ammoniten. Ein sichtbarer Ammonitenrest mit herrlicher Perlmuttfarbe trat mir auffällig entgegen. Bei den nächsten bedachten Schlägen auf das Geschiebe platzte die Windung eines mutmaßlich kompletten Ammoniten frei. Dieser Ammonit war noch abgedeckt von reichlich Einbettungsgestein und so riskierte ich einen weiteren beherzten Schlag auf das Gesteinsstück und es kam tatsächlich ein fast kompletter Ammonit zum Vorschein (siehe dazu Abb. 1 und 2). Beim ersten Anblick vom Ammonitenfund  (Abb. 1) war ich überglücklich und begeistert, da der ganze Ammonit unter den kräftigen Strahlen der Sonne am herrlichen Ostertag, wie eine Kostbarkeit perlmuttartig glänzte.

 

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Abb. 1: Der erste komplette Ammonit in der Kiesgrube, vielleicht ein Proplanulites koenigi (SOWERBY, 1820) Durchmesser ca. 46 mm. Kiesgrube südwestlich der Stadt Malchin (Mecklenburger Schweiz, Kummerower See).

 

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Abb. 2: Dasselbe Exemplar von Proplanulites koenigi (Sowerby, 1820) nach begonnener Präparation.

 

Nun nahm ich mir die weiteren Teile des Geschiebes vor.  Nach ein paar weiteren Schlägen kam der nächste Ammonit ans Tageslicht (Abb. 3 und 4). Dieser stellte sich nach der Präparation als der schönste Ammonit in diesem Geschiebe heraus, da er mit einer fantastischen Perlmutterhaltung ausgestattet ist und die Schale noch weitestgehend intakt ist.

 

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Abb. 3: Vielleicht ein Proplanulites teisseyrei TORNQUIST, 1894, Die Ammonitenschale ist in vielen Bereichen noch tadellos erhalten, Durchmesser: 49 mm. Kiesgrube südwestlich der Stadt Malchin (Mecklenburger Schweiz, Kummerower See).

 

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Abb. 4: Eine weitere Ansicht des 49 mm großen Exemplars mit der schönen Perlmutterhaltung.

 

Ich fuhr fort mit dem Zerlegen des Geschiebes und fand dabei noch einen zusätzlichen, allerdings sehr kleinen Ammoniten (ohne Abb.).

In einem weiteren Rest vom Geschiebe hatte ich – wie ich zunächst dachte – Glück gehabt den größten Ammoniten (Abb. 5) entdeckt zu haben. Leider stellte sich ein paar Tage später heraus, dass dieser Ammonit nur ein Bruchstück ist. Anfänglich verlief die Präparation noch erfolgreich, dann wurde jedoch bald erkannt, dass die Schale abrupt endete. Eine Rekonstruktion des Ammoniten-Durchmessers würde ein Maß von mehr als 7 cm ergeben. Das wäre natürlich beeindruckend und zugleich ein schöner Traum!

 

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Abb. 5: Großer unvollständiger Ammonit, vielleicht auch ein Proplanulites koenigi (SOWERBY, 1820). Eine Rekonstruktion dieses Ammoniten würde ein Maß von mehr als 7 cm im Durchmesser ergeben.

 

Über meine Funde bin ich einfach glücklich und häufig erwische ich mich selber, wie ich staunend die Ammoniten betrachte und sogar noch mal in die Hand nehmen muss - das ist einfach der Stolz eines glücklich beseelten Finders! Bessere Ostereier gibt es wohl nicht, oder? :-)

 

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Abb. 6: Die beiden prächtigen Ammoniten aus dem Kelloway-Geschiebe, das dem oberen Mitteljura entstammt. Die Schalenfehlstelle des rechten Exemplars (auf 8-9 Uhr) deutet auf einen letalen Biss durch einen Prädator hin.

 

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Abb. 7: Das Geschiebe nach dem Aufschlagen in der Kiesgrube. Die Pfeile deuten auf die Ammoniten.

 

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Abb. 8: Auf meiner Tour durch Mecklenburg machte ich neben den prächtigen Ammonitenfunden auch weitere Entdeckungen im Geschiebe, so konnte ich u. a. drei Krabben finden. Eine der Krabben könnte sogar eine neue Art darstellen. Dies wurde schon von einem niederländischen Spezialisten erkannt und weckt die Lust zum Publizieren des Fossils. Ich halte Euch gerne auf den Laufenden!

 

Stefan Polkowsky