Devon

Perfekter, eingerollter Phacops sp. aus Zguilma

Die Trilobiten der Gattung Phacops gehören zu den häufigsten Funden, die man als Sammler so machen kann. Im nachfolgenden möchte ich einen perfekt erhaltenen Vertreter aus dem Unteren Devon vorstellen, der neben Einzelheiten der Augen auch das Einrollen anschaulich darstellt.

Bei dem vorliegenden Exemplar handelt es sich um einen Phacops sp. aus der Timrhanrhart Formation, oberes Emsium, Unteres Devon von Zguilma im Anti-Atlas von Marokko. Fund und Präparation: Dieter Holland.

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Der Trilobit hat eine Breite von 1,5 cm im eingerollten Zustand, ausgestreckt dürfte er knapp 4 cm lang sein. Viele Trilobiten konnten sich perfekt einrollen. Es handelt sich dabei um eine Schutzstellung, weniger um eine Todesstellung wie oft behauptet. Die wenig gepanzerten Teile wie die Beine und Antennen wurden innerhalb des Kalzitpanzers hermetisch eingeschlossen, so daß Angreifern nur wenig und zudem widerstandsfähige Angriffsfläche blieb. Man beachte die außergewöhnlich dichte Granulierung der voluminösen Glabella.

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Durch die sehr flexiblen Thoraxsegmente und die paßgenaue Ausgestaltung von Kopf- und Schwanzschild bildeten viele Trilobiten eine Kugel wie diese. Deutlich ist zu erkennen, daß es keinerlei Lücke gibt, die einen Ansatzpunkt für Freßfeinde bilden könnte. Phacops besaß zudem "vinculare Verschlußfurchen" an den Rändern des Panzers, ein paläozoisches Klicksystem, daß die Schilde fest miteinander verschloß. Es handelte sich dabei gewissermaßen um kleine Nutend und Federn! ;-)

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Diese Nahaufnahme zeigt noch einmal den perfekten Erhaltungszustand des gesamten Trilobiten und insbesondere der Augen. Als Eigenart der Unterordnung der Phacopina, zu der auch Phacops gehört, hat dieser Trilobit sogenannte schizochroale Augen. Jede einzelne Linse besaß eine eigene Hornhaut, sowie an der Basis jeder einzelnen Linse eine "Schale", die visuelle Abberationen ausglich (unterschiedlich lange Strahlengänge im Kalzitkristall) so daß dieser Trilobit wahrscheinlich ein sehr klares und deutliches Bild seiner Umwelt aufnehmen konnte. Tatsächlich ist es gelungen durch fossile Trilobitenaugen Aufnahmen mit einer Spezialkamera zu machen die diese Annahme bestätigen konnten.

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Auf dieser Aufnahme von unten ist die Paßgenauigkeit deutlich zu erkennen, sowie der Ansatz der Verschlußfurchen. Fossile Funde komplett eingerollter Phacopiden wie dem oben gezeigten sind nicht selten, was aber eher auf die generelle Häufigkeit der Gattung zurückzuführen ist, als auf eine besondere Vorliebe dieser Vertreter für das Einrollen. Schon aus dem Kambrium sind uns Funde eingerollter oder besser zugeklappter Agnostiden bekannt (bei zwei bis maximal drei Thoraxsegmenten sollte man den Begriff einrollen nicht strapazieren) sowie von Exemplaren des sehr häufigen Ptychopariiden Ellipsocephalus aus dem Barrandium von Böhmen. Allerdings konnten nicht alle Trilobiten sich so perfekt einrollen wie unser netter kleiner Phacops.