Devon

Kleinfauna aus dem Devon der Eifel, 3. Teil: Die „Knopfkoralle“ Microcyclus clypeatus (GOLDFUSS 1826)

In den Kalkmulden der Eifel gehören Korallen zweifelsohne zu den häufigsten und markantesten Fossilien. Die große Formenvielfalt und die Vielzahl an unterschiedlichen Familien und Gattungen machen es dem Laien oft nicht leicht, seine Funde zuzuordnen. Ohne fundierte Fachkenntnis steht man oft auf verlorenem Posten; es gibt jedoch ein paar Arten, die einem das Bestimmen denkbar leicht machen. Eine davon möchte ich hier vorstellen; die Koralle Microcyclus clypeatus (GOLDFUSS 1826).

 

Taf. 1) Eine nahe Verwandte unserer Eifeler Art ist Microcyclus thedforensis BASSELER 1937, hier ein Exemplar aus der Arkona Formation (Givetium) von Hungry Hollow, Arkona (Ontario, Canada). Abb. a, b = ø 11 mm; c - e = ø 10,5 mm; f, g = ø 11 mm.

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Was sind Knopfkorallen?

Die Bezeichnung „Knopfkorallen“ ist ein Überbegriff für eine Vielzahl von kleinen, scheibenförmigen oder halbkugeligen Solitärkorallen. Diese besondere Wuchsform findet sich sowohl bei rugosen Korallen, als auch bei Vertretern der Scleractinia (Steinkorallen). Es gibt innerhalb der beiden Ordnungen gleich mehrere Arten aus verschiedenen Familien, die einen ähnlichen Bauplan aufweisen; ein schönes Beispiel für konvergente Evolution.

Die Gattung Microcyclus MEEK & WORTHEN 1868 ist eine rugose Koralle aus der Famile der Hadrophyllidae NICHOLSON 1889. Sie ist auf das Mitteldevon beschränkt und findet sich weltweit; Funde sind beispielsweise aus Kanada, China, Marokko und Polen dokumentiert.

Im Devon der Eifel begegnet uns lediglich eine Art, Microcyclus clypeatus (GOLDFUSS 1826). Zwei weitere aus dem Rheinischen Schiefergebirge beschriebene Arten sind M. eifliensis (KAYSER 1872) und M. praecox (C.F. ROEMER 1844), sie stellen jedoch lediglich jüngere Synonyme der erstgenannten Art dar.

 

Beschreibung

Die Koralliten von M. clypeatus sind klein, scheibenförmig und haben einen mehr oder weniger eiförmigen Umriss. Ihr Durchmesser beträgt in der Regel lediglich 5 bis etwa 15 mm, ihre Höhe etwa 2 bis 6 mm.

Die Variationsbreite der Koralliten ist recht groß. Der Kelch zeigt 10 bis 24 Großsepten, zwischen denen Kleinsepten eingeschaltet sein können. Am Rand des Koralliten bildet eine Erhöhung der Septen einen Wulst, das Kelchzentrum ist meist plan, ohne eine erkennbare Begrenzung der Septen. Die Unterseite des Koralliten; die eigentliche Epithek; ist flach und zeigt konzentrische Anwachsstreifen.

 

Lebensweise

Microcyclus gehört zu den ahermatypen Korallen, d. h. sie beteiligte sich nicht an der Riffbildung. Microcyclus bevorzugte vermutlich mäßig tiefes, stilles Wasser mit geringem Sedimenteintrag. Besiedelt wurden vornehmlich Weichgründe, hier war die knopfförmige Wuchsform ein überlebenswichtiger Vorteil. Zum einen verhinderte die flache Unterseite ein Einsinken in das Substrat (Schneeschuh-Prinzip), zum anderen war die Koralle in der Lage, durch die nah am Rand liegenden Tentakel, einer Verschüttung mit Sediment oder einem Absacken des Polypars aktiv entgegenzuwirken.

 

Fundmöglichkeiten in der Eifel

In der Eifel ist M. clypeatus auf die Ahbach Formation (unteres Givetium) beschränkt. Man findet sie nicht häufig. Ein Grund dafür sind sicherlich die zum Teil ungünstigen Aufschlussbedingungen; ihr Vorkommen ist auf wenige Fundorte beschränkt. Zum Anderen macht ihre geringe Größe es dem Sammler nicht unbedingt einfach. Bei sehr kleinen Individuen besteht zudem die Gefahr, dass man sie mit isolierten Trochiten verwechselt. Da hilft, wie so oft, nur eine Lupe und genaues Hingucken.

Die hier gezeigten Exemplare (mit Ausnahme von M. thedforensis BASSELER 1937; Taf.1) stammen aus der Hillesheimer Mulde (Taf. 2) und aus der Prümer Mulde (Taf. 3).

Für die Referenzstücke von M. thedforensis BASSELER 1937 aus Hungry Hollow, Arkona (Ontario, Canada) möchte ich mich ganz herzlich bei meinem Sammlerkollegen Dave Hayward bedanken.

 

Literatur

BIRENHEIDE, R. (1971): Untersuchungen an Microcyclus clypeatus (GOLDFUSS) (Rugosa, Mitteldevon), in: Senck. leth. 52 (5/6): 501-527, 18 Abb., 4Taf., Frankfurt a. M.

BIRENHEIDE, R. (1978): Leitfossilien No.2, Rugose Korallen des Devon, (Gebr. Bornträger): VI + 1-265, 119 Abb., 2 Tab., 21 Taf.; Berlin+Stuttgart.

HELM, C. (1998): „Knopfkorallen“ aus Mitteleuropa und ihre Lebensweise, in: Arbeitskreis Paläontologie Hannover Jahrgang 26, Heft 2; S. 33 - 46, 6 Abb.

POCKRANDT, W. (1987): Die Koralle Microcyclus aus dem Mitteldevon der Eifel, in: Arbeitskreis Paläontologie Hannover Jahrgang 15, Heft 5; S. 105, 1 Abb.

 

 

Taf. 2) Microcyclus clypeatus (GOLFDUSS 1826). Beide Exemplare stammen aus dem Zerberus Member, Ahbach Formation; der Fundort ist Üxheim in der Hillesheimer Mulde. Abb. a - c = ø 14 mm; d - f = ø 9 mm.

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Taf. 3) Microcyclus clypeatus (GOLFDUSS 1826) aus der Prümer Mulde. Abb. a, b = ø 8 mm, Fundort ist die Rommersheimer Trasse; Olifant Member, Ahbach Formation; c - f = ø 10 mm, Fundort ist das Industriegebiet bei Weinsheim; Ahbach Formation.

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Nils Jung für Steinkern.de

 


 

Zuvor erschienene Steinkern-Berichte der Reihe "Kleinfossilien der Eifel":

Kleinfauna aus dem Devon der Eifel, 2. Teil: Microconchida (Tentaculita)

Kleinfauna aus dem Devon der Eifel, 1. Teil: Die Koralle Petronella pygmaea (SCHLÜTER, 1885)