Nobben im Muschelkalk, Lösung: Kalksinter
Moderator: Steinkautz
Nobben im Muschelkalk, Lösung: Kalksinter
Hallo zusammen,
mein erster Beitrag hier im Forum und gleich eine dumme Frage: Hat jemand eine Idee, was das auf dem Foto sein könnte? Das Bild stammt aus dem Unstruttal, unterer Muschelkalk, ungefähr auf der Höhe der Schaumkalkbank. Diese nobbigen Strukturen waren dort auf vielen Handstücken zu finden. Teilweise haben sie wie Belege oder Verkrustungen gewirkt. Die Nobben heben sich deutlich dreidimensional ab. Was hat da Spuren hinterlassen, Mehrzeller, Einzeller oder vielleicht auch anorganisch? Was meint ihr?
Viele Grüße und einen schönen Abend
Maik
mein erster Beitrag hier im Forum und gleich eine dumme Frage: Hat jemand eine Idee, was das auf dem Foto sein könnte? Das Bild stammt aus dem Unstruttal, unterer Muschelkalk, ungefähr auf der Höhe der Schaumkalkbank. Diese nobbigen Strukturen waren dort auf vielen Handstücken zu finden. Teilweise haben sie wie Belege oder Verkrustungen gewirkt. Die Nobben heben sich deutlich dreidimensional ab. Was hat da Spuren hinterlassen, Mehrzeller, Einzeller oder vielleicht auch anorganisch? Was meint ihr?
Viele Grüße und einen schönen Abend
Maik
- tbillert
- Redakteur
- Beiträge: 6570
- Registriert: Samstag 27. Juni 2009, 15:14
- Wohnort: Jena
- Kontaktdaten:
Re: Nobben im Muschelkalk
Hallo Maik,
Sieht für mich nach einer typischen Kalksinter-Struktur aus. In einer Spalte haben sich quasi kleine „Tropfsteinchen“ gebildet. Findet man im Muschelkalk durchaus öfter. Leider nix Fossiles.
Gruß aus Jena,
Thomas.
Sieht für mich nach einer typischen Kalksinter-Struktur aus. In einer Spalte haben sich quasi kleine „Tropfsteinchen“ gebildet. Findet man im Muschelkalk durchaus öfter. Leider nix Fossiles.
Gruß aus Jena,
Thomas.
www.haufwerk.com - geologisch-paläontologisches Equipment
Das Tolle am Internet ist, dass endlich jeder der ganzen Welt seine Meinung mitteilen kann – Das Furchtbare ist, dass das auch jeder tut.
- Das Känguru
Life is too short so it is all right to be a freak lol
- Tim Skippy Miller
Das Tolle am Internet ist, dass endlich jeder der ganzen Welt seine Meinung mitteilen kann – Das Furchtbare ist, dass das auch jeder tut.
- Das Känguru
Life is too short so it is all right to be a freak lol
- Tim Skippy Miller
Re: Nobben im Muschelkalk, Lösung: Kalksinter
Hallo Thomas,
also Kalksinter, klingt auch ohne Fossil interessant. Das werd ich noch mal genauer ergoogeln. Diese Steine kannte ich noch aus meiner Kindheit und wollte jetzt mal wissen, was das ist. Vielen Dank für die schnelle Aufklärung!
Viele Grüße von Berlin nach Jena
Maik
also Kalksinter, klingt auch ohne Fossil interessant. Das werd ich noch mal genauer ergoogeln. Diese Steine kannte ich noch aus meiner Kindheit und wollte jetzt mal wissen, was das ist. Vielen Dank für die schnelle Aufklärung!
Viele Grüße von Berlin nach Jena
Maik
Re: Nobben im Muschelkalk, Lösung: Kalksinter
Hi noch mal,
um beim Thema Sinter noch mal weiter aufzubohren. Ich hab letzens ein schönes Stück gefunden. Das ist auch Sinter oder? Die Oberfläche sieht so aus. In der Seitenansicht sieht man, dass die Schicht sehr dick ist, mit einer interessanten "Baumstruktur". Wie entsteht sowas dann genau? Es gab einen Hohlraum im Gestein, Wasser ist durchgeflossen und hat das Zeug abgelagert? Wächst sowas von unten nach oben under umgedreht? Ist das zweite Foto quasi richtig herum oder steht es auf dem Kopf?
Viele Grüße
Florian
um beim Thema Sinter noch mal weiter aufzubohren. Ich hab letzens ein schönes Stück gefunden. Das ist auch Sinter oder? Die Oberfläche sieht so aus. In der Seitenansicht sieht man, dass die Schicht sehr dick ist, mit einer interessanten "Baumstruktur". Wie entsteht sowas dann genau? Es gab einen Hohlraum im Gestein, Wasser ist durchgeflossen und hat das Zeug abgelagert? Wächst sowas von unten nach oben under umgedreht? Ist das zweite Foto quasi richtig herum oder steht es auf dem Kopf?
Viele Grüße
Florian
Zuletzt geändert von freyburg1 am Sonntag 16. August 2020, 15:10, insgesamt 1-mal geändert.
- tbillert
- Redakteur
- Beiträge: 6570
- Registriert: Samstag 27. Juni 2009, 15:14
- Wohnort: Jena
- Kontaktdaten:
Re: Nobben im Muschelkalk, Lösung: Kalksinter
Ganz genau, so entsteht das. Ich würde mal denken, dass das von beiden Seiten wächst - das ist sicher eine bunte Mischung von Stalaktiten, Stalagmiten und Stalagnaten...
Gruß,
Thomas.
Gruß,
Thomas.
www.haufwerk.com - geologisch-paläontologisches Equipment
Das Tolle am Internet ist, dass endlich jeder der ganzen Welt seine Meinung mitteilen kann – Das Furchtbare ist, dass das auch jeder tut.
- Das Känguru
Life is too short so it is all right to be a freak lol
- Tim Skippy Miller
Das Tolle am Internet ist, dass endlich jeder der ganzen Welt seine Meinung mitteilen kann – Das Furchtbare ist, dass das auch jeder tut.
- Das Känguru
Life is too short so it is all right to be a freak lol
- Tim Skippy Miller
- Sönke
- Administrator
- Beiträge: 16617
- Registriert: Freitag 1. April 2005, 21:08
- Wohnort: Bielefeld
- Kontaktdaten:
Re: Nobben im Muschelkalk, Lösung: Kalksinter
Hi Florian,
bitte lade Deine Fotos auf den Steinkernserver hoch (Beitrag editieren, Reiter Dateianhänge anwählen und dann die Fotos hochladen) statt sie von extern einzubetten. Unser Forum ist als dauerhaftes Wissensarchiv ausgelegt und Beiträge, die ihrer Bilder beraubt sind (nur eine Frage der Zeit bei externen Uploads) entwerten dieses eher als dazu beizutragen. Es wäre nett, wenn Du entsprechend editierst.
Vielen Dank für Dein Verständnis und viele Grüße
Sönke
bitte lade Deine Fotos auf den Steinkernserver hoch (Beitrag editieren, Reiter Dateianhänge anwählen und dann die Fotos hochladen) statt sie von extern einzubetten. Unser Forum ist als dauerhaftes Wissensarchiv ausgelegt und Beiträge, die ihrer Bilder beraubt sind (nur eine Frage der Zeit bei externen Uploads) entwerten dieses eher als dazu beizutragen. Es wäre nett, wenn Du entsprechend editierst.
Vielen Dank für Dein Verständnis und viele Grüße
Sönke
- Triassammler
- Redakteur
- Beiträge: 5533
- Registriert: Montag 27. Oktober 2008, 02:03
- Wohnort: Stuttgart
- Kontaktdaten:
Re: Nobben im Muschelkalk, Lösung: Kalksinter
Hallo Florian,
Was du hier zeigst ist meiner Meinung nach ein schon stark verwittertes Relikt einer Pseudomorphose von Calcit nach Fasergips. Der Fasergips bildet sich immer senkrecht zur Streichrichtung des Klufthohlraums aus, wenn er später durch Calcit ersetzt wird bildet dieser die Stängeligkeit ab. Bei freier Kristallisation macht Calcit das nicht, es gibt höchstens mal dünne "Türme" aus aufeinandergetürmten einzelnen Calcitskalenoedern, die sind dann aber immer in sich verdreht, außerdem ist das recht selten und kommt nicht in der Fläche vor.
Diese Pseudomorphosen sind recht verwitterungsbeständig, man kann sie auch in schon ziemlich verwittertem Bodenmaterial finden.
Es gibt noch Aragonit als weitere Kristallmodifikation des Calciumkarbonats neben Calcit, der primär stängelige und nadelige Kristalle ausbilden kann, hier wäre dann auch eine entsprechende Pseudomorphose nach Calcit denkbar. So etwas ist mir aber noch nicht in der von dir gezeigten Form untergekommen.
Langer Rede, kurze Zusammenfassung: Hier das ganze mal in Bildern:
Fasergipslage zwischen zwei Schichtflächen im Unterkeuper. Der Fasergips ist wiederum auch nur eine Sekundärerscheinung nach der Umkristallisation von derbem Gips. Man beachte die typische Unterteilung in zwei Faserlagen.
Calcit pseudomorph nach Fasergips aus dem Unterkeuper. Die Stücke stammen aus einem stark verwitterten Bereich, in dem der Calcit schon deutlich angelöst ist. Mineraliensammler kennen dafür auch die Begriffe "Landschaftscalcit" oder "Ruinencalcit".
Das kommt dabei heraus, wenn Calcit versucht, stängelig zu wachsen: Jeder dieser Stifte ist eine Reihe von einzelnen, aufeinander gesetzten Skalenoedern. Gerades Wachstum bekommen die nicht hin. Grüße,
Rainer
Das ist etwas vertracktes Zeug. Es fallen hier diese vielen, dicht an dicht nebeneinander stehenden Säulen auf, die durchgehend denselben Durchmesser haben. Bei gravitativ beeinflussten Speläothemen ("Tropfsteine") bildet sich genau das nicht aus. Abgesehen von Sonderformen ("Makkaroni") sind Stalagmiten und Stalaktiten immer kegelförmig, das bleibt auch bei Stalagnaten so. Sie füllen auch nicht den gesamten zur Verfügung stehenden Hohlraum gleichmäßig auf, weil das Wasser sich immer auf lokale topografische Minima der Höhlendecke konzentriert.
Was du hier zeigst ist meiner Meinung nach ein schon stark verwittertes Relikt einer Pseudomorphose von Calcit nach Fasergips. Der Fasergips bildet sich immer senkrecht zur Streichrichtung des Klufthohlraums aus, wenn er später durch Calcit ersetzt wird bildet dieser die Stängeligkeit ab. Bei freier Kristallisation macht Calcit das nicht, es gibt höchstens mal dünne "Türme" aus aufeinandergetürmten einzelnen Calcitskalenoedern, die sind dann aber immer in sich verdreht, außerdem ist das recht selten und kommt nicht in der Fläche vor.
Diese Pseudomorphosen sind recht verwitterungsbeständig, man kann sie auch in schon ziemlich verwittertem Bodenmaterial finden.
Es gibt noch Aragonit als weitere Kristallmodifikation des Calciumkarbonats neben Calcit, der primär stängelige und nadelige Kristalle ausbilden kann, hier wäre dann auch eine entsprechende Pseudomorphose nach Calcit denkbar. So etwas ist mir aber noch nicht in der von dir gezeigten Form untergekommen.
Langer Rede, kurze Zusammenfassung: Hier das ganze mal in Bildern:
Fasergipslage zwischen zwei Schichtflächen im Unterkeuper. Der Fasergips ist wiederum auch nur eine Sekundärerscheinung nach der Umkristallisation von derbem Gips. Man beachte die typische Unterteilung in zwei Faserlagen.
Calcit pseudomorph nach Fasergips aus dem Unterkeuper. Die Stücke stammen aus einem stark verwitterten Bereich, in dem der Calcit schon deutlich angelöst ist. Mineraliensammler kennen dafür auch die Begriffe "Landschaftscalcit" oder "Ruinencalcit".
Das kommt dabei heraus, wenn Calcit versucht, stängelig zu wachsen: Jeder dieser Stifte ist eine Reihe von einzelnen, aufeinander gesetzten Skalenoedern. Gerades Wachstum bekommen die nicht hin. Grüße,
Rainer
Re: Nobben im Muschelkalk, Lösung: Kalksinter
Hallo Rainer,
vielen Dank für die interessante Erklärung!
Klasse, dass du zur Erläuterung dann sogar Bilder aufgefahren hast.
Viele Grüße
Florian
vielen Dank für die interessante Erklärung!
Das sind oft die besten Dinger.
Klasse, dass du zur Erläuterung dann sogar Bilder aufgefahren hast.
Viele Grüße
Florian