Belemnitenrostren als Hartgründe für die Besiedlung durch marine Organismen

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Sönke
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Belemnitenrostren als Hartgründe für die Besiedlung durch marine Organismen

Beitrag von Sönke » Donnerstag 20. Juli 2023, 15:50

Zum Artikel:
Präparation und Belemnitenrostren als Hartgründe für die Besiedlung durch marine Organismen

Kurzfassung:
Belemniten (Coleoidea/Tintenfische) sind das paläontologische Steckenpferd von Steinkern-Redakteur Carsten Rohde. Im Fossilbeleg findet man sehr verbreitet vor allem die kalzitischen Rostren von Belemniten. Neben der Taxonomie der Rostren beschäftigt sich Carsten Rohde auch mit Pathologien, welche den Bau des Rostrums zu Lebzeiten beeinflussten sowie mit post mortem entstandenen Spurenfossilien in Rostren bzw. auf die Rostren aufgewachsenen Organismen. Belemnitenrostren befanden sich ursprünglich im Weichkörper, sodass Besiedlungsspuren stets nach dem Tod entstanden sein müssen. Die Rostren sinken aufgrund ihres spezifischen Gewichts nach dem Tod des Belemnitentieres zu Boden, sobald sie vom Auftriebsapparat (Phragmokon) getrennt werden. Hernach dienten sie oft als (besonders in Weichbodensedimenten sehr begehrter) Siedlungsgrund für sessile Meeresbewohner: Brachiopoden und Seelilien hefteten sich mit ihren Stielen bzw. Wurzeln fest, Muscheln – insbesondere Austern – siedelten sich auf ihnen an und auch Würmer, Bryozoen, Rankenfußkrebse und andere Bodenbewohner fanden auf Belemnitenrostren eine neue Heimstatt. Algen überzogen manche Rostren, während andere von Foraminiferen, Schwämmen und Muscheln angebohrt und/oder als Behausung genutzt wurden.

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Lieber Carsten, liebe Mitglieder,

endlich gibt´s wieder einen neuen Homepage-Artikel zu lesen.

@Carsten: Herzlichen Dank für Deine jüngsten Berichte über unterschiedliche an Belemnitenrostren zu beobachtende Phänomene, Carsten - besonders den Teil für die Homepage. Die letzten Monate über reise-, messe- und Sonderheftbedingt ganz schön unter Zeitdruck, sodass die Fertigstellung sich ziemlich hinzog. Danke für Deine Geduld!

@alle: Ich denke, die meisten von Euch haben auch das eine oder andere Belemnitenrostrum in der Sammlung ... oder stoßen im Gelände des Öfteren auf solche. Wenn man Carstens Berichte anschaut, wird einem deutlich, dass die paläobiologische Bedeutung der Rostren nicht mit dem Tod des Belemnitentieres endete, sondern gerade in Weichstubstraten die Rostren geradezu ideale Siedlungsgründe boten für zementierende und bohrende Lebewesen, die sich direkt im weichen Sediment nicht hätten behaupten können. Dieser Umstand und das Auftreten von Pathologien machen es interessant, Belemnitenrostren auch dann noch Aufmerksamkeit zu schenken, wenn man die jeweils am Fundort vorkommenden Belemnitentaxa für die eigene Sammlung bereits mit perfekten Exemplaren hinreichend belegt hat. Die Vielfalt der post-mortem-Besiedler ist sicherlich in den meisten Fällen weitaus höher als die der Belemnitenspezies selbst.

Carsten und ich möchten bener83 an dieser Stelle für hilfreiche Diskussion und Bestimmungshinweise zu einzelnen der im Bericht abgebildeten Stücke danken.

Liebe Steinkerne, bitte nehmt den Bericht als Ermunterung wirklich ganz genau Hinzusehen in puncto Besonderheiten an Belemnitenrostren - oft erkennt man diese erst daheim nach dem Abwaschen ... und zögert nicht interessante Funde im Forum vorzustellen, wo wir ja glücklicherweise mittlerweile einige fachkundige "Spurenfossilianer" haben. :)

Schöne Grüße
Sönke
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Wurmroehren-auf-Belemniten.JPG
Fotobeispiel aus dem Bericht: Wurmröhren auf Belemniten des Lias ζ von Heubach. Foto und Sammlung: Carsten Rohde.
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araucaria1959
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Re: Belemnitenrostren als Hartgründe für die Besiedlung durch marine Organismen

Beitrag von araucaria1959 » Donnerstag 20. Juli 2023, 19:49

Vielen Dank für den tollen Homepage-Bericht!

Bewuchs oder auch Ichnotaxa auf Belemnitenrostren sind ja keinesfalls so selten und - wie Sönke schon richtig sagt - durchaus ein Grund, das eine oder andere ansonsten nicht so schöne Stück (oder Bruchstück) mitzunehmen, aber dieser Bericht bietet nun eine vorzügliche Grundlage, dies auch ohne großen Aufwand mit Namen zu hinterlegen.

araucaria1959

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Nils
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Re: Belemnitenrostren als Hartgründe für die Besiedlung durch marine Organismen

Beitrag von Nils » Freitag 21. Juli 2023, 21:15

Schöner Bericht :top:
Ich kann noch ein paar Brachiopoden aus dem Lias hinzufügen:

Moorellina parca (RAU 1905)

Dieser winzige Brachiopode besiedelte allerlei Hartgründe, die vorgestellten Exemplare sitzen allesamt auf Belemnitenrostren. Die Breite der Stücke liegt bei etwa 3mm

Der Fundort ist Blumberg-Fützen in Baden Württemberg

Lias Gamma 2, Leptaenenschicht, Pliensbachium

Gruß Nils
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Wusstest du schon, daß der Biss eines einzigen Pferdes eine Hornisse töten kann??

Jaapvandervoort
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Re: Belemnitenrostren als Hartgründe für die Besiedlung durch marine Organismen

Beitrag von Jaapvandervoort » Samstag 22. Juli 2023, 11:44

Hallo Carsten, Danke für diesen besonders interessanten Artikel. Ich habe in meiner Sammlung ein besonders schönes Beispiel einer solchen Belemniten-Nutzung als Substrat durch eine komplett doppelklappig erhaltene Auster. Geborgen in 1985 als südöstlich von Osnabrück die A-33 gebaut wurde. (bei Harderberg). Dieses Fossil wurde als Besonderheit überigens schon einmal abgebildet auf dem Juli-Kalenderblatt 1990 des niederlandischen Chemie-Großkonzerns AKZO-NOBEL. Bin gespannt was Du dazu meinst. (Foto durch Anklicken vergrößern)
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