Rückblick Münchener Mineralientage 2016

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Moderator: Sönke

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Sönke
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Rückblick Münchener Mineralientage 2016

Beitrag von Sönke » Samstag 5. November 2016, 22:29

Hallo zusammen,

zunächst einmal herzlichen Dank an Ralf dafür, dass er seine Sicht der Dinge für uns so kompakt und gleichzeitig bildreich zusammengefasst hat:

http://www.steinkern.de/boersen-veranst ... n2016.html

Schöne Fotos! Das spricht sicher viele Leser an.

Ich habe bisher nur am Rande etwas Feedback zu München "aufgeschnappt". Wie haben denn andere die Messe wahrgenommen, wie ist der Trend gegenüber den Vorjahren? Was macht die Preisentwicklung? Sind richtige Sammlerstände mit europäischem Invertebratenmaterial noch vertreten (so wie man sie auf der Fossilienbörse Leinfelden reichlich findet)?

Gibt es noch mehr Impressionen? Wenn ja, gern hier posten! :)

Viele Grüße
Sönke

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Thomas_
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Re: Rückblick Münchener Mineralientage 2016

Beitrag von Thomas_ » Sonntag 6. November 2016, 06:16

Auch von mir vielen Dank für den schönen Bericht mit den vielen beeindruckenden Fotos.

Das Thema Auswirkungen des Kulturgüterschutzgesetztes wird im Beitrag ja schon angedeutet. Ich denke, dass ist dieses Jahr noch zu frisch, um schon konkrete Auswirkungen zu haben, außer die durchaus verständlichen Bedenken eines Händlers gegen ein Foto für den Bericht. Es wird nächstes Jahr interessant sein zu sehen, ob das Gesetzt auf Antikenhandel beschränkt wird, oder auch auf Fossilien Anwendung findet und als Folge dann das Angebot auf solchen Messen kleiner wird, besonders bei den hochkarätigen Stücken.

Wenn man diese Massen aus Marokko sieht, dann frage ich mich schon, ob dieses Plünderungen von Fundstellen akzeptabel sind. Wir hatten hier ja schon Berichte über die Fundstellen und solange es sich um aktiven Abbau handelt, wo jährlich Millionen Tonnen abgebaut werden, ist die Rettung der Fossilien sicher zu begrüßen. Der wissenschaftliche Wert tausender einzelner Mosasaurierzähne tendiert gegen Null, auch wenn sie auf Kamelknochen zu vollständigen Kiefern montiert wurden. Aber Marokko ist ein armes Land und kann vermutlich auch wissenschaftlich wertvolle Stücke nicht schützen. Durch das Gesetzt werden solche Stücke vermutlich noch weniger öffentlich gezeigt und eher unter der Hand in Hinterzimmern verkauft. Da würden mich in Nächster Zeit die Erfahrungen der als Händler agierenden Mitglieder interessieren. Auch aus den US-amerikanischen Nationalparks kenne ich Berichte von Plünderungen bei Nacht und Nebel: Schildkröten Green River, Dinos in Montana usw. Bei diesen riesigen Gebieten ist ein effektiver Schutz fast nicht möglich, auch nicht für ein Land der ersten Welt... Die Masse der Fossilien interessiert ja zum Glück niemanden und das bleibt dann hoffentlich auch so. Das umfangreiche Messeangebot lässt jedenfalls für die Zukunft hoffen.


Thomas
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reinhardt
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Re: Rückblick Münchener Mineralientage 2016

Beitrag von reinhardt » Sonntag 6. November 2016, 11:02

Hallo,

vielen Dank für den Bericht und die vielen guten Bilder.

Aus diversen Gründen gehe ich selbst seit Jahren nicht mehr selbst hin lese aber gerne entsprechende Berichte.

Gruss

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Triassammler
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Re: Rückblick Münchener Mineralientage 2016

Beitrag von Triassammler » Sonntag 6. November 2016, 12:38

Hallo Ralf,

vielen Dank für den Bericht!
Die Münchner Börse ist schon außergewöhnlich, was die Menge an beeindruckendem Material angeht. Aus mehrerlei Gründen besuche ich sie aber auch nur alle Jubeljahre mal.

Ich denke, man muss dort ein wenig aufpassen, sich nicht von den ebenso außergewöhnlichen Preisen verleiten zu lassen, nach dem Satz "Das ist so hochpreisig, das muss echt bzw. unmanipuliert sein". So beschleicht mich bei der Posidonienschiefer-Seelilie in Abb. 12b ein leises Gefühl, dass es sich hier um ein Fragment einer ehemals größeren Kolonie handelt, das nachträglich in eine unversehrte Schieferplatte eingebettet wurde. Auch der Stiel erscheint mir seltsam - hier sollte eine definierte Reihe von Stielgliedern zu sehen sein, stattdessen nur ein undefinierbares Gewirr, das genauso gut eine (nicht ganz) passend zurecht geschnittene Masse von Kronengliedern sein könnte. Ob hier Holzfragment, "Stiel" und Krone wirklich zusammengehören, müsste vor dem Kauf unbedingt hinterfragt werden. Auch bei 12c drängt sich der Verdacht auf, dass die Krone - in ihren Umrissen auf "hübsch" getrimmt - in die Platte eingesetzt wurde.

Bei Mineralien gibt es ebenso vielerlei Möglichkeiten zur Manipulation und Fälschung, die mal offensichtlich, mal nur für Kenner und nur auf den zweiten Blick zu Tage treten. Und die beileibe nicht nur von Marokkanern betrieben werden. Dasselbe gilt für Meteoriten. Angefangen von den Grabbelkisten voller sogenanntem "Wüsten-Gleisschotter" unklassifizierter NWAs (massenweise in Nordafrika gesammelte Meteoritenfragmente ohne besonderen Wert), in die ein veritabler Anteil schlicht schwerer oder seltsam aussehender irdischer Steine gemischt ist, bis zu irdischen Eisenmassen, die als Meteoriten gehandelt werden. Sogar Pallasite werden gefälscht bzw. zufällig entstandenes irdisches Material, das optisch Pallasiten ähnelt, als solche angeboten.

So ist die Münchner Börse genau wie allen anderen Börsen auch immer eine Ausstellung dessen, was gerade in den Werkstätten der Zusammenbastler und Fälscher aktuell ist. Nur dass es hier oft durch phänomenale Preise geadelt wird. Andererseits besteht in München natürlich durchaus die Möglichkeit, herausragende Stücke zu erwerben, die in dieser Art erst gar nicht ihren Weg auf lokale Kleinbörsen finden. Für mich immer eine zweischneidige Angelegenheit.

Gruß,
Rainer
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Re: Rückblick Münchener Mineralientage 2016

Beitrag von Tapir » Sonntag 6. November 2016, 13:07

Thomas_ hat geschrieben:Das Thema Auswirkungen des Kulturgüterschutzgesetztes wird im Beitrag ja schon angedeutet.
Die ersten Auswirkungen wird es geben, wenn aus Europa etwas ins nicht-europäische Ausland verbracht werden wird, siehe auch hier:

http://www.thefossilforum.com/index.php ... re/&page=1

Als erstes dürfte es aber bei den "Archaeologica" "krachen".
Glück auf!

Johannes Kalbe

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Re: Rückblick Münchener Mineralientage 2016

Beitrag von Frank » Sonntag 6. November 2016, 18:20

Wir waren 2 Tage vor Ort, unser Eindruck war, das das Angebot geringer und uninteressanter geworden ist. Stände wurden größer (da weniger Händler), Material was meist bekannt, es gab kaum etwas Neues zu sehen. Auch hinter den Kulissen war es düsterer, wenn auch der eine oder andere zufrieden war. Es waren zwar Mengen an Leuten in den Gängen, aber viel Geld wurde nicht umgesetzt. Leider der Weg, den viele Börsen gehen zur Zeit.
Die beiden Seelilienstufen haben wir uns auch näher angesehen, besonders jene mit dem etwas steil abstehenden Krönchen. Schien aber erstaunlicherweise Original zu sein...
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Re: Rückblick Münchener Mineralientage 2016

Beitrag von Thomas_ » Sonntag 6. November 2016, 21:14

Danke für den Link Johannes, das ist schon sehr heftig, wie der arme Kerl da in die Mühlen der Bürokratie geraten ist. Eine Kombination aus unklar formulierten Gesetzen, in dem Fall eigene und die anderer Länder plus eine langsame und unfähige Bürokratie bringen wohl auch den Geduldigsten an den Rand des Wahnsinns.

Danke für deinen Eindruck Frank. Da ihr ja quasi auf den Börsen dieser Welt zu Hause seit, können wir diesen Eindruck als Tatsache einstufen. Bleibt die Frage, wie es weiter geht? Wenn das jetzt erst mal die Unsicherheit ist, weil man halt noch nicht weiß, wie man mit dem neuen Gesetzt umgeht, dann renkt sich das hoffentlich mit etwas Aufklärungsarbeit bei den Behörden wieder ein. Man muss ja nur wissen, welcher Zoll sich anstellt und welcher mit Augenmaß und Ahnung an die Sache rangeht. Ich fürchte aber auch, dass es dauern wird, bis sich da eine Routine ausgebildet hat. Haltet uns mal auf dem Laufenden, wie sich das entwickelt.

Thomas
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Re: Rückblick Münchener Mineralientage 2016

Beitrag von trichasteropsis » Sonntag 6. November 2016, 21:44

Hallo !

Anbei noch einige Bilder die nicht den Weg in den Online-Bericht gefunden haben. Vielleicht
werden ja noch weitere Börsen-Impressionen hier hochgeladen? Der Mensch ist ein Augentier.
Eine Anmerkung noch zur Münchner Börse: Die Preise für viele Fossilien sind etwa ab Sonntag-
Mittag teilweise bis zu 50 % und mehr gesenkt worden. Was zur Folge hatte, dass die Preise
im Vergleich zur Börse in Leinfelden wesentlich niedriger waren. Das war dann die Zeit für die
Schnäppchenjäger. Ich konnte den Preisvergleich für mehrere Fossilien ziehen, die vorher auch
(von den gleichen Händlern) in Leinfelden angeboten wurden. Wird wohl auch damit zusammen-
hängen, dass ich am Samstag in Leinfelden war und nicht am Sonntag.

Gruß T.
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Acrodus
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Re: Rückblick Münchener Mineralientage 2016

Beitrag von Acrodus » Montag 7. November 2016, 11:30

Hallo zusammen,

guter Bericht - vielen Dank !
Die marokkanischen Wirbeltiere sind ja mal wieder die Schau :haha: :kotz:

Beste Grüße,
Acrodus

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