Geologische Wanderungen

Zu Besuch auf der Vulkaninsel Teneriffa

Teneriffa ist die größte der kanarischen Inseln und gehört zu Spanien. Sie ist etwa 83 km lang, bis zu 53 km breit und mit knapp einer Million Einwohnern die bevölkerungsreichste Insel Spaniens und heute eine typische Urlaubsinsel. Die Hauptstadt ist Santa Cruz de Tenerife. Wirtschaft und Infrastruktur Teneriffas sind durch den Tourismus geprägt.

Teneriffa ist eine Vulkaninsel und gehört topografisch zu Afrika, liegt 288 km vor der Küste von Marokko und der Westsahara. Die Südküste Spaniens ist dagegen immerhin 1274 Kilometer entfernt.

 

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Abb. 1: Karte der Insel Teneriffa. © OpenStreetMap-Mitwirkende, CC BY-SA

 

Die Insel entstand vor etwa 12 Millionen Jahren durch vulkanische Aktivität und beeindruckt durch ihre Lava- und Felsformationen. Die vulkanische Aktivität ist auf einen Hotspot im Erdmantel zurückzuführen. Die Afrikanische Platte driftet über diesen Punkt nach Nordosten.

Zu den ältesten Teilen der Insel zählt das Anaga-Gebirge im äußersten Nordosten Teneriffas. Jünger ist das Vulkanmassiv im Zentrum der Insel, das in der Mitte von einer 12 x 17 km großen Caldera eingenommen wird. Hieraus erhebt sich mit 3.718 m Höhe der Pico del Teide, der höchste Berg auf spanischem Staatsgebiet. Der letzte Vulkanausbruch am Teide Massiv liegt über 100 Jahre zurück, er ereignete sich im Jahr 1909.

 

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Abb. 2 und 3: Der Schichtvulkan Pico del Teide - mit und ohne Schnee - ist mit stolzen 3.718 m Höhe der höchste spanische Berg.

 

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Abb. 4: Der Teide ragt über ein Wolkenband hinaus.

 

Aufgrund der Nordost-Passatwinde sind die Temperaturen in den tiefer gelegenen Bereichen der Insel ganzjährig recht milde. Tagsüber steigt vom Meer mit Wasserdampf gesättigte Luft an den Bergketten auf und es bilden sich Wolken, die beim Kontakt mit den Kiefer- und Lorbeerwäldern feinen Nieselregen abgeben. Unterhalb im trockeneren und wärmeren Küstenbereich werden Tomaten und Bananen in großen Anlagen angebaut und geerntet.

Zahlreiche Pflanzenarten sind nur auf Teneriffa zu finden (endemische Formen), hierzu zählen die Kanarische Kiefer mit überlangen Nadeln, sukkulente Wolfsmilchgewächse oder der kanarische Drachenbaum. Doch auch aus Amerika verwilderte Kakteen sowie die riesigen Sträucher des Weihnachtssterns und südafrikanische Strelitzien prägen die Vegetation der Insel.

Größere Raubtiere oder giftige Schlangen gibt es nicht auf der Insel, aber Westkanareneidechsen in großer Zahl.

Eine Besonderheit sind die Pilotwale und Delfine im südlicheren Meeresbereich, z. B. bei Los Gigantes.

Besondere Sehenswürdigkeiten sind, um nur einige zu nennen, die Altstadt von La Laguna und La Orotava, das Weltnaturerbe Nationalpark Teide, voller Kontraste der Lorbeerwald Anaga mit Baumheide, Korkeichen und endemischen Farnen, das Tal von Masca, die Steilküste von Los Gigantes, der Drachenbaum bei Icod und der Loro Park.

Preiswert und zuverlässig sind die Buslinien, mit denen fast jede Ortschaft auf der Insel erreicht werden kann.

Es lohnt sich, das Hotelbuffet einmal links liegen zu lassen und die landestypische deftige Küche oder kanarische Besonderheiten zu genießen, wie z. B. Ziegenfleisch, Ziegenkäse, Fisch in allen Variationen, Kaninchen oder Calamares (Tintenfisch) mit Knoblauch - und nicht zu vergessen: luftgetrockneter Schinken (Jamon).

Dies ist nur ein Auszug all der Dinge, die in Städten, Dörfern, in der Natur zu sehen, zu bewundern und zu erleben sind. Mehr würde den Rahmen sprengen und jeder sieht die Dinge auch aus einem anderen Blickwinkel.

Dieses und folgendes so zu beschreiben, machte intensive Recherchen und Informationen nötig, da es sich etwas jenseits unseres Hauptinteressengebiets der Paläontologie bewegt. Viele allgemeine Informationen zur Insel konnten u. a. aus Wikipedia entnommen werden, schwieriger wurde es bei der Zuordnung der vulkanischen Gesteine. Hier möchte ich vorwegschicken, dass eventuell einiges korrekturbedürftig ist. Bedanken möchte ich mich für wertvolle Hinweise und Beschreibungen bei Matthias Bräunlich, Hamburg und Detlef Übersohn, Kobrow.

 

Es folgt eine ganze Reihe an Fotoimpressionen, die im Wesentlichen der Chronologie unserer letzten Reise entsprechen und dem Betrachter einige Sehenswürdigkeiten sowie Belege vulkanischen Gesteins näherbringen sollen. Es war schon unser vierter Besuch der Insel, sodass einige wenige Fotos aus früheren Reisen integriert wurden. Zur Vereinfachung der Orientierung ist dem jeweils thematisierten Bereich der Insel eine Openstreetmap-Karte vorangestellt.

 

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Abb. 5: Diese Karte zeigt das Relief der Insel Teneriffa, mit dem Teide-Massiv als alles überragendem Zentrum. © OpenStreetMap-Mitwirkende, CC BY-SA

 

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Abb. 6: Alter Hafen mit königlichem Zollhaus in Puerto de la Cruz, einer an der Nordküste Teneriffas gelegenen Stadt.

 

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Abb. 7: Diese alten Kanonen an der Plaza Europa zeugen davon, dass der alte Hafen gut befestigt war.

 

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Abb. 8: Fischerboote am alten Hafen.

 

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Abb. 9: Inseltypische Kirche Nuestra Señora de la Peña de Francia, die im 17. Jahrhundert aus Naturwerkstein erbaut wurde und sich in der Alstadt von Puerto de la Cruz befindet. Als Baumaterial diente - wie sollte es anders sein - Vulkangestein.

 

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Abb. 10: Restaurant mit Balkonen im Innenhof an der Plaza de Charco, dem Mittelpunkt der Altstadt.

 

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Abb. 11: Weihnachtlicher Schmuck mit maritimem Motiv.

 

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Abb. 12: Blickfang am Eingang des weltbekannten Loro Parks.

 

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Abb. 13: Lavazungen, die die Küstenebene aufbauen, werden durch die erodierende Wirkung des Meeres angegriffen. Der Blick schweift in Richtung Puerto de la Cruz.

 

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Abb. 14: Ewige Brandungen, aufspritzende Gischt.

 

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Abb. 15: Kaktusblüte an der Playa Jardin, Puerto de la Cruz.

 

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Abb. 16 und 17: Abgerolltes vulkanisches Geröll lädt künstlerisch veranlagte "Hochstapler" zum Türmchen bauen ein.

 

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Abb. 18: Rote Klippenkrabben an den senkrechten Flächen der Landschutz-Quader. Die dem Namen nach zu vermutende rötliche Färbung weisen die Krabben erst im adulten Stadium auf, hier scheint es sich um Jungtiere zu handeln.

 

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Abb. 19: Hibiskus-Blüte.

 

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Abb. 20: Bimsstein.

 

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Abb. 21: Karte mit bei Santa Catalina gelegenem Fundpunkt für Obsidian.

 

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Abb. 22: Wollgras und Kakteen am Straßenrand.

 

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Abb. 23: Obsidian, aus rasch erkalteter Lava entstandenes Vulkanglas.

 

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Abb. 24: Obsidian.

 

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Abb. 25: Abschlag aus dem vorhergehend gezeigten Stück, 90 x 55 mm.

 

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Abb. 26: Obsidian, 50 x 55 mm.

 

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Abb. 27: Obsidian, größtes Exemplar 35 x 35 mm.

 

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Abb. 28: Bananenstaude mit  geschlossener Blüte auf einer Plantage im Tal von Santa Catalina.

 

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Abb. 29: Tektite, größtes Exemplar 28 x 20 mm.

 

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Abb. 30: Olivin, 50 x 35 mm.

 

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Abb. 31: Ausläufer einer Lavazunge an der Küste von La Guancha.

 

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Abb. 32: Erkalteter Lavastrom aus zähflüssiger Lava im Tal am örtlichen Zugangsweg zum Meer.

 

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Abb. 33: Treppenstufe aus lokalem Vulkangestein mit Strömungsbildern auf den Platten.

 

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Abb. 34: Kapelle im Fischerdorf San Marcos.

 

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Abb. 35: Zirka 400 Jahre alter bekanntester Drachenbaum (Dracaena draco) der Kanaren im Parque del Drago in Icod de los Vinos.

 

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Abb. 36: Der Nordteil Teneriffas mit dem ältesten Vulkangebiet der Insel und Markierung (roter Punkt) von Igueste. © OpenStreetMap-Mitwirkende, CC BY-SA (verändert).

 

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Abb. 37 a: Fundpunkte im Nordosten Teneriffas unweit von Igueste de San Andrés und im Bildvordergrund Strandgerölle bei Las Gaviotas.

 

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Abb. 37 b: Blick auf Urbanizacion Gaviotas knapp südlich von Igueste.

 

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Abb. 38: Dykes, ein spaltenfüllendes, magmatisches Gestein mit vulkanischer Bombe in der Bildmitte.

 

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Abb. 39: Igueste mit Kerbtal.

 

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Abb. 40: Flussgerölle werden bei Starkregen von den Bergen zum Meer transportiert.

 

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Abb. 41: Einmündung des Gerölls in das Meer, das hier durch die Gezeiten in Bewegung ist und stetig weiter abgerollt wird. Im Hintergrund erkennt man, dass im Küstenbereich Rohstoffförderung betrieben wird.

 

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Abb. 42: Die auffällig gerötete Gesteinsschicht ist nicht - wie man denken könnte - durch hohen Eisengehalt verursacht, sondern durch den Prozess des Frittens (gebrannt).

 

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Abb. 43: Ankaramit, 88 x 64 mm, ein Vulkanit mit viel Pyroxen (schwarz) und viel Olivin (braun) Der Olivin ist weitgehend zersetzt, das neu gebildete Mineral wird als Iddingsit bezeichnet.

 

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Abb. 44: Zum Vergleich: Ankaramit aus der Sammlung von Matthias Bräunlich (Kristallin.de). Diese Stück, stammt, ebenso wie das auf Abb. 45 gezeigte, aus dem Nordwesten Teneriffas (etwa von hier). Foto: Matthias Bräunlich

 

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Abb. 45: Olivin in Ankaramit. Foto: Matthias Bräunlich

 

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Abb. 46: Grobe Küstengerölle an der Playa de las Gaviotas. Von hier stammen die nachfolgend abgebildeten Gesteine (Abb. 47-58).

 

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Abb. 47: Hierbei dürfte es sich um einen Sonnenbrenner handeln - einen fleckigen Basalt, dessen helle Flecken von sich zersetzenden Mineralien (Zeolithe oder Foide) herrühren.

 

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Abb. 48: Vermutlich dokumentiert die gut erkennbare Marmorierung Fließstrukturen. Das Helle sind sekundär neu gebildete Minerale, wahrscheinlich Zeolithe.

 

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Abb. 49: Pyroklastische Ablagerungen. Die Rotfärbung dürfte auf Alteration zurückzuführen sein. Dabei wird im noch heißen Material Hämatit freigesetzt, der das Ganze rötlich färbt.

 

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Abb. 50: Pyroklastische Ablagerungen.

 

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Abb. 51: Vermutlich handelt es sich bei diesem 65 x 43 mm großen Stück wiederum um ein Agglomerat, also eine Zusammenballung von Bruchstücken verschiedener vulkanischer Gesteine. Laven lassen solche Bruchstücke zusammenkleben, aber auch Kalzit oder andere Bindemittel sind denkbar. Die schwarzen Klasten dürften Pyrxene sein.

 

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Abb. 52: Noch ein vermutliches Agglomerat, nur mit etwas anderer Zusammensetzung, Größe: 60 x 45 mm.

 

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Abb. 53: Olivinbasalt (97 x 60 mm), das Gelbliche dürften Olivine sein.

 

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Abb. 54: Detail zu Abb. 53.

 

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Abb. 55: Mandelstein (Amygdaloid), 52 x 62 mm.

 

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Abb. 56: Basalt mit Plagioklas, nadeligem Feldspat - Größe 41 x 41 mm.

 

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Abb. 57: Unbestimmte Mineralbesätze, Abmessung: 118 x 54 mm.

 

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Abb. 58: Agglomerat, 35 x 40 mm.

 

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Abb. 59: Karte des Anaga-Gebirges im Nordosten Teneriffas.

 

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Abb. 60: Vom Mirador de Jardina überblickt man das Tal von La Laguna.

 

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Abb. 61: Lorbeer- oder Mercedeswald.

 

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Abb. 62: Moose und Flechten im Lorbeerwald.

 

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Abb. 63: Vor dem einzigen Merendero (Picknickplatz am Aussichtspunkt) im Umkreis vieler Kilometer werden kanarische Schrumpfkartoffeln (Papas arrugadas) und Gemüsesuppe über einem Holzfeuer gekocht.

 

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Abb. 65: Weihnachtssterne (Euphorbia pulcherrima) gehören zur Familie der Wolfsmilchgewächse. Die Hochblätter werden oft fälschlicherweise für Blütenhüllblätter gehalten und sind sonst meistens rot.

 

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Abb. 66: Jasminblütiger Nachtschatten (Solanum jasminodes) - vielen Dank für die Bestimmung an Sascha Singh.

 

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Abb. 67: Dykes, Gang- bzw. Spaltenfüllung mit magmatischem Gestein, welches das umgebende Gestein kreuzt.

 

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Abb. 68: Tiefe Kerbtäler oberhalb der Playa del Roque.

 

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Abb. 69: Brekziöse, pyroklastische Ablagerungen oder Gestein mit Xenolithen. Ob das im unteren Teil tatsächlich eine vulkanische Asche ist, in die Bruchstücke eingeschlossen sind (dann ist alles durch die Luft geflogen – Bindemittel und Klasten) oder ob es sich um ein massives Gestein handelt, das Bruchstücke eines dunklen Gesteins aufgenommen hat, ist anhand des Fotos nicht erkennbar. Es bedürfte einer eingehenden Untersuchung vor Ort. Das Braune darüber dürften normale Pyroklastika sein.

 

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Abb. 70: Brekziöse, pyroklastische Ablagerungen mit vulkanischer Bombe.

 

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Abb. 71: Von der Erosion herausgeprägte Schlote (sogenannte Roques) zeugen vom Spaltenvulkanismus. Das härtere Basaltgestein hielt der Verwitterung besser stand als das Umgebungsmaterial.

 

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Abb. 72: Gischt und Sprühnebel an der Steilküste bei Roque de las Bodegas.

 

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Abb. 73: Am Ende der Welt, letztes Restaurant an der Steilküste bei Benijo.

 

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Abb. 74: Gegrillter Tintenfisch in Knoblauchsud.

 

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Abb. 75: Blüte des Tempelbaumes, Frangipani (Plumeria).

 

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Abb. 76: Delfine in der Bucht von Los Gigantes, im Hintergrund ein hohes Kliff.

 

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Abb. 77 (oben): Begehbare Weihnachtskrippe mit lebensgroßen Figuren auf dem Rathausplatz in La Orotava mit verschiedenen Themenbereichen.

Abb. 78 (links unten): Tischlerhandwerk.

Abb. 79 (rechts unten): Römische Besatzung.

 

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Abb. 80-82: Kulinarisches, von oben nach unten: Serrano-Schinken (Jamon), Auswahl bratfertiger Meeresfrüchte (dazu lecker Weinchen!) und Tapas sind zwischendurch ein Muss, hier eine Portion für zwei Personen.

 

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Abb. 83: Bougainville.

 

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Abb. 84: Auf Teneriffa findet man auch den Peruanischen Pfefferbaum (Schinus molle), der ursprünglich aus Mittel- und Südamerika stammt.

 

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Abb. 85: Künstler bei der Arbeit. Die Bildübertragung auf ein T-Shirt erfolgt zeitgemäß von einer Vorlage auf dem Smartphone per Pinsel auf ein T-Shirt.

 

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Abb. 86: Smaragdeidechse.

 

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Abb. 87: Die Verfasser lassen es sich gut gehen.

 

Teneriffa ist immer eine Reise wert - klimatisch, landschaftlich und kulinarisch, durchaus aber auch in geologischer Hinsicht. Ich hoffe, der Bericht hat gefallen und dem einen oder anderen Lust auf "Meer" gemacht.

 

Zum Schluss noch einige Anmerkungen zum Sammeln und zur Ausfuhr von Gesteinen

Im Nationalpark Teide ist das Auflesen von Gestein untersagt und wird auch von Rangern kontrolliert. Hier darf man nur mit der Kamera Impressionen sammeln!

Einschränkungen für das Auflesen der reichlich verfügbaren Strandgerölle und Gesteine außerhalb des Teide Nationalparks in kleinerem Umfang sind mir hingegen nicht bekannt.

Bei Ausfuhr geologischer Belege sind die spanischen Gesetze zu beachten, die sich jederzeit ändern können. Wer etwas mit nach Hause mitnehmen möchte, sollte sich daher zur eigenen Sicherheit hinsichtlich der aktuellen Gesetzeslage informieren und vorab eine aktuelle Auskunft bei einer Touristeninformation oder örtlichen Behörden einholen.

 

Heribert Schwandt für Steinkern.de