Exkursionsberichte

Steinkern-Exkursion in den Weißjura der Fränkischen Schweiz (16. bis 18. April 2010)

Mittlerweile haben 2010 bereits drei Steinkern-Exkursionen statt gefunden. Da unsere nächsten Tour erst im Juli 2010 statt findet, ist nun Zeit für einen kleinen Rückblick in Bildern. Angefangen mit unserer ersten Tour vom 16. bis 18. April 2010...

Nachdem die Exkursion durch den Weißjura Frankens bereits 2009 zwei mal mit großem Erfolg statt gefunden hat, startete die "Saison" 2010 ebenfalls mit dieser Tour. Wir besuchten also die wohl bekannten Aufschlüsse Ludwag, Drügendorf und Gräfenberg - diesmal allerdings, im Gegensatz zur Tour im Oktober letzten Jahres, bei hervorragendem Wetter. Untergebracht waren wir dabei wie bei unserer ersten Tour im Gasthof Schlehenmühle, wo wir auch die Exkursionstage bei einem guten fränkischen Bier haben ausklingen lassen.


Die Tour startete wie gewohnt in den Aufschlüssen des Würgau-Görauer Riffareals. Bei hervorragendem Wetter machten es sich manche in der Sonne bequem...


... während andere durch das bekannte "Bodennahe Suchen" schnell die typischen Vertreter der Rifffazes zu Tage förderten,


Unter anderem auch diesen regulären Seeigel. (Fund  & Samlung Andreas Martin)


Abgeschlossen wurde der Tag dann mit einem Besuch in Ludwag mit Blick auf die dolomitisierten Schwammriffkuppen.


Bei strahlend blauem Himmel ging es tags darauf nach Drügendorf. Die "Ammonitenseife" war großflächig erschlossen und konnte mit etwas Grabungsaktivität geborgen werden.


Die Ammonitenanreicherung der Polygyratus-Subzone stand dabei sowohl im Vordergrund des Bildes, als auch im Hintergrund bei der Bohrmaschine an. Das dokumentiert gut den am Ende der Rampe liegenden fast 2 Meter messenden Versatz der Schichten.


Dank der guten Aufschlussverhältnisse kam es, wie es kommen musste. Das Leiden für mich als Exkursionsleiter nahm seinen Lauf... Ich bekam wieder so einige Stücke vor die Nase gehalten ("Schau mal her"), die ich in dieser Qualität trotz einiger intensiver Sammeljahre in Drügendorf noch nicht finden konnte. Unter anderem diesen Nautilus der Art Pseudaganides aganiticus (QUENSTEDT). (Fund & Sammlung Werner Heinritz)


Gerade vom Nautilidenschock erholt zeigte mir Arndt Pallasch dann seinen Fund eines perfekt erhaltenen und zudem relativ großen Onychiten.


Die kohlige Erhaltung verlangt nach einer raschen Stabilisierung am besten durch Sekundenkleber. (Fund & Sammlung Arndt Palasch)


Keine Sensation, aber durchaus interessant war der Fund eines Lithacosphinctes evolutus im Jugendstadium.


Nur Dank des erhaltenen Endmundsaums lässt sich in diesem Fall eine klare Abgrenzung zum mikorkonchen Orthosphinctes polygyratus vornehmen. Dieser hätte statt des glatten Mundsaums eine Apophyse (Ohrfortsatz) ausgebildet. Ansatzweise ist auch bereits das Auseinandertreten der Rippen einhergehend mit der Häufung der Schaltrippen zu erkennen.


Hier noch einmal der Mundsaum im Detail. Gut zu erkennen sind die zarten Anwachsstreifen. Eine so deutliche und recht groß dimensionierte Ausprägung ist recht selten.


Derweil machte sich Henk Druppers einen neuen Spitznamen und wurde nurnoch "Die Nase" genannt. Er erschnüffelte scheinbar einen Großammoniten nach dem anderen.


Hier hat man schon die Traumstufe vor Augen. Männlein (Orthosphinctes polygyratus) und Weiblein (Lithacosphinctes evolutus) vereint im Stein... Leider stellten sich beide Exemplare als "platt" heraus. Schade!


Mit den typischen "Malm-Werkzeugen" Fäustel, Spitzmeißel, Spitzhacken und Brecheisen wurden noch so einige Funde geborgen,...


... bevor es an's Einpacken ging.


Anschließend folgte noch eine mehr aus geologischer Sicht interessante Tour durch den Malm Beta (ca. obere 2/3 der Wand bis zu den aufliegenden dunkleren Mergellagen des Malm Gamma 1) und Malm Alpha (unteres Drittel). Rechts im Bild kann man auch den eingangs erwähnten Versatz erkennen.


Zurück ging es über die Mergellagen des Malm Gamma 2 und 3.


Auch Funde der letzten Steinkern-Exkursionen wurden präsentiert. Hier der große Lithacosphinctes von Uwe Stratmann. Leider auch ein typischer Drügendorfer und innen zumindest teilweise plattgedrückt. Aber dank des stabilen Gesamteindrucks besteht Hoffnung :-)


Der blaue Himmel ist geblieben, aber das Foto wurde bereits am Folgetag in Gräfenberg geschossen. Nach einer kurzen Einweisung...


... ging es dann auch gleich ans Werk auf den ausgedehnten Haldenbereichen der Steinbruchsohle.


Kleine Erkenntnis: Während bei den letzten Touren nur wenige Teilnehmer mit einer Sackkarre oder Ähnlichem antraten, wanderte diesmal kaum einer ohne ein solches Gefährt in den Bruch. Der Weg ist eben doch recht weit und steil und das Gepäck mitunter schwer.


Kaum ging es los waren sie wieder da...


die "Schau mal"-Rufe ;-) Hier ein Taramelliceras aff. nodosiusculum, vermutlich aus den oberen Lagen des Malm Gamma 1 (Bank 248). (Fund & Sammlung Cornelia Heß)


Der Fund des Tages aber war eine hervorragend erhaltene Pachypictonia sp. aus dem mittleren Gamma 1 (Desmoides-Subzone, Bank 244). Ein Stück, wie man es nur äußerst selten zu Gesicht bekommt!


Auch ansonsten wurden natürlich wieder gute Funde gemacht. Auch wenn in diesem Eimer noch etwas Platz war...


Nicht die Schlümpfe oder die 7 Zwerge sondern die 14 Steinkerne mit vorbildlicher Kopfbedeckung. Vielen Dank an alle Teilnehmer für die schöne Tour und auf bald! Ich hoffe auf noch viele "Schau mal"-Rufe in Zukunft ;-)