Ein Ausflug in die alpine Trias

Condensed Version:

This day at the end of July was lucky in more than one way. First of all, I was privileged to join our member Andreas (“Steinspatz”) and a group of hard-core experts on these layers on one of their excursions into the Austrian mountains. I don't think I've ever had the opportunity to learn so much in such a short stretch of time. The slopes at this site expose some Carnian layers of the early late Trias. The second lucky strike was however something which I was not expecting. Since this site has been explored over a very long time, good finds have become quite a rarity, I would have been quite happy to go home with a few samples of typical everyday fauna, but as it turned out, I started a dig at just the right spot. The guys were amazed at what I brought up to the light of day and needless to say, I was overjoyed!

What I found later on in the early afternoon buried under the humus of a good number of years of accumulation was a fallen block out of the Julian, probably from the Anoides Zone, the earliest Carnian layer, about a quarter of a cubic meter in size. And it was full to the brim with thickly packed Meso-Ammonites and other fauna! The humus had done its work on the outer layers of the stone, but as I peeled it down towards the centre, the finds got better and better. The only drawback was that the shells had dissolved because of the acid from the humus. But I'm not complaining at all. As the following pictures show, I deserve to be extremely happy about these finds. All of the photos that follow, with the exception of the landscapes and the first 4 ammonites, originate from this one lonely little boulder.

 


Anfang Juli, nach der Schneeschmelze, hatte ich die Ehre, mit Andreas (Steinspatz) und einigen seiner Kollegen unterwegs sein zu dürfen. Diese Männer setzen seit etlichen Jahren die Tradition des Sammelns in der alpinen-Trias, die schon vor der Zeit von Mojsisovics angefangen hat, fort. Dabei war auch Kurt (marmoreum), der sich auf den Lias spezialisiert hat. Er hatte einfach Lust auf einen Abstecher. Sie hatten eine bekannte Fundstelle im Salzkammergut für diesen Tag ausgesucht und ich durfte mich einfach anschließen.
Treffpunkt war auf einem Parkplatz, wo wir alle in das Allradfahrzeug von Peter, der aus Wien angereist kam, umstiegen. Er hat eine Fahrerlaubnis, was für uns eine große Erleichterung war, da es sonst ein sehr langer Weg zu gehen wäre. Unterwegs berichtete Oskar von den „guten alten Zeiten“, in denen man manchmal einen Tagesmarsch auf sich nehmen musste, um überhaupt zu einer Fundstelle zu gelangen. Er ist seit vielen Jahren hier unterwegs und kennt die Gegend, die Schichten und die Fauna wie seine Westentasche.
Ich habe überhaupt von allen Beteiligten viel lernen dürfen an diesem wunderschönen Tag. Ich selbst war noch nie in diesen Schichten unterwegs gewesen. Das herrliche Wetter und die selbstverständliche Kameradschaft der Jungs tat gut… nur die Dialekte machten mir als Englisch-Muttersprachler zu schaffen. Wenn sie sich nicht zu arg ins Fachgespräch reingesteigert hatten, erinnerten sich meine Begleiter hin und wieder, dass ich auch noch dort mitten auf dem Rücksitz zwischen zwei großen Burschen saß. Es stellte sich aber heraus, dass wir noch genug Zeit für Gespräche hatten, da die Schlösser zu den ersten zwei Schranken ausgewechselt worden waren und die Schlüssel die wir hatten deshalb nicht passten. Wir fuhren quasi um den ganzen Berg herum ehe eine offene Schranke uns den Zugang ermöglichte. Erleichterung machte sich dann breit! Den holprigen, kurvenreichen Weg hat Peter besser als Michael Schumacher gemeistert. Ich machte dabei Bekanntschaft mit der körperlichen Beschaffenheit von meinen zwei Nachbarn rechts und links von mir und bemühte mich redlich, der für mich fremd klingenden Plauderei zu folgen, bis sie sich meiner wieder mal erinnerten und in Hochdeutsch weitersprachen.
Endlich an der Fundstelle angekommen, stiegen wir aus, genossen für einen Moment die Stille am Waldhang und packten dann unser Werkzeug für den leichten Abstieg zu den Fundstellen zusammen. Dort, so wurde mir erklärt, stehen Schichten aus dem Karnium (untere Ober-Trias) an, was dem deutschen Keuper im Alter entspricht. Nur die Fauna hat sich hier komplett anders entwickelt als in Deutschland. Das germanische Becken war vom Ozean Tethys abgeschnitten, was keinen Faunen-Austausch erlaubte. Die Tethys Fauna hat sich deswegen ganz  anders entwickelt als die Fauna im Germanischen Becken. Eine fast unüberschaubare Anzahl an verschiedenen Arten von Meso-Ammoniten bzw. Ammonoideen mit schönen Variationen in Form und Skulptur sind hier zu finden. Andreas hat mich aber schon vorgewarnt, dass ich hier keine zu hohen Erwartungen haben sollte, da die Stellen schon seit sehr langer Zeit bearbeitet werden.
Ich habe schon vorher gewusst, dass die Schichten im Gebirge durch Verfaltungen, Verschiebungen, Hangrutschungen usw. oft ein einziges Wirrwarr darstellen können. An der Fundstelle stehen die Schichten einmal steil, an anderer stelle wiederum flach und woanders total umgekippt an oder plötzlich in die Tiefe versenkt. Es bedarf sehr guter lithologischer und faunistischer Kenntnisse der verschiedenen Horizonte, um sich hier zu orientieren. Nach dem Tag im Gelände kann ich nur die Beobachtungsgabe dieser Männer bewundern.
Nach dem Abstieg wurde ich an verschiedenen Stellen darüber unterrichtet, was vor mir lag. Sowohl im Anstehenden als auch in den vielen Sturzblöcken, die den Waldhang übersäten war hauptsächlich Kleinfauna aus dem Tuval zu beobachten.

 

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Typischer Aufschluss im Anstehenden.

 

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Geländefoto.

 

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Peter erklärt Roger, was er vor Augen hat.

 

Bald danach setzte ich meinem Rücksack ab und begann mich mit dem Gestein auseinanderzusetzen.

 

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Hmmmm… was haben wir da?

 

Ist das ein zähes, hartes Gestein! Aber teilweise dicht mit kleinen Ammoniten und anderer Fauna gespickt, die sich durch die Verwitterung relativ leicht vom Gestein trennen ließen. Für die Kollegen nichts ungewöhnliches, aber für den Anfänger schon mitnehmenswert. Es folgt nun ein kleiner Querschnitt der Ausbeute dieses Gelände-Abschnitts:

 

A756b.1

Arcestes sp., 3 cm.

 

A757a.1

Megaphyllites humile, 3 cm.

A768.1

Discophyllites sp., 24 mm.

 

A753a.1

 Arcestes cf. opertus mit von Eisenoxid überzogener Schale, 6 cm.

Während ich mich in dieses Neuland vertiefte, zogen die Kollegen einer nach dem anderen weiter, denn jeder hatte natürlich ein Ziel vor Augen: vielleicht eine Stelle, die eine genauere Musterung brauchte, eine Linse, die noch irgendwo begraben lag oder die Neuentdeckung der Fortsetzung eines Fossil- Horizontes… Es gibt hier, trotz jahrelanger Geländeforschung, immer wieder Neues zu entdecken.
„Ja, ja, ich komme gleich nach“ sagte ich zu Oskar, der mich als letzter am Hang verließ.
Aber wie wir alle wohl wissen, ist „gleich“ ein dehnbarer Begriff. Es zogen mich immer wieder neue Sturzblöcke an, die ich unbedingt untersuchen wollte und ehe ich mich noch mal umsehen könnte, waren alle um die Ecke verschwunden.
Also, packte ich meine sieben Sachen zusammen und zog weiter, in der Hoffnung, dass ich meine Begleiter bald einholen würde. Aber vergebens. Bald erreichte ich eine Stelle, von der aus sie genau so gut gerade aus, nach oben oder eben auch nach unten gehen hätten können. Aber sie waren von meiner Warte aus nicht mehr zu erblicken. Was nun? Ich wollte mich natürlich nicht in diesem Felsenmeer verlaufen. Deshalb drehte ich um und ging langsam auf einem etwas höheren Weg zurück in Richtung der Stelle wo wir eingestiegen waren. Wenn sie nicht bis spätestens 17 h. auftauchten, dachte ich, würde ich einfach wieder zum Auto aufsteigen.
In der Zwischenzeit aber musste ich mich irgendwie beschäftigen, denn es war erst 14 h. Ich nahm mir daher auf dem Rückweg viel Zeit jeden Stein umzudrehen und verdächtige Stellen pedantisch zu untersuchen. Eine dieser Stellen war eine steile Rinne, neben einer senkrechten Wand, welche voll mit Gesteins-Schutt und Humus vieler Jahre war. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass es sich manchmal lohnt, an solchen Stellen ein wenig zu wühlen, und siehe da, die ersten kleinen Brocken, obwohl sehr stark verwittert, zeigten Spuren von größeren Ammoniten. Und dann kam es wie es kommen sollte: Nach einer guten Viertelstunde stieß ich in der Tiefe auf einen Block von einem Viertel-Kubikmeter Größe und hebelte ihn ans Tageslicht. Was für ein Anblick! Er war rappelvoll mit dicht gepackten großen Ammoniten und Begleitfauna besetzt. Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, fing ich an, das Gestein vorsichtig zu bearbeiten und gerade in den Moment tauchte Andreas auf, der nachschauen wollte, wo ich abgeblieben war.
Er begutachtete gleich den Block und gratulierte mir zu dem unerwarteten guten Fund. Er stamme aus dem unteren Karnium, vermutlich Jul 1, Anoides-Zone, sagte er, und habe sich wahrscheinlich aus dem Verband oberhalb der Wand vor langer Zeit abgelöst. Dort oben läuft nämlich eine sehr schwer zu bearbeitende Schicht aus diesem Zeit-Horizont durch. 
Das Material an den Außenflächen des Blockes war sehr stark verwittert und daher nicht zu gebrauchen, aber als ich den Block nach und nach „schälte“, kamen mehr und mehr besser erhaltene Einzelstücke zum Vorschein und schließlich blieb eine ansehbare Stufe zum Mitnehmen übrig. Es stellte sich bei der Präparation zu Hause heraus, dass bei den meisten Ammoniten aus dem Block die Schale, bedingt durch das lange Liegen im Humus, schon abgewittert war. Trotzdem hatte ich solch einen Fund nie erwartet. Jetzt habe ich glücklicherweise viel mehr als nur Belege von diesem wunderschönen Ausflug in die Alpen:

 

A739a.1

Hypocladiscites subtornatus, 12 cm.

 

A754a.1

Joannites klipsteini, 8,5 cm.

 

A755.1

Joannites cymbiformis, 11 cm.

 

A758.1

Joannites klipsteini, 7,5 cm.

 

A760a.1

Monophyllites simonyi, 4,5 cm.

 

A761a.1

Sirenites cf. striatofalcatus, 7 cm.

 

A762.1

Arcestes (Proarcestes) gaytani, 5 cm

 

A763.1

Arcestes periolcus, 5,5 cm.

 

N28.1

Orthoceratida: Aulacoceras reticulatum, 10 cm.

 

N29a.1

Nautilus triadicus, 5 cm.

 

A766a.1

Calcitsteinkern von Joannites sp., 4 cm.

 

A767.1.1

Die Stufe misst 24 x 16 x 16 cm. Links und rechts oben: Joannites sp. In der Mitte vorne unten der Nautilus Syringoceras sp. und gleich links daneben Michelinoceras sp. Hinten mittig: Pompeckjites (Pinacoceras) layeri. Hinten rechts, etwas versteckt: Nautilus cf. triadicus.

 

A767.2.1

Aus einem anderen Blickwinkel.

Andreas war während meiner Spaltarbeit wieder weiter gezogen und informierte die anderen über meinen Verbleib. Als ich beim Einpacken der Funde war, hörte ich über mir ein Pfeifen. Dort stand Kurt und winkte mir zu: Es war Zeit zum Aufbrechen. Ich machte mich dann mit schwerer Last auf dem Rücken und gefüllten Stoffsäcken in beiden Händen für den Aufstieg bereit. Ich merkte aber bald, dass ich alle zwei Schritte in dem rutschigen und steilen Gelände Rast machen musste. Kurt schaute meinem Treiben eine Weile zu und stieg schließlich zu mir ab.
„Kann ich dir was abnehmen?“ fragte er höflich.
„Danke, es geht schon.“ stöhnte ich.
Nach ein paar weiteren Schritten, wiederum mit zurückrutschen, gab ich aber nach.  Kurt, der für Dirk Nowitzki problemlos Ersatz spielen könnte und dessen persönlicher Einhand-Fäustel 3 kg wiegt, nahm mir den größten Teil des Gewichts ab, stieg leichten Schrittes nach oben und verschwand bald hinter der Kuppe, während ich mich hinterher mühte. Oben waren sie alle schon beim Auto versammelt. Es blieb dann für uns nur noch das Einpacken und der Heimweg.
Die Eindrücke dieses Tages werden mir lange in Erinnerung bleiben. Dafür möchte ich dieser Truppe geselliger „Naturforscher“ nochmals recht herzlich danken.

 

Redaktioneller Hinweis:

Ein ausführlicher Bericht über die Fossilien aus der Trias der Hallstätter Kalke erscheint im Oktober dieses Jahres in Heft 11 unserer Zeitschrift Der Steinkern.