Ausstellung u. Buchvorstellung: Der Unterjura in der Umgebung vom Schwäbisch Gmünd

Die Böbinger Seelilien und der Unterjura im Albvorland

lautet der Titel einer Ausstellung, die noch bis zum 30. Mai 2010 im Rathaus von Böbingen an der Rems (auf halbem Weg zwischen Schwäbisch Gmünd und Aalen) zu sehen ist.

Zusammengestellt wurde die Ausstellung von Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Geologie des Naturkundevereins Schwäbisch Gmünd.

Der Naturkundeverein Schwäbisch Gmünd feiert dieses Jahr sein 120 jähriges Bestehen.

Dies war mit ein Grund diese sehenswerte Ausstellung zu organisieren.

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Abb.1: Ausstellungsplakat, gestaltet in Zusammenarbeit mit Studenten der FH für Gestaltung in Schw. Gmünd


Vielen herzlichen Dank an dieser Stelle den Ausstellungsmachern - namentlich Herr W. K. Mayer für die Überlassung von Bildmaterial ohne das dieser Beitrag nicht möglich gewesen wäre !

 

Einleitung:

Der Unterjura (Schwarzer Jura ... oder Lias) des Albvorlandes ist schon seit jeher für seine ausgezeichneten Fossilfunde bekannt. Generationen von Sammlern und Forschern haben zahlreiche Funde geborgen die heute in vielen Museen weltweit zu bewundern sind.

Wie in kaum einem anderen Gebiet des Albvorlandes treten im Gebiet um Schwäbisch Gmünd auf engstem Raum fast sämtliche Schichten des Juras
zutage bzw. werden durch Flüsse und Bäche angeschnitten. Lediglich der höchste Weißjura fehlt abtragungsbedingt.

Die Ausstellung beschränkt sich bewußt auf Funde, die in der näheren Umgebung von Schwäbisch Gmünd im Unterjura gemacht  wurden.

Waren es in früheren Jahren die zahlreichen kleinen örtlichen Steinbrüche oder Tongruben die Fossilien lieferten, so sind es heute fast ausnahmslos nur noch Baumaßnamen, die die fossilreichen Schichten hin und wieder anschneiden und dem Sammler und Forscher die Möglichkeit bieten, die darin zahlreich enthaltenen Fossilien zu bergen.

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Abb.2: Lias Ebene bei Böbingen. Wir stehen auf Lias Gamma ... .
Die bewaldeten "Berge" der Alb im Hintergrund werden von Weißjura gebildet.


Links (nördlich) und rechts (südlich) der Rems bilden die Schichten des unteren Juras ein welliges Hügelland bzw. den leichten Anstieg zu den höher gelegenen steileren (unbebauten) Abschnitten des Braunen und Weißen Juras.

Die Stadt Schwäbisch Gmünd selber liegt in einem beengten Keupertal.
Fossilien sind nur selten zu finden.
Dafür liegen jedoch fast sämtliche Vororte bzw. Randgemeinden auf den weitaus fossilreicheren Unterjura  Schichten ... so z.B. im Norden: Wetzgau, Mutlangen, Lindach, Herlikofen ... oder im Süden: Straßdorf, Bettringen.

Nicht selten findet man innerhalb eines Ortes die kompletten Schichten des Unterjuras anstehend – so z.B. auf den Gemarkungen von Iggingen, Waldstetten, Bargau oder Böbingen ... um nur einige zu nennen.

Durch Erschließungsmaßnahmen boten sich insbesonderen in den letzten beiden Jahrzehnten zahlreiche - teils auch längerfristige - Aufschlüsse aus denen fast alle gezeigten Fundstücke stammen.


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Abb. 3: Aufschluss nördlich von Gmünd im Bereich: Lias Alpha (Hettangium + Sinemurium).


Fundstücke:

So auch die sog. Böbinger Seelilienkolonie, die unweit des Ausstellungsortes im April 1994 bei der Erschließung des Wohngebietes Schelmen-Nord im Lias Gamma (unteres Pliensbachium) gefunden wurde.

Ca. 45 qm der auf 100 qm geschätzten Kolonie wurden – nachdem der Fund dem Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart (Museum am Löwentor) gemeldet war – in einer 4 wöchigen Grabungskampagne geborgen.

Von dem Fund wurden bis heute ca. 15 qm mittels Strahltechnik freigelegt.
Anläßlich der Jubiläumsausstellung „am Fundort“ Böbingen stellt das Stuttgarter Museum dieses Teilstück als besonderes Highlight der Gemeinde Böbingen und den Ausstellungsmachern zur Verfügung.

Daher auch der treffende Titel der Ausstellung „Die Böbinger Seelilien und der Unterjura im Albvorland“.

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Abb.4: Mitglieder des NKV vor der "Böbinger Seelilie"


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Abb.5: Details der Böbinger Seelilie. Größer der Platte ca. 70 x 100 cm.
Leihgabe des Museums am Löwentor (Stuttgart)


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Abb.6: Detailansicht einer Seelilie. Kontrast wurde duch Bildbearbeitung etwas erhöht.

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Abb.7: Detailansicht einiger Seelilien-Stiele. Der Kontrast wurde durch Bildbearbeitung etwas erhöht.


In insgesamt 16 Glasvitrinen sowie 3 Tischen werden die schönsten Funde gezeigt, die Mitglieder des Naturkundevereins in den letzten Jahren geborgen haben.


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Abb.8: Vitrine mit Funden aus dem Arietenkalk


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Abb.9: Vitrine mit Funden aus dem Arietenkalk

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Abb.10: Weitere Funde aus dem Arietenkalk (oben Mitte: Euagassiceras resupinatum)

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Abb.11: Paracoroniceras charlesi (früher: Paracoroniceras gmuendense)
aus dem Arietenkalk. Durchmesser ca. 50 cm.

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Abb.12: Arnioceras acuticarinatum aus dem Arietenkalk. Durchmesser ca. 7,5 cm.


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Abb.13: Asteroceras acceleratum aus dem Arietenkalk. Durchm. ca. 17cm.


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Abb.14: Meiner Meinung nach ein Xipheroceras rasinodum (und nicht wie
in der Ausstellung bestimmt: Epophioceras) aus dem Arietenkalk. Durchmesser ca. 30cm.



Highlights der Ausstellung

Absolute Highlights der Ausstellung sind – neben der Böbinger Seelilienkolonie -  Seelilien, Seeigel, Seesterne aus dem untersten Hettangium die im Jahr 1972 im Rahmen einer Forschungsgrabung im Raum Gmünd geborgen wurde. Diese Fundstücke hat die Uni Tübingen dankenswerterweise als Leihgaben zur Verfügung gestellt. Anhand dieser Funde prägte Prof. Seilacher den Begriff der Verschüttungslagerstätte. Die Stücke werden erstmals öffentlich ausgestellt.


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Abb.15: Seelilie aus dem untersten Lias Alpha (Hettangium 1). Länge ca. 6cm. Leihgabe Uni Tübingen.


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Abb.16: Seestern aus dem untersten Lias Alpha (Hettangium 1). Breite ca. 10 cm. Leihgabe der Uni Tübingen. Neben Seesternen wurde auch noch Schlangensterne und Seeigel geborgen wovon letztere in der Ausstellung auch zu sehen sind.


Weitere Funde
:

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Abb. 17: Oxynoticeras oxynotum aus dem Lias Beta. Durchm. ca. 4 cm.


Neben der üblichen Begleitfauna werden insbesondere Ammoniten zahlreich ausgestellt. Ganz besonders gut gefallen haben mir dabei einige Ammoniten der Gattung Prodactylioceras, die aus der Sammlung Münch stammen. In knapp 100 Stunden Präparation ist es dem Sammler gelungen, den Ammoniten incl. Schale und Bedornung aus den harten Kalkbänken herauszuschaben. Eine wahrhaft einmalige Präparationsleistung die ich so noch nicht (aus dieser Gegend !) gesehen habe. Leider kommt dies auf den Bildern nicht so recht "rüber".


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Abb.18: Ammoniten (insbes. Androgynoceras, Prodactylioceras u. Liparoceras) aus dem Lias Gamma.


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Abb.19. Vitrine mit Funden aus dem Lias Gamma. Hinten links ein Liparoceras mit 30 cm Durchmesser !


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Abb.20: Sog. Krebsknollen aus dem Lias Gamma. Länge jeweils ca. 6cm.
Siehe hierzu einen früheren Beitrag über diese Krebse:

http://www.steinkern.de/fossilien-aller-zeitalter/jura/unterjura/621-krebse-aus-dem-schwarzen-jura-der-schwaebischen-alb.html



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Abb.21: Nautilus "Cenoceras" aus dem Lias Gamma. Durchm. ca. 20 cm.


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Abb.22: Div. Belemniten aus dem Lias Gamma. Länge max. 15 cm.


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Abb.23: Amaltheus stokesi aus dem untersten Lias Delta. Durchmesser 13cm.


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Abb.24: Pleurotomaria aus dem Lias Delta. Durchm. ca. 4cm


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Abb. 25: Div. Funde auf Pyritknollen. Die Gegend um Waldstetten war dafür schon zu Zeiten von Quenstedt berühmt. Auch heute noch finden sich immer wieder solche Stücke.


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Abb.26: Ein Leckerbissen ... ein Krebs (Eryma) auf einer Pyritknolle aus dem Lias Delta. Größe ca. 4 cm.

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Abb.27: Schlangenstern aus dem Lias Delta. Größe ca. 2cm. Ein äußerst
seltener Fund im schwäbischen Lias !!

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Abb.28. Amaltheus margaritatus aus dem Lias Delta. Durchm. ca. 5 cm


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Abb. 29: Krebs "Proeryon hartmanni", Länge ca. 20 cm.
Nur ein Beleg dafür, dass der Lias Epsilon in der  hiesigen Gegend ähnlich
Funde liefert wie die Schieferbrüche im benachbarten Holzmaden.


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Abb.30: Seeigel aus dem Lias Epsilon. Durchm. des Kapseln jeweils ca. 1,5 cm

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Abb.31: Nautilus "Cenoceras intermedium" aus dem Lias Zeta von Hammerstadt.

Da die Laufzeit der Ausstellung in Böbingen (bis Ende Mai 2010) doch sehr kurz ist, wird im Herbst 2010 die Jubiläumsausstellung in Schwäbisch Gmünd nochmals präsentiert werden. Weil dort mehr Vitrinen und mehr Platz zur Verfügung stehen ... in einem etwas größerem Rahmen und mit noch mehr Fundstücken !!

Selbstverständlich wird die Böbinger Seelilie dort nochmals präsentiert werden.

Termin für diese Ausstellung: 5. November 2010 – 30. Januar 2011
in Schwäbisch Gmünd im „Museum im Prediger“


Besonderer Dank gilt dem Museum am Löwentor (Stuttgart) und der Uni Tübingen die auf unkomplizierte Weise einmalige Fundstücke zur Verfügung gestellt haben.



Das "Unterjurabuch" zur Ausstellung:

Quasi als Begleitbuch zur Ausstellung wurde der neue Unicornisband 12 
„Der Unterjura in der Umgebung von Schwäbisch Gmünd“ auf der Eröffnungsveranstaltung zur Ausstellung vorgestellt.
Herausgeber dieses "Unterjurabuches" ist der Naturkundeverein Schwäbisch Gmünd e.V.

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Abb.32: Unterjurabuch: Umschlag (Hardcover) - Vorderseite


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Abb.33: Unterjurabuch: Umschlag (Hardcover) - Rückseite

Das "Unterjurabuch" stammt aus der Feder von Werner K. Mayer.
Darin enthalten auch ein Beitrag  (Kapitel 6) von Prof. Dieter Rodi über: Landschaft, Boden u. Vegetation des Unterjuras um Schwäbisch Gmünd.

W.K. Mayer ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Geologie des Naturkundevereins Schwäbisch Gmünd.
Mit viel Fachkenntnis, Fleiss und Organisationstalent ist es Ihm gelungen ein didaktisch gut aufbereites "Unterjurabuch" zu schreiben das mehr als „nur“ ein geologischer Führer ist.

Auf ca. 250 Seiten wird wissenschaftlich korrekt aber jederzeit leicht verständlich in die Geologie bzw. die Fossilführung des Unterjuras der Gegend um Schwäbisch Gmünd eingeführt.

Das "Unterjurabuch" (wie es der Autor liebevoll selber nennt) ist sowohl für heimatkundlich Interessierte als auch für Hobby-Geologen gedacht.

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Abb. 34: Inhalt

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Abb. 35: Inhalt


Auch wenn es kein Bestimmungsbuch sein will – dafür gibt es genügend Spezialliteratur – so bietet es mit seinen 300 Abbildungen (darunter sehr viele
prächtige Fossilabbildungen) dem Hobby-Geologen die Möglichkeit, die wichtigsten Gesteine und Schichten zu erkennen und die darin enthaltenen häufigsten Fossilfunden systematisch einzuordnen bzw. zu bestimmen.


Zu Beginn des Buches wird zunächst auf „Die Stellung des Unterjuras im Gefüge der Erdkruste“ eingegangen. Es wird der Bogen vom Süddeutschen Schichtstufenland mit den 3 Landschaftsräumen: Keuperbergland / Albvorland / Schwäbische Alb zu Gegend um Schwäbisch Gmünd gespannt.

Begriffe wir Statigraphie, Biostratigraphie oder Fazies werden kurz aber verständlich erklärt. Es wird sowohl auf die historische Juragliederung (Quenstedt´sche Alphabet Lias Alpha bis Lias Zeta) eingegangen als auch auf die derzeit internationale Schichtstufengliederung bzw. die im Unterjura wichtigen Zonenleitfossilien.

 Danach wird auf über 100 Seiten im Detail auf die einzelnen Schichtstufen
des Unterjuras eingegangen. Neben zahlreichen Fossilien in perfekter Abbildungsqualität werden auch Photos von Aufschlüssen oder Profilen gezeigt. Dies erleichtert das Wiedererkennen der Schichten im Gelände.

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Abb.36: Grafisch gut umgesetzte Tabellen

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Abb.37: Übersichtliche Tabellen / Zeichnungen


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Abb.38: Phototafel

Nach einen 8 seitigen interessanten Exkurs in die Landschafts- Boden- u. Vegetationskunde folgt eine leicht verständliche Einführung in die wichtigsten
Fossilgruppen, die im Unterjura anzutreffen sind.

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Abb.39: Einführung in die wichtigsten Fossilgruppen


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Abb.40: Exkurs in die Landschafts- Boden- u. Vegetationskunde


An diese Stelle erschöpfen sich nun die meisten geologischen Führerer.

Die Kapitel die nun folgen, machen das Buch für mich als Lokalsammler ganz besonders interessant.

Kapitel 8 – Sammeln, Forschen, Bewahren und Vermitteln

Einen Friedrich August Quenstedt oder Pfarrer Engel kennt jeder Jura Sammler.
Daneben gab es jedoch weitere, weitaus weniger bekannte Persönlichkeiten die als regionale Sammler oder Forscher untrennbar mit der Geologie u. Paläontologie der Gmünder Gegend verbunden sind.

Endlich erfährt man etwas zur Biographie der Personen, deren Namen ich bisher nur aus Erzählungen älterer Sammler kannte. Es macht Spass die Anekdoten und Geschichten zu lesen, die zu manchen Personen überliefert worden sind.

So lese ich, dass z.B. der Gmünder Architekt Schöne noch zu Lebzeiten dem Tübinger Museum zahlreiche Ammoniten aus dem Arietenkalk verkaufte.
Es soll sich um mehrere Tausend (!!) Stücke gehandelt haben.

Angesichts der Tatsache, wie schwer es heutzutage ist, gut erhaltene Großammoniten („Arieten“) zu finden, eine schier nicht zu glaubende Zahl.

Jetzt wird mir auch klar, wie er in der Lage war, die von mir in einem früheren Beitrag beschriebene Ammonitenwand in seinem Garten zu gestalten.

Siehe hierzu:
http://www.steinkern.de/kurioses-und-humor/88-50-arieten-auf-einen-streich-eine-ammonitenmauer-der-besonderen-art.html


Mit dem Kapitel 9 folgt ein weiterer interessanter Abschnitt der sich mit der historischen Nutzung der Gesteine im Raum Schw. Gmünd beschäftigt – sei es nun als Baumaterial oder für die Herstellung von Gebrauchsgegenständen (Töpfereien) oder Schmuckgegenständen (Rosenkränze aus Gagat).

Noch vor einer oder zwei Generation gab es vielerorts kleinere Steinbrüche und Tongruben in denen ohne maschinellen Einsatz unsere Großväter Steine und Erden für den Haus- u. Straßenbau gewonnen haben.

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Abb.41: Verwendung von Arietenkalk als Pflaster- u. Vorlagesteine um 1935.

Leider wurden alle dieser Abbaustellen noch Mitte des 20. Jahrhunderts mit Müll und Aushub verfüllt, sodass heute kaum noch jemand weiß, wo diese Stellen überhaupt lagen. Aber aus eben diesen Brüchen und Gruben stammen sehr viele der Fossilien, die heute in Museen liegen und den Ruhm der Gegend um Schwäbisch Gmünd begründen.

Wer weiss schon, dass der rhätische Limes im Bereich von Schwäbisch Gmünd aus Sandsteinen des Hettangiums und Sinemuriums (Arietenkalk) gebaut wurde !?

Insgesamt ein jederzeit leicht zu lesendes sehr informatives Buch zur Geologie und Paläontologie des Unterjuras der Gmünder Gegend.

Leicht zu lesen auch deshalb, weil mittels Fußnoten auf jeder Seite die im Text verwendeten Literaturangaben aufgelistet werden und weil im Text der direkte
Verweis auf eine evtl. zugehörige Abbildungen erfolgt.

Die im Buch verwendeten Fachbegriffe werden im Anhang erklärt.

Abschließend findet sich im Buch zudem ein Literaturverzeichnis,
eine Liste der im Buch genannten Gattungen u. Arten und der im Buch erwähnten Personen und Orte – jeweils mit direktem Verweis auf die betreffende Buchseite.

Ein Abbildungsverzeichnis bzw. Sammlungsnachweis fehlt ebensowenig.


Fazit:

Das Buch überzeugt in dreierlei Hinsicht:

1. Tolles Hardcover, hochwertiges Glanzpapier, perfekter Druck
2. Moderne und ansprechende grafische Umsetzung
3. Leicht verständliche didaktisch gut aufbereitete Inhalte.

Da ist es dann auch zu verschmerzen, dass man über die eine oder andere Fossilbestimmung diskutieren könnte oder dass bei den Fossilnamen nicht der Autor angegeben wird, der die jeweilige Art aufgestellt / erstmals beschrieben hat. Da man aber gar nicht den Anspruch auf eine wissenschaftliche Veröffentlichung erhebt ... ist dies akzeptabel.

Man kann sich nur wünschen, dass in naher Zukunft vergleichbare Werke über den Mitteljura (Dogger) oder Oberjura (Malm) nachfolgen.


Bezug:

Zu beziehen ist das wirklich sehens- und lesenswerte Buch über:

Naturkundeverein Schwäbisch Gmünd e.V.
Münsterplatz 15
D 73525 Schwäbisch Gmünd

Bestellung sollten per eMail gerichtet werden an:
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Der Versand erfolgt nach Eingang des Betrages (Vorauskasse)
auf das Konto: 440037217 bei der KSK Ostalb, BLZ 614 500 50


Weitere Informationen bzw. zusätzliche Fossilbilder
gibt es im Forum unter:

http://www.steinkern.de/forum/viewtopic.php?t=8511