Ausrüstung fürs Gelände

GPS-Outdoor-Navigation für Fossiliensammler

Alle Welt spricht von GPS-Geräten und GPS-Navigation. Smartphones navigieren uns durch die Welt, kaum ein Auto fährt noch ohne Navi und Wanderer und Radfahrer haben diesen Trend ebenfalls für sich entdeckt. Aber auch für Fossiliensammler stellt ein GPS-Gerät eine hervorragende Unterstützung dar.

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Orientierung auch im Nebel auf abgelegenen Wegen  ...

 

Grundsätzlich ist das Thema GPS-Outdoor-Navigation zunächst für Wanderer, Radfahrer und Bergsteiger gedacht, aber ist der Fossiliensammler nicht auch der typische Outdoor-Mensch? Gerade für den Sammler ist ein GPS-Gerät ein grandioses Objekt. Was lässt sich nicht alles damit anstellen : Fundstellen speichern, Schichtgrenzen kartieren, Orientierung im unwegsamen Gelände, Fundstellen nach Jahren wiederfinden, usw.

Bei der großen Menge an detailliertem Kartenmaterial, das ein Fossiliensammler oftmals benötigt, ist dann ein GPS-Gerät im Vergleich zur Papierkarte auch gar nicht mehr so teuer.

Die klassische Landkarte hat Konkurrenz bekommen - das GPS-Gerät und die digitale Karte. Moderne GPS-Geräte sind außerordentlich präzise, bieten hervorragendes Kartenmaterial und im Internet findet sich ein großes Angebot an oft kostenlosen Wanderwegen aus der ganzen Welt zum Download. Stirbt die klassische Land- und Wanderkarte deshalb aus? Gibt es bald keine Papierkarten mehr? Finden Sie die kleine Fundstelle in den Französischen Alpen auch noch beim nächsten Urlaub in drei Jahren nochmals wieder? Können Sie sich in der Gletscherwelt der Alpen auf ein GPS-Gerät verlassen, um den Weg zur Hütte sicher zu finden?

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Auch bei widrigen Wetterverhälnissen immer auf dem sicheren Weg ...


Diese Fragen sind ganz klar mit JA zu beantworten. Auch wenn eine gute Karte unabdingbar notwendig ist, um den großen Überblick über die Tour zu behalten, auch wenn GPS-Geräte natürlich als hochtechnische Geräte ausfallen können und dann der Umgang mit Karte und Kompass unerlässlich ist: GPS-Geräte sind extrem robust und führen Sie sicher ins Ziel, bei Nebel und bei Dunkelheit. Sie können sich nicht mehr verlaufen, Sie kennen immer die genaue Position und wenn Sie die Tour gut geplant haben, finden Sie das Ziel, die Fossilfundstelle oder die Alpenhütte, auch bei Sichtweiten unter zwei Metern sicher. Ein gutes GPS-Gerät mit einer guten Karte bietet somit ein Maximum an Orientierung und auch an Sicherheit. Es lohnt sich also, sich mit diesem Thema zu befassen, auch wenn man in vermeintlich sicheren Gebieten unterwegs ist, denn plötzlicher Nebel kann auch dort auftreten. Hat man dann einmal die Orientierung verloren, kann es brenzlig werden. Das GPS-Gerät aber sagt vollkommen wetterunabhängig immer genau, wann es rechts oder links abgeht, man kann den korrekten Weg nicht mehr verlieren.

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GPS-Gerät SatMap active 10 mit Rasterkarte der Belaearen.
Exellentes Kartenmaterial und Möglichkeit der Tourenplanung im Gelände am Gerät.



Stellen Sie sich vor, Sie wandern in der Eifel auf der Suche nach neuen Fossilfundstellen. Natürlich haben Sie eine Landkarte in der Tasche, aber wenn man so durch Hügel und Wälder streift, dann weiß man oftmals nicht so ganz genau, an welcher Stelle man denn nun wirklich gerade steht. Insbesondere dann, wenn topografische Merkmale fehlen, tritt der Fall schnell ein. Nun finden Sie aber genau an dieser Stelle Fossilien, deren genauen Fundort Sie natürlich dokumentieren wollen.


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Im Oberbergischen Land aufgezeichnete Tour, vom GPS-Gerät in das Kartenbearbeitungsprogramm Garmin Basecamp eingespielt. Interessant die beiden Kartendartsellungen : oben die Rasterkarte (Original topografische Karte des Landesvermessungsamtes), unten schaut die Garmin Vektorkarte 1:25.000 hervor.

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Der Kartenausschnitt zeigt die Detailgenauigkeit.



Ein Druck auf eine Taste eines GPS-Gerätes und die genauen Koordinaten des Fundortes sind gespeichert, sie lassen sich zuhause am PC in eine digitale Karte übertragen, somit ist die Fundstelle in der Karte exakt eingezeichnet. Jahre später, wenn Sie diese Fundstelle noch einmal aufsuchen wollen, laden Sie die Koordinaten wieder in Ihr GPS-Gerät, das Sie problemlos wieder dorthin führen wird - auch wenn auf der damaligen Wiese mittlerweile ein Wald gewachsen ist!

Mit wenig Aufwand lässt sich so auch eine Fundstellendatei anlegen, denn die gespeicherten Fundstellen lassen sich mit unterschiedlichen Symbolen markieren (bspw. nach Stratigrafie) und mit Texterläuterungen versehen.

Für die Eifel gibt es nun hervorragendes Kartenmaterial, aber wie ist es mit Zentralspanien oder dem marokkanischen Antiatlas? Kein Problem mit einem GPS-Gerät, Sie markieren die Fundstelle als Wegpunkt und drei Jahre später stehen Sie ohne Mühe wieder an genau der selben Stelle, auch ohne Karte, auch dann, wenn alles nur Geröllwüste ohne Geländemerkmale ist.

Genauso zeichnet das GPS-Gerät exakt den Weg auf, den Sie zurücklegen. Sie können diesen Weg später auf einer digitalen Karte oder auf Google Earth ansehen, Ihren Weg rekonstruieren und abspeichern.


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Screenshots der Kartendarstellung auf einem Garmin GPS-Gerät, Karte Topo Deutschland V3 (links) und Topo Deutschland 2010 (rechts)



Sie können natürlich auch eigene Wege auf digitalen Karten einzeichnen und sich vom GPS-Gerät dort entlang führen lassen. Wissen Sie, wo genau Ihre Fundstelle liegt, können Sie sich auf dem Weg dorthin auch im dichtesten Wald nicht mehr verirren. Haben Sie eine digitale Karte im PC, so können Sie einen Weg einzeichnen, der genau auf einem fossilführenden Horizont verläuft, diesen Weg (genannt Track) ins GPS-Gerät einspielen und dann im Gelände genau auf diesem fossilführenden Horizont entlang gehen ... und viele neue Fundstellen finden. Gibt es die geologischen Karten nicht in digitaler Form, so können Sie diese einscannen, kalibrieren (bzw. dies von einem Service machen lassen) und dann am PC bearbeiten. Das ist nicht ganz einfach, lässt sich aber erlernen.

Vielleicht wollen Sie einem befreundeten Sammler für die Urlaubsreise ein paar Fossilfundstellen irgendwo in den Mergelhügeln der Provence verraten? Schicken Sie ihm einfach die GPS-Koordinaten und schon findet er die Fundstelle problemlos.

 

Sie benötigen ein modernes Outdoor-GPS-Gerät,  das Angebot hat in den letzten beiden Jahren erheblich zugenommen, geeignete Geräte gibt es im Handel ab etwa 200 Euro. Auch viele Smartphones besitzen heute einen GPS-Empfänger, sind allerdings zum Fossiliensammeln meist nicht geeignet. Für Smartphones steht nur beschränkt geeignetes Kartenmaterial zur Verfügung, die Geräte sind auch nicht stoßfest, nicht wasserdicht und die Spezialakkus dieser Handys sind im allgemeinen sehr schnell leer, so dass der Wanderer nach kurzer Zeit ohne GPS-Unterstützung in der Landschaft steht. Nehmen Sie Ihr Smartphone, werfen Sie es in eine 20 Meter entfernte Pfütze … ein Outdoor-GPS-Gerät hätte das überlebt. Die GPS-Empfänger der Smartphones sind oftmals  weniger empfangsstark als die der GPS-Geräte. Ein wirkliches Outdoor-GPS-Gerät überlebt auch tiefe Stürze unbeschadet, ist absolut wasserdicht und ist mit normalen Batterien bzw. entsprechende Akkus einsatzfähig, die auf der Tour einfach ausgetauscht werden können, so dass Sie hiermit problemlos tage- oder wochenlang unterwegs sein können, denn passende Batterien bekommen Sie auch in einem Laden mitten in Afrika.

Wie soll ein geeignetes GPS-Gerät beschaffen sein? Wozu soll es genutzt werden? Wählen Sie lieber ein kleines, handliches Gerät, das sich beim Wandern und Klettern am Rucksack befestigen lässt und kaum auffällt? Oder bevorzugen Sie eher ein Gerät mit größerem Display zu benutzen, das dann aber unhandlicher und schwerer ist? Wichtig ist auch die Lage der Funktionstasten, lassen sie sich auch einfach drücken, wenn das Gerät am Fahrradlenker montiert ist oder ist die Handhabung auf Einhand-Seitenbedienung ausgelegt? Oder doch lieber ein GPS-Gerät mit Touchscreen, das eine leichtere und intuitivere Steuerung ermöglicht, sich aber mit kalten Fingern und Handschuhen kaum bedienen lässt? Einen Touchscreen oder ein absolut blendfreies TFT-Display?

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Mit GPS-Orientierung in den Alpen unterwegs ...


Ganz wichtig ist das Kartenmaterial. Für Deutschland ist das kein Problem, da bietet jeder Hersteller Kartenmaterial im Maßstab 1:25.000 an, aber fahren Sie öfters ins Ausland? Das beste GPS-Gerät nutzt nichts, wenn Sie für Ihren Urlaub kein Kartenmaterial bekommen können. Kartenmaterial ist nicht billig, so kostet die Deutschlandkarte 1:25.000 bei allen Herstellern etwa 200 Euro. Oftmals allerdings lassen sich im Internet kostenlose Karten herunter laden, allerdings nicht für alle Länder und nicht immer in der gewünschten Qualität. So sind bspw. die kostenlosen Karten des Projektes Openstreetmaps für Deutschland meist hervorragend und besser als Karten, die auf den Daten der Vermessungsbehörden beruhen, für manche Urlaubsregionen, bspw. die Kanarischen Inseln, sind sie gar nicht zu gebrauchen, weil der Datenbestand (=Wegenetz) noch vollkommen unzureichend ist. Auch ist die Installation dieser kostenlosen Karten nicht immer so einfach, wie es Ihnen der Händler vielleicht beschreibt, ein gewisses Maß an Kenntnis ist schon erforderlich.


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GPS-Genauigkeitsanzeige und Satellitenkontakt auf einem Garmin-GPS-Gerät.


Haben Sie ein GPS-Gerät und die geeignete Karte für die gewünschte Region, haben Sie immer noch keinen einzigen Wanderweg. Karten der neuesten Generation sind „autoroutingfähig“, d.h., wie bei der doch anders gearteten KFZ-Navigation tippen Sie den Zielpunkt Ihrer Tour ein und das GPS-Gerät berechnet den Weg vollkommen automatisch auch auf Wanderwegen und kleinen Pfaden für Wanderer und auf fahrradgeeigneten Wegen für Radfahrer.  Wenn Sie nun die Koordinaten einer Fundstelle haben und weiterhin eine routingfähige Karte besitzen, geben Sie die Koordinaten ein und das GPS-Gerät führt Sie dorthin, zeigt Ihnen den Weg auch über kleine Waldwege und Pfade. Hier wird allerdings nicht immer die optimale Route berechnet, der kürzeste Weg ist nicht immer der schönste! Da ist es besser, vor der Tour den schönsten Weg am PC auf einer digitalen Karte selbst zu planen und dabei Rastplätze, Aussichtspunkte, idyllische Wege an Bachufern, Wege über den Grat sowie Einstiege in Klettersteige und ähnliches zu berücksichtigen. Der Sammler aber wandert ja nicht nur durch die Gegend, er sucht Steine. Er trägt ggf. einiges an Werkzeug mit sich und schleppt bei guten Funden auch kiloweise Steine zurück. Auch von daher kann es sinnvoll sein, den Weg zuvor optimal zu planen.

Aber betrachten wir die GPS-Anwendungen nur unter dem Aspekt des Wanderns, so finden sich auf den Internetseiten von Fremdenverkehrsämtern, Wandervereinen oder in Outdoorforen bestens ausgearbeitete und beschriebene Wanderrouten und Klettersteige mit allen touristischen Informationen, deren genauer Verlauf sich als „Track“ – so heißt ein navigierbarer Weg für das GPS-Gerät – herunterladen und sich ins GPS-Gerät einspielen lassen. Immer mehr Verlage gehen dazu über, zu den Beschreibungen in ihren Wanderführern einen entsprechenden Track des Wanderweges für das GPS-Gerät anzubieten, der sich nach dem Kauf des Führers aus dem Internet in das GPS-Gerät herunterladen lässt. Aber auch Bücher und Zeitschriften für Fossiliensammler gewöhnen es sich allmählich an, GPS-Koordinaten zu veröffentlichen und auch in Internetforen machen sich diese Koordinaten allmählich bemerkbar. Ein Verirren ist dann nicht mehr möglich, in der einen Hand haben Sie den Wanderführer mit der Beschreibung der Tour, in der anderen Hand Ihr GPS-Gerät, das Sie so genau leitet, das Sie Ihren Weg auch noch bei absoluter Dunkelheit sicher finden werden.

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Kein Verirren mehr möglich ... auch nicht im wilden Hochland von La Gomera


Allerdings, der Umgang mit dem GPS-Gerät ist nicht ganz so einfach. Bevor Sie auf große Tour gehen, machen Sie sich mit dem Gerät vertraut, machen Sie Probetouren in bekannter Umgebung, speichern Sie Ziele, die sie kennen und versuchen Sie diese sicher zu erreichen. Finden Sie also als erstes den Briefkasten um die Ecke, pirschen Sie sich auf anderen Wegen als bisher an bekannte Fundstellen heran, wenn Sie diese finden, wissen Sie, dass Sie alles richtig gemacht haben.

Wenn Sie mit Ihrem GPS-Gerät vertraut sind, ist es ein wunderbarer Wegbegleiter. Sie finden immer Ihren Weg, egal ob bei Sonnenschein auf der Schwäbischen Alb oder bei Nacht im Siebengebirge. Sie finden auch noch bei Dunkelheit die Alpenhütte auf der Sie übernachten wollen und auch in der Sahara finden Sie sicher die Oase, die Ihr Überleben sichert.

 

Die Abbildung der GPS-Geräte und der Screenshots von GPS-Geräten und PC-Anwendungen erfolgt mit freundlicher Genehmigung der jeweiligen Hersteller.

 

Literatur

Thomas Froitzheim

GPS für Biker

Das aktuelle Handbuch für Mountainbike, Rennrad und Tourenrad

4.überarbeitete Auflage 2011.  192 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen, paperback.     EUR 22,95

Verlag : Bruckmann

---> GPS-Experte Thomas Froitzheim beschreibt Geräte und Software, Tourenplanung am PC, Umgang mit dem GPS-Gerät, richtige Einstellungen und Menüführungen, etc.  ... uneingeschränkt empfehlenswert auch für Fossiliensammler, denn die Geräte, die Software und auch die Anwendungen sind für Radfahrer und Fossiliensammler gleich. In diesem Buch stellt der Autor die aktuellen GPS-Geräte vor, empfiehlt digitale Karten und stellt Internetseiten vor, von denen Daten geladen werden können.

 

 

Ulrich Benker

GPS auf Outdoor-Touren

Praxisbuch und Ratgeber für die GPS-Navigation

8.überarbeitete Auflage 2010. 214 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen, paperback.     EUR 19,95

Verlag : Bruckmann

---> grundlegende Einführung und umfangreiche Praxistipps für die Nutzung von GPS-Geräten und digitalen Karten, Beispiele überwiegend Bergsteiger und -wanderer.